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Der Streik in spanischen Call Centern gewinnt an Kraft

convenio_telemarketing_cgtSeit dem 22. September befinden sich zunehmend mehr Beschäftigte diverser Call Center und Telemarketing-Ketten in Spanien im Streik (meist mit 2stündigen Warnstreiks an verschiedenen Orten), mit einem ersten Höhepunkt am landesweiten ganztägigen Streiktag am 6. Oktober.  Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung um einen neuen Tarifvertrag, über den die Mehrheitsgewerkschaften der Branche 20 Monate lang ergebnislos verhandelten, sind die Arbeitsbedingungen. In einer Branche, die von Subunternehmen geprägt ist – wie im ganzen Bereich „Kundenbetreung“ keineswegs nur von Unternehmen, sondern auch von Behörden – wächst die Zahl der Beschäftigten, die zu 70 Prozent weiblich sind. Rund 80.000 Menschen sind in Spanien bei solchen Unternehmen tätig – wobei auch hier noch eine unbekannte, aber keineswegs kleine Zahl von LeiharbeiterInnen hinzu kommt.  Und die gesamte Arbeit wird ausschließlich anhand von Zahlen beurteilt: Wer wie viele Anrufe bearbeitet hat ist der einzige Gradmesser, und oft genug ist das einzige Werkzeug der gute Wille der Beschäftigten. „Ausgebrannt“ sind in dieser Branche viele Beschäftigte schon nach zwei Jahren. Siehe dazu zwei aktuelle und einen Hintergrundbeitrag:

  • „Por qué hay huelga en el telemarketing“ bereits am 15. September 2016 bei Iniciativa Debate externer Link ist ein Beitrag eines Aktivisten der CGT, der ausführlich über Hintergrund und Ursache dieses Streiks informiert – und über die bisherigen gewerkschaftlichen Aktivitäten im Verlauf eben der letzten 20 Monate. Er zeichnet dabei die Entwicklung seit 2010 nach, als der damalige Tarifvertrag zu deutlichen Einkommensverlusten führte (obwohl die Ausgangsbasis der Gehälter bereits niedrig lag – und etwa das Gleichstellungsgesetz keineswegs befolgt wurde, was auch die Arbeitsinspektion bereits mehrfach kritisiert habe) – und die Entwicklung nach gesetzlicher Erleichterung der Kündigung durch die Regierung im Jahr 2012, die vor allem davon gekennzeichnet sei, dass langjährige Beschäftigte durch neue ersetzt worden seien. In letzter Zeit hätten dann auch die Drohungen zugenommen, die ganze Tätigkeit nach Lateinamerika zu verlagern
  • #„Éxito de la huelga convocada en Extel-Telemarketing en Zaragoza“ am 06. Oktober 2016 bei Rojo y Negro externer Link ist ein Streikbericht vom Tage der CGT, die bei Extel in Saragossa die Mehrheitsgewerkschaft ist. Die Teilnahme an Streik und Protest wird als extrem erfolgreich bewertet – zumal in einer Situation, da das Unternehmen eine Entlassungswelle angedroht hat, die in der Niederlassung Saragossa von etwas über 600 Beschäftigten genau 104 treffen soll, anderswo sei es ähnlich. Hervorgehoben wird dabei auch, dass ein Grund für die erfolgreiche Mobilisierung auch sei, dass es endlich gelungen sei, eine gemeinsame Streikbeteiligung aller Gewerkschaften zu erreichen.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=105441
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