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Bock, Gärtner, Fußball: Vor der WM 2018

FIFA: Mafia

Die gnadenlose Ausbeutung südostasiatischer Bauarbeiter in Katar (Sponsor des ach so republikanischen FC Barcelona) beim Bau der Infrastruktur für die FIFA-WM 2022 war schon verschiedentlich Thema auch im medialen Mainstream. Im Jahr 2017, aus Anlass des Confed-Cups, auch die gnadenlose Ausbeutung mittelasiatischer Bauarbeiter in Russland. Eine Fortsetzungsgeschichte: Die Vertreibung zentausender Familien in verschiedenen brasilianischen WM-Städten vor der WM 2014 ist ebenso darin enthalten, wie die monatelange Polizeijagd auf StraßenhändlerInnen bei der WM 2010 in Südafrika („Cola sollt ihr saufen“)(Wir berichteten über alle). Eher im Hintergrund: Der beständige Strom von LKWs aus der BRD in russische Fußballstadien – Geschäfte machen muss erlaubt sein. Wenn über Korruption berichtet wird, wird ein Sommermärchen plötzlich zum Ausnahmefall – und das russische Sicherheitskonzept ist so fragwürdig (Kosakenpeitschen), wie private Sicherheitsfirmen, die Nazis zur Bewachung von Flüchtlingslagern einsetzen (BRD). Wie sich die heutige kapitalistische Gesellschaft in ihrem größten „Sportereignis“ wiederspiegelt – Schlaglichter darauf in fünf Beiträgen:

  • „Die FIFA und die Menschenrechte“ zuletzt am 13. März 2018 bei Human Rights Schweiz externer Link hat das Verdienst, die Repression aus Anlass der verschiedenen kommenden und vergangenen WMs in einer Art Überblick zusammen zu fassen, etwa so zu Südafrika 2010: „«Das grösste Fest in der Geschichte Afrikas» führte zu einem bedeutenden Anstieg von Menschenhandel, Entführungen und Kinder-Prostitution. Es fand geradezu eine Jagd nach jungen Mädchen statt, um auf die erwartete Nachfrage nach Prostituierten während der Fussball-WM reagieren zu können. Bauarbeiter haben zu Hungerslöhnen die notwendige Infrastruktur bereitgestellt. Dem Bau der WM-Stadien gingen Enteignungen und Zwangsumsiedlungen voraus. Der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter meinte dazu: Bei Arbeits- und Menschenrechten würden die Einflussmöglichkeiten der FIFA aufhören“.
  • „Schuften wie ein Weltmeister“ von Alina Schwermer am 31. Mai 2018 in der jungle world externer Link kommentiert die HRW-Dokumentationen über die Arbeitsbedingungen auf russischen Baustellen: „Bei Streiks und Protesten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen gab es Fälle von Bedrohungen, Festnahmen oder Kündigungen, stellte HRW ferner fest. Für den Bericht hat die Organisation in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt sechs WM-Baustellen besucht, die Feststellungen passen zu den Beobachtungen bei vorangegangenen Fußballweltmeisterschaften: Beim Bau von WM-Stadien herrschen ausgesprochen üble Arbeitsbedingungen. Bei der Kritik an der diesjährigen WM in Russland spielt die Situation der Bauarbeiter eine geringe Rolle. Westeuropäische Medien, die vor der WM kritisch aus und über Russland berichten, haben meist andere Themen: Doping, Homophobie und die autoritäre Politik von Präsident Wladimir Putin. Über Homophobie in Russland berichten deutsche Medien regelmäßig. Die verzögerte Akkreditierung des ARD-Doping-Experten Hajo Seppelt sorgte für eine Diskussion über die Pressefreiheit in Russland. Über soziale Themen wie Armut, fehlenden Zugang zu Bildung oder unzureichende Gesundheitsversorgung erfährt man in deutschen Medien dagegen wenig. Verglichen mit den Zuständen in Katar, wo die WM 2022 stattfinden wird, erscheint Russland zugegebenermaßen fast harmlos: Mit mutmaßlich mehr als 1 000 Toten auf WM-Baustellen seit 2010 führt Katar die Liste der Arbeitsrechtsverletzungen bei Vorbereitungen zu Fußballweltmeisterschaften an“.
  • „Ungezügelt maskulin“ von Torsten Fuchshuber am 03. Juni 2018 ebenfalls in der jungle world externer Link zum Einsatz der Kosaken bei der WM: „Wenn in zwei Wochen Fußballfans aus aller Welt nach Russland reisen, werden sie auch den Mitgliedern eines ganz besonderen Traditionsvereins, den sogenannten Kosaken, begegnen. Ihm gehören die Männer in Tarnanzügen und mit pelzbekränzten Hüten an, die Anfang Mai gemeinsam mit der Polizei öffentlichkeitswirksam über eine Demonstration der Oppositionsbewegung um Aleksej Nawalnyi hergefallen sind. Die Miliz, die seit einigen Jahren immer öfter als Hilfspolizei agiert, soll auch während der Weltmeisterschaft für Ordnung sorgen. Da werden sie vermutlich weniger die zugereisten Fans als vielmehr die heimische Opposition ins Auge fassen. Bereits bei einer Protestaktion während der olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 hatten Mitglieder der Band Pussy Riot Bekanntschaft mit den Milizionären und ihren Nagaika genannten traditionellen Lederpeitschen gemacht. Die seit einigen Jahren verstärkt vom Staat finanzierten Milizen agieren als eine Art putinistische Sittenpolizei. Die Kosaken überfallen Kunstgalerien und regimekritische Theaterveranstaltungen und machen in Städten Jagd auf Migranten“.
  • „Schuften bis zum Tod bei -15 Grad“ von Ibrahim Naber am 11. Mai 2018 in der Welt externer Link (Abo nötig) ist ein klassischer „Rohrkrepierer“ – nicht, weil behauptet wird, russische Baufirmen hätten die FIFA sozusagen übers Ohr gehauen, sondern, weil unter der ganzen Propaganda deutlich wird, wer da alles Geschäfte macht: „Anfang April rollten 22 Kühl-Lastwagen vom Niederrhein Richtung russland. Ihr Ziel: Das WM Stadion in Samara, 3.500 Kilometer entfernt. (…) Die Hilfsgüter (! – kleiner Kommentar) kamen aus Deutschland: Insgesamt 440 Rasen-Rollen der Firma Pfeifer transportierten die LKW über Polen und Weißrussland nach Samara“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=132963
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