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[16. August 2012] Am siebten Jahrestag des Massakers von Marikana: Deutlich wird, welch historischer Einschnitt in die Entwicklung Südafrikas dieser unaufgeklärte Massenmord war

Marikana-MassakerZahlreiche Veranstaltungen und mehrere Demonstrationen waren am Freitag, 16. August 2019 Ausdruck der nach wie vor bestehenden Forderungen zahlreicher Bergarbeiter Südafrikas und insbesondere der Hinterbliebenen der in jenen Tagen ermordeten Streikenden von Lonmin nach Gerechtigkeit, nach Aufklärung und Entschädigung – inklusive der sich ausbreitenden Forderung, den 12. August zu einem nationalen Gedenktag zu machen. Aber auch alle wesentlichen politischen Kräfte des Landes sind faktisch gezwungen, sich zu positionieren. Wobei einerseits Zugeständnisse an Dauer und Intensität des Protestes zu verzeichnen sind – etwa, wenn Richter Farlam, der die keineswegs unabhängige, sondern staatliche Untersuchungskommission geleitet hatte – die einige Bauernopfer als Ergebnis hatte – eingesteht, es sei nicht alles aufgedeckt worden. Andererseits sehen die nicht der Regierung nahe stehenden kämpferischen Gewerkschaften durch die Nichtaufarbeitung von Marikana ihre Kritik am ANC und seinen Partnern KP Südafrika und Gewerkschaftsbund Cosatu bestätigt. Und schließlich versucht sich der ANC selbst einstweilen in einer Gegenoffensive: Zum einen, indem nochmals die seit Jahren eingenommene Bewertung verteidigt wird, das ganze – der Streik – sei ohnehin eine Provokation gewesen, zum anderen, indem der Präsident Ramaphosa kund tun lässt, er wolle nach Marikana reisen, was wiederum von vielen Betroffenen als Provokation betrachtet wird, ist doch seine Rolle beim Massaker bis heute, extrem vorsichtig ausgedrückt: Umstritten. Siehe zum siebten Jahrestag des Massakers vier aktuelle Beiträge, darunter auch die Stellungnahmen und Berichte zu Aktivitäten der von der ANC-Regierung unabhängigen Gewerkschaftsorganisationen und Beiträge zum Vergleich der damaligen Situation mit der heutigen:

  • „Amcu members hit out at ANC for siding with Lonmin, capitalists“ von Siyabonga Mkhwanazi am 17. August 2019 bei iol externer Link ist ein Bericht von der Kundgebung der Gewerkschaft AMCU zum Jahrestag des Massakers. An der Kundgebung nahmen mehrere Tausend Bergarbeiter teil, die sowohl die Erinnerung an ihre getöteten Kollegen hochhielten, als auch in verschiedenen Redebeiträgen betonten, dass das Unternehmen Sibanye Gold, das Lonmin Anfang 2019 aufgekauft hatte, die damalige Haltung des Unternehmens, den Bergarbeitern einen ausreichenden Mindestlohn zuzugestehen, heute weiter fortsetze – was bedeuten müsse, dass eine neue Streikbewegung organisiert werden müsse.
  • „SA is not getting the answers it deserves, says Marikana judge Farlam“ von Dan Meyer am 16. August 2019 im Sowetan Live externer Link ist ein Beitrag über die Aussagen des Vorsitzenden der offiziellen Untersuchungskommission, des früheren Richters Ian Farlam, der aus Anlass des Jahrestages betont hatte, dass (nicht einmal) die (wenigen) Anforderungen zur Aufklärung, die im offiziellen Bericht seiner Kommission enthalten waren, in irgendeiner Weise erfüllt worden seien, dies stehe nach wie vor aus – wobei zu erinnern ist, dass dieser Bericht im März 2015 abgeschlossen wurde und im Juni desselben Jahres der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
  • „SAFTU statement on 7th anniversary of Marikana Massacre“ vom 16. August 2019 externer Link ist die Erklärung des linken Gewerkschaftsbundes zum 7. Jahrestag des Massakers. Darin wird vor allen Dingen die Haltung der SAFTU nochmals unterstrichen, die ANC-Regierung für das Blutvergießen verantwortlich zu sehen und nicht, wie offiziell „untersucht“, einige Polizeibeamte. Es wird darin auch daran erinnert, dass der damalige Unternehmensvorstand und heutige Staatspräsident „entschlossenes Vorgehen“ gegen den Streik gefordert habe. Und es wird daran erinnert, dass der damalige Streik (für einen Mindestlohn von 12.500 Rand) in einer Situation stattgefunden habe, die sich von der heutigen insofern wenig unterscheidet, als dass nach wie vor um einen Mindestlohn, der zum Leben ausreicht gekämpft werden müsse.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153238
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