»
Türkei »
» »

Vor dem Referendum in der Türkei: Schon mal auf „Neinsager“ schießen und sie einsperren, sie foltern…

Frauenplakat zum Türkeireferendum Februar 2017Unterdessen spielen sich dramatische Szenen in einem kurdischen Dorf in der südosttürkischen Provinz Mardin ab. Seit dem 11. Februar hält die Armee den Ort Kuruköy (kurdisch: Xerabe Bava) besetzt. Die rund 500 in dem Dorf verbliebenen Bewohner dürfen ihre Häuser nicht verlassen, sie sollen psychischen und physischen Misshandlungen durch die Soldaten ausgesetzt sein. Mehrere Häuser wurden von der Armee beschossen oder in Brand gesetzt. Genaue Informationen über die Situation in Kuruköy sind rar, denn Strom- und Telefonleitungen wurden gekappt und die Armee hält die Zufahrtswege gesperrt. Auch eine Delegation von Abgeordneten der links-kurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurde am Wochenende am Betreten von Kuruköy gehindert. Im Internet kursieren Foto- und Videoaufnahmen von brennenden Häusern und Soldaten, die blutige oder verbrannte Leichen nackter Männer über den Boden schleifen. Es soll sich dabei um Aufnahmen aus Kuruköy handeln, die von Soldaten selbst ins Internet gestellt wurden. Auf einem Bild ist ein uniformierter Vermummter zu sehen, der über einem wie eine Jagdtrophäe vor ihm auf dem Boden liegenden Toten den Gruß der faschistischen Grauen Wölfe zeigt“ – aus dem Artikel „Staatsterror vor Referendum“ von Nick Brauns am 21. Februar 2017 in der jungen Welt externer Link – ein aktueller Beitrag dazu, wie Erdogan und Bande Wahlkampf führen. Siehe zum Referendum und seinen Umständen weitere aktuelle Beiträge:

  • „Entscheidungsschlacht um die türkische Demokratie“ von Ismail Küpeli am 19. Februar 2017 bei Özguruz externer Link, worin es unter anderem heißt: „Wer erwartet hätte, dass Ministerpräsident Yıldırım in seiner Rede in Oberhausen auf die grundlegenden Änderungen eingehen würde, die die Einführung des Präsidialsystem mit sich bringen würde, wurde enttäuscht. Yıldırım konzentrierte sich stattdessen darauf, die türkische Regierung als die Schutzmacht der Türkeistämmige in Deutschland darzustellen. So sagte er: „Hinter euch steht euer Ministerpräsident Binali Yıldırım, eurer Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan, die Türkische Republik. Ihr werdet euch nie alleine fühlen. Weiter ging es mit einer nationalen Identitätsstiftung: „Ihr, die den Ausweis der Türkischen Republik trägt, ich möchte von euch, dass ihr diesen Ausweis mit Stolz trägt. Ihr seid die Nachkommen von Helden. Ihr seid die Kinder eines Landes, die die Geschichte lenkt.“ Für diejenigen Zuhörer, die weniger an Pathos und Identität interessiert sind, führte er auf, was die AKP für die Deutschtürken an Erleichterung und Zugeständnissen erbracht habe – von der Senkung der Gebühren für Reiseausweise bis hin zu Vergünstigungen bei dem Freikauf vom Militärdienst
  • „Türkei-Referendum: Wählen, ohne zu wissen, worum es geht“ von Gerrit Wustmann am 21. Februar 2017 bei telepolis externer Link der zur Oberhausener Veranstaltung unterstreicht: „Denn obwohl das Referendum im Mittelpunkt stand, ging Yildirim zu keinem Zeitpunkt auf Details ein. Er verlor sich in hübschen, markigen Sätzen, beschwor Einigkeit und Zusammenhalt und die Stärke der Türkei. Beim Publikum verfängt das. Geladen waren vor allem Claqeure.  Der Auftritt wurde von der UETD organisiert, der deutschen Lobbyorganisation der AKP mit Sitz in Köln. Alles war gut organisiert: Mit Reisebussen ließ die UETD die Leute aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland nach Oberhausen bringen
  • „Solidarity with dismissed unionists in Turkey“ am 21. Februar 2017 bei der PSI externer Link ist die Solidaritätserklärung der Internationalen Föderation der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst an die über 2.500 GewerkschafterInnen der KESK, die im Rahmen der Erdoganschen Säuberungen entlassen wurden – einer der vielen Aspekte der Repressionswelle, der hier nur als Beispiel dafür dienen kann, wie der Alltag in der „Großen Türkei“ der Jasager und Befolger aussieht
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=112189
nach oben