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Nach 226 Tagen Hungerstreik: Semih Özakca (unter polizeistaatlichen Auflagen) frei gelassen, Nuriye Gülmen nicht – dafür neue Festnahmewelle gegen linke Journalisten

Die Hungerstreikenden von Istanbul am 50. TagMit elektronischer Fußfessel und Ausgang nur zu medizinischer Betreuung: Das sind die – keineswegs nur dem Erdogan-Regime typischen – Auflagen, unter denen Semih Özakca am Freitag, 20. Oktober 2017 nach 225 Tagen im Hungerstreik frei gelassen wurde. In der Meldung „Semih Özakça kommt unter Auflagen frei“ am 20. Oktober 2017 bei Turkishpress.de externer Link heißt es: „Am Ende des Prozesstages wurde der ehemalige Grundschullehrer Özakça unter der Auflage, dass er eine elektronische Fußfessel trägt, seine Wohnung nur zur medizinischen Behandlung und für Gerichtsanhörungen verlässt, freigelassen. Das Gericht lehnte die Freilassung Universitätsdozentin Gülmen jedoch ab. Sie muss weiterhin in Untersuchungshaft bleiben“. Zur selben Zeit gibt es Meldungen über eine neue Welle von Festnahmen linker Journalisten, vor allem solcher, die über die Situation in den kurdischen Gebieten berichtet haben. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge und einen Artikel über die Solidaritätsbewegung mit dem Hungerstreik und ihr Verhältnis zu anderen Bewegungen, insbesondere den Gewerkschaften:

  • „Pro-Kurdish, leftist journalists detained in Ankara“ am 21. Oktober 2017 bei Turkish Minute externer Link ist die Meldung über die Festnahme von Sibel Yükler, Duygu Erol und Habibe Eren von der Jinnews Agentur sowie von Diren Yurtsever und Selman Güzelyüz von der Mezopotamya  Nachrichtenagentur. In den letzten Tagen gab es außerdem zahlreiche weitere Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen von Presseausweisen. Bereits vor dieser jüngsten Repressionswelle war die Bilanz der Jagd auf jegliche kritische Berichterstattung eindeutig: 259 in Haft befindliche JournalistInnen, wovon 235 sich in (unbegrenzter) Untersuchungshaft befinden – gegen 133 weitere bestehen Haftbefehle…
  • „La difficile convergence des luttes sociales“ am 22. Oktober 2017 bei Kedistan externer Link ist ein Gespräch mit einem Betroffenen über die Bedeutung der Freilassung (ein erster Erfolg), sowie über den Widerstand vieler Entlassener und der Bedeutung des Hungerstreiks dabei – sowie die Beziehungen zu anderen widerstand leistenden Gruppierungen und Strömungen gegen die „große Säuberung“, inklusive der Probleme, die es bei der Zusammenführung solcher Bewegungen gibt. Dabei wird insbesondere die Rolle der Gewerkschaftsföderation im öffentlichen Dienst KESK diskutiert, die der Gesprächspartners des Magazins, selbst dort aktiv, ausgesprochen kritisch sieht.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=123032
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