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Entschuldigung von Lonmin gefordert – und Einhaltung der Versprechungen 5 Jahre nach dem Massaker von Marikana

Demonstration der Streikenden in Marikana - zwei Tage vor dem Terror der südafrikanischen Polizei„Fünf Jahre nach dem Massaker von Marikana fordert Bischof Seoka vom britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern die Einlösung von Versprechen“ – so beginnt die gemeinsame Presseerklärung „Lonmin soll sich endlich entschuldigen!“ vom 02. Februar 2017 der verschiedenen gruppierungen, die sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben. In der Erklärung, die wir im folgnden dokumentieren, heißt es unter anderem: „Der neue Präsident des Verwaltungsrats, Brian Beamish, und Ben Magara, Vorstandsvorsitzender seit 2013, versicherten den Repräsentanten von Plough Back the Fruits, eine neue Ära einzuleiten und die Anliegen der Arbeiter ernst zu nehmen. Sie versprachen, über den Bau eines Mahnmals mit allen Betroffenen zu reden. Auf die geforderte Entschuldigung wollten sie jedoch ebenso wenig eingehen wie auf Entschädigungsforderungen der bei dem Massaker verletzten Bergleute sowie der Witwen und Waisen der getöteten Bergleute“.  Siehe die Dokumentation der Presseerklärung

Gemeinsame Pressemitteilung – Johannesburg/London/Basel/Köln/Heidelberg  2. Februar 2017

„Lonmin soll sich endlich entschuldigen!“

(Fünf Jahre nach dem Massaker von Marikana fordert Bischof Seoka
vom britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern die Einlösung von Versprechen)

Ein internationales Bündnis von Nichtregierungsorganisationen hat den Druck auf das britisch-südafrikanische Bergbauunternehmen Lonmin erhöht, damit dieses endlich guten Willen zeigt. Auf der Hauptversammlung des weltweit drittgrößten Platin-Produzenten in London verlangte das vom südafrikanischen Bischof Johannes Seoka angeführte Bündnis, Lonmin müsse sich für seine Mitschuld am Massaker von Marikana endlich öffentlich entschuldigen.

Zwar bedauern einzelne Vertreter von Lonmin wie der Vorstandsvorsitzende (CEO) Ben Magara die Vorfälle, die am 16. August zum Tod von 34 Bergleuten führten. Eine formelle Entschuldigung des Unternehmens gibt es aber bisher nicht. „Die Menschen erwarten, dass Lonmin Verantwortung übernimmt“, sagte Bischof Seoka vor mehreren hundert Aktionärinnen und Aktionären in der Haberdasher´s Hall im Zentrum der britischen Hauptstadt. Tatsächlich aber habe die Bergbaufirma die Polizei gerufen habe, um den Streik der Beschäftigten niederzuschlagen. Der anglikanische Bischof hatte noch am Tag des Massakers vor Ort versucht, die sich abzeichnende Katastrophe zu verhindern, war aber von Sicherheitskräften zum Verlassen Marikanas gezwungen worden. Bischof Seoka verlangte vom Lonmin-Vorstand „eine Geste des guten Willens“. Er sagte: „Es könnte helfen, die Wunden zu heilen und die Spannungen zwischen den Witwen und Angehörigen der ermordeten Bergleute und Lonmin abzubauen. So regte der Bischof die Errichtung eines Mahnmals zu Ehren der getöteten Bergleute an der Stätte des Geschehens an.

Der neue Präsident des Verwaltungsrats, Brian Beamish, und Ben Magara, Vorstandsvorsitzender seit 2013, versicherten den Repräsentanten von Plough Back the Fruits, eine neue Ära einzuleiten und die Anliegen der Arbeiter ernst zu nehmen. Sie versprachen, über den Bau eines Mahnmals mit allen Betroffenen zu reden. Auf die geforderte Entschuldigung wollten sie jedoch ebenso wenig eingehen wie auf Entschädigungsforderungen der bei dem Massaker verletzten Bergleute sowie der Witwen und Waisen der getöteten Bergleute.

Vor Beginn der Hauptversammlung hielten Vertreterinnen des Bündnisses vor laufenden Kameras der internationalen Medien die Portraits der 34 erschossenen Arbeiter hoch. Bischof Seoka verlas die Namen der 34 Getöteten, aus Lautsprechern waren 34 Gewehrschüsse zu hören. Die Kampagne Plough Back the Fruits mit ihren südafrikanischen, deutschen, schweizerischen und österreichischen Mitgliedern hatte bereits 2015 und 2016 von BASF, dem hauptsächlichen Abnehmer des von Lonmin geförderten Platins, Entschädigungen für die Hinterbliebenen des Marikana-Massakers verlangt. BASF wies die Forderung aber zurück.
Barbara Müller von der schweizerischen Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im Südlichen Afrika (KEESA) wiederholte gegenüber dem Lonmin-Management diese Forderung. „Die von Lonmin angebotene Anstellung der Witwen ist keine Lösung. Viele Witwen wollen nicht für die Firma arbeiten, die für den Tod ihrer Männer mit verantwortlich ist.“ Außerdem würden ihre Familien, die oft weit weg vom südafrikanischen Platin-Gürtel lebten, auseinander gerissen.  Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verlangte, dass Lonmin endlich seinen Verpflichtungen für bessere Lebensbedingungen der Arbeiter nachkommen müsse. Der größte Teil der 33.000 Minenarbeiter lebe weiter in slumartigen Hütten. Die Wasser- und Stromversorgung in Marikana sei mangelhaft.

Am Protest beteiligten sich:
– Amnesty International UK
– Bench Marks Foundation (Südafrika)
– Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Köln
– Ecumenical Council for Corporate Responsibility (ECCR)
– Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im Südlichen Afrika (KEESA), Schweiz
– Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA), Heidelberg
– London Mining Network
– Marikana Miners Solidarity Group, London
– Plough Back the Fruits Campaign
– United Society Partners in the Gospel (USPG)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=111146
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