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Ruhe an der Heimatfront: Türkische Regierung verbietet Metallerstreik – eine von drei Gewerkschaften ruft dennoch weiterhin zum Streik auf

Birlesik LogoDer Streik der Metallarbeiter in der Türkei, der für etwa 130.000 Beschäftigte in knapp 180 Unternehmen beschlossen worden war, ist von der türkischen Regierung am 26. Januar 2018 verboten worden – aus Gründen der nazionalen Sicherheit. Was im konkreten bedeutet, dass er für 60 Tage verboten ist – wie schon so oft in der Regierungszeit der AKP – und dann durchgeführt werden könnte (falls Stimmung und Bedarf noch vorhanden, auf deren Entschwinden dieser Schritt ja abzielt). Es ist nicht das erste Mal, dass ein Streik der Metallarbeiter auf diese undemokratische Weise verhindert wird – und selbst ein Streik der Glasarbeiter war in den Augen von Erdogan&Co schon eine Bedrohung ihrer offensichtlich nicht sehr starken Sicherheit. Umso mehr jetzt, da diese Regierung das Land in ein Kriegsabenteuer gestürzt hat, jedes kritische Wort dazu verbietet und Gleichschaltungs-Leitlinien an die Medien ausgibt. Auch anhand dieses Streikverbotes zeigt sich im Übrigen einmal mehr – wie schon beim Krieg im Norden Syriens – dass die meisten angeblichen Oppositionsparteien des Landes in Wirklichkeit Blockparteien sind, die alles mitmachen. Und es profitieren von diesem Verbot auch Unternehmen: Bosch, Ford, Mercedes Benz, Renault und Siemens. Weswegen wohl auch hierzu in der BRD wenig kritische Stimmen zu finden sind… Bleibt fest zu halten: Auch dieses Mal, wie schon verschiedentlich in der Vergangenheit, gibt es in der Türkei Gewerkschaften, die dieses Verbot nicht akzeptieren! Zu Streikbeschluss und Streikverbot zwei aktuelle Beiträge – und die Dokumentation der Erklärung der Metallgewerkschaft BİRLEŞİK METAL İŞ, dass sie dieses Verbot nicht hinnehmen wird (Englisch, samt kurzer deutscher Zusammenfassung):

  • „Turkey: Metal industry strike banned by the Government“ am 26. Januar 2018 bei IndustriAll externer Link ist die Meldung über das Streikverbot durch die türkische Regierung. Darin wird insbesondere darauf verwiesen, dass jeder einzelne Minister das Verbot namentlich mit beschlossen hat – und dass, Freundschaft ist Freundschaft, in dem entsprechenden Erlass der Regierung auch die einzelnen Unternehmen aufgeführt sind, für die das Verbot gilt. IndustriAll kritisiert, wie schon bei früheren Streikverboten, das Dekret der türkischen Regierung als undemokratisch und gegen den § 87 der ILO-Konvention gerichtet.
  • „130,000 metal workers in Turkey to go on strike for better wages“  am 24. Januar 2018 bei Daily Sabah externer Link ist die Meldung über den Streikbeschluss der drei beteiligten Gewerkschaften Turkish Metal Union (Türk Metal), United Metal Workers‘ Union (Birleşik Metal-İş) und der Iron, Steel, Metal and Metallic Products Workers‘ Union (Çelik-İş), der den Streikbeginn am 2. Februar vorsah. Birleşik hatte in den Lohnverhandlungen eine Festgeldforderung erhoben (695 Lira), während die beiden anderen Gewerkschaften jeweils eine Lohnerhöhung prozentual gestellt hatten – 38%. Verschiedene Unternehmen hatten – nachdem die drei Gewerkschaften am 12. Januar das „Angebot“ von 6,4% Lohnerhöhung in Betriebsversammlungen abgelehnt hatten – darauf gedrängt, dass der Unternehmerverband der Metallindustrie einen Beschluss zur Aussperrung fassen solle.
  • “We don’t Recognize the Strike Ban! We are on strike on 2nd of February!” am 26. Januar 2018 ist die Erklärung der Gewerkschaft BİRLEŞİK METAL İŞ, daß sie das Streikverbot nicht anerkenne und weiterhin zum Streikbeginn am 2. Februar aufrufe. Wir dokumentieren im Folgenden diese (ins englische übersetzte) Erklärung. (Deren wesentliche Punkte sind:  Die Nichtakzeptanz des Verbots und die Aufrechterhaltung des  Streikbeschlusses für 30 Betriebe mit rund 12.000 Beschäftigten, die von der Gewerkschaft vertreten werden. Dies geschehe, wie es auch bereits bei früheren verbotenen Streiks durch diese Gewerkschaft vertreten worden sei, weil das Recht auf Streik verfassungsmäßig garantiert sei, auch wenn die AKP Regierung bereits 14 Mal zu diesem Mittel gegriffen habe – dieses Mal sogar zu einem Zeitpunkt, da der Unternehmerverband die drei Gewerkschaften (getrennt) zu neuen Verhandlungen eingeladen habe. Abschließend wird zur Solidarität mit dem Kampf der Metallarbeiter aufgerufen).
  • “We don’t Recognize the Strike Ban! We are on strike on 2nd of February!”
    During the ongoing group collective bargaining process with Turkey Metal Industrialists‘ Union (MESS) covering 130 thousand workers, at a stage when the strike was declared in the workplaces, the Ministerial Cabinet banned our strike decision. In the collective bargaining negotiations of the 2017-2019 period, which continued between our union and MESS and resulted in a dispute, the strike in this process was banned before it even took place.
    In particular, with the strike ban announced today before the meeting with MESS, the government once again showed its open support to the MESS and bosses and ignored the struggle of 130,000 metal workers. We ignore and do not recognize this unthinkable assault on our Constitutional right to strike.
    It is not acceptable that the Council of Ministers prohibits the strike of 130 thousand workers on the grounds that it is „harmful to national security“ especially on the day when MESS invited 3 unions to meet again at different times on the same day.
    Metal workers will give the necessary response to this Government who is enemy of the workers.By keeping their promises to employers, AKP Governments banned almost all the strikes since the day they took power.
    With this final decision, the number of banned strikes has reached to 14. The number of the strikes banned during the state of emergency has reached to 6. The AKP governments banned our strike in Electromechanical Sector and Asil Steel at the beginning of 2017 and our 2015 MESS strikes before. In addition to the strikes of our union, the strikes of Glass and Bank workers were also banned contrary to the Constitution and international conventions.
    The Council of Ministers declared the prohibition decision of the strike as of 04:00 am and suddenly destroyed the metalworkers’ right to strike as it is ordered by the President. The right to strike is a universal right. It is a constitutional right guaranteed by International Conventions.
    Taking away of our right to strike is an open and illegal assault to our right to free collective bargaining. Collective bargaining without a right to strike is „nothing“. The government has made it a habit to ban the strikes by using various excuses.
    We, as metalworkers don’t recognize the Government’s ban on our strike as we didn’t recognize the previous strike ban in EMİS (electromechanical industry) workplaces before. This strike ban protects only bosses, doesn’t protect workers‘ rights, takes away workers right to strike, prevents the usage of a Constitutional right.
    Today, as metalworkers, we will give our response to those who ban our strike by using our power stemming from production in workplaces.
    Our union will apply its decision to go on strike on Feb. 2 at 30 workplaces covering around 12 thousand workers covered by MESS. We invite all friends of labor to support this righteous struggle of the Birleşik Metal İş member metalworkers.
    LONG LIVE METALWORKERS‘ RIGHTEOUS STRUGGLE
    LONG LIVE BİRLEŞİK METAL İŞ
    BİRLEŞİK METAL İŞ
    EXECUTİVE BOARD
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127191
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