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Zechenstreik: Polnische Bergarbeiter blockieren Eisenbahn

Dossier

Polnische Bergarbeiter (blockieren Eisenbahn)Kompania Weglowa beschäftigte vor 10 Jahren bei der Gründung als AG rund 65.000 Menschen – heute sind es etwa noch 47.000. Jetzt sollen von den 14 Zechen gleich vier geschlossen werden und die zehn anderen an andere Unternehmen abgegeben – eine langandauernde Absatzkrise, die durch die stark gefallenen Ölpreise weiter verschärft wurde. Der nach eigenen Angaben größte Kohleförderer Europas bzw die polnische Regierung haben offensichtlich nur ein Problem: Dass die Belegschaften ihren Beteuerungen, es würden nur wenige entlassen und die unter sozialen Bedingungen, die erträglich sind nicht glauben: Sonst würden sie kaum so entschieden sich zur Wehr setzen, wie sie es seit Donnerstag letzter Woche tun. Tausende sind „unten geblieben“ viele andere blockieren Eisenbahnen in Schlesien. Der Bericht „La grève des mineurs se durcit en Pologne“ von RFI am 13. Januar 2015 (hier dokumentiert bei SO) externer Link macht die Vielfalt der Kampfformen ebenso deutlich, wie die bisher zurückhaltenden Reaktionen der Regierung – die Premierminsiterin ist am 12. Januar zu Gesprächen mit den Gewerkschaften nach Katowice gereist – währenddessen haben neben den vier betroffenen Zechen inzwischen die Belegschaften von vier weiteren Zechen den Streik organisiert. Siehe dazu:

  • Nach dem Bergarbeiterstreik: Ein Erfolg der Einheit der polnischen Gewerkschaftsbewegung
    Bergarbeiterstreik im Januar 2015 in PolenWie auch immer das genaue Ergebnis des Bergarbeiterstreiks im Januar 2015 aussehen mag und bewertet werden wird: Erst einmal steht die Regierung Polens als Verlierer da. Gegenüber den Bergleuten, die die beschlossene Schliessung einstweilen verhindert haben – und gegenüber der polnischen Gewerkschaftsbewegung, die zum ersten Mal seit langer Zeit einen Erfolg verbuchen konnten. Denn: Es war nicht nur der Streik der vier Zechen von Kompania Weglowa – so begann es, dass die unmittelbar Betroffenen streikten. Dann waren es 8, dann 12, am Ende alle 14 Zechen des Unternehmens. Und dann auch noch die Tatsachen, dass in Bytom eine Demonstration für die Forderungen der Bergleute stattfand, an der sich über 10.000 Menschen beteiligten, von denen maximal ein Drittel Bergleute sein konnten, dass in Befragungen 68,5% aller PolinInnen sich für den Streik und seine Ziele aussprachen, dass Bürgermeister und Stadträte Petitionen an die Zentralregierung gegen die Schliessung verfassten, und vor allen Dingen: dass alle Gewerkschaften der Region öffentlich beschlossen hatten, ebenfalls in den Streik zu treten, war eine Demonstration der Einigkeit an der die neoliberale Politik der Regierung erst einmal gescheitert ist – so legt es der Artikel „The Spectre of the General Strike over Poland’s Coal Mining Industry“ von Mateusz Trzeciak und Michał Maleszka am 16. Januar 2015 in Political Critique externer Link nahe, worin auch noch berichtet wird, welche Herrschaften denn gerne ein paar Zechen aufkaufen würden. Siehe dazu auch:

    • „Bergleute kippen die Regierungspläne“ von Florian Kellermann am 19. Januar 2015 beim Deutschlandfunk externer Link , worin es unter anderem heisst „Elf Tage dauerte der Protest, am Wochenende knickte die Regierung ein. Keines der staatlichen Bergwerke soll nun geschlossen werden. Keiner der 47.000 Beschäftigten wird entlassen. Die Menschen, die in Oberschlesien auf die Straße gingen, haben sich mit ihren Schlachtrufen durchgesetzt“ – und im Übrigen nachgeradezu exemplarisch die neoliberale Adaption der Ereignisse belegt – Bedauern über die Tatsache dass im Sinne der Profitjäger nötige Reformen nun entweder ausblieben oder doch aber verschoben seien, Positionen, für die es auch sehr leicht fällt Herren Wirtschaftsprofessoren zu finden, die sie nach – oder vortrommeln
  • Bergarbeiterstreik in Polen beendet – die Zechen werden nicht geschlossen
    Nachdem sich der Streik der polnischen Bergarbeiter immer mehr ausgeweitet hatte – neben zuletzt 12 der 14 Weglowa-Zechen wurden im Laufe der zweiten Streikwoche auch Bergwerke anderer Unternehmen bestreikt – sah sich die Regierung erst einmal gezwungen, die unmittelbaren Schliessungspläne aufzugeben, die vier Zechen, deren Stillegung bereits beschlossen war, werden weiter betrieben. In der Meldung „Polish government reaches compromise with protesting miners“ am 19. Januar 2015 in The Warsaw Voice externer Link werden keine genaueren Angaben gemacht, was der Kompromiß nun ganz konkret für die Belegschaften beinhaltet, ausser dass die Privatisierung weiter betrieben wird und dass es ein Abfindungsprogramm geben wird. Siehe dazu auch:

    • „Streiken lohnt sich“ von Reinhard Lauterbach am 19. Januar 2015 in der jungen welt externer Link , worin es einleitend heisst „Die polnische Regierung und die im Bergbau im früheren Schlesien vertretenen Gewerkschaften haben sich auf ein geändertes Verfahren zur Sanierung der Branche geeinigt. Die in der Nacht von Freitag zu Sonnabend getroffene Vereinbarung sieht keine sofortige Stillegung von vier unrentablen Bergwerken mehr vor. Auch die drohende Entlassung von 3.100 Beschäftigten vor allem im Übertagebetrieb der betroffenen Gruben (jW berichtete) ist zunächst vom Tisch, Für die 6.000 Arbeiter im Untertagebau war ohnehin die Versetzung auf andere Stellen innerhalb der staatlichen Holding Kompania Węglowa (KW) vorgesehen gewesen. Gehen sollen sie trotzdem: Die Vorruhestandsregelungen und Abfindungsangebote wurden nochmals aufgestockt
  • Nach Gespräch mit polnischer Ministerpräsidentin – jetzt werden 12 der 14 Weglowa Zechen bestreiktPolen: 12 der 14 Weglowa Zechen bestreikt
    Der Sprecher der Gewerkschaft PZZG Dariusz Potyrala sagte nach dem Treffen mit Ministerpräsidentin Kopacz, die sozialen Argumente der Gewerkschaften seien in den Verhandlungen durch eine Flut wirtschaftlicher Erwägungen ertränkt worden – die Gespräche wurden ohne weiteres Ergebnis nach 12 Stunden beendet. Die erste Reaktion darauf, ist dass nun 12 der 14 Weglowa-Zechen bestreikt werden, vor den Verhandlungen waren es 8 Zechen gewesen (und zunächst waren die 4 unmittelbar von Schliessung bedrohten Zechenbelegschaften in den Streik getreten), wie es aus dem Bericht „PM Kopacz and mining unions fail to reach agreement“ am 14. Januar 2015 bei The Warsaw Voice externer Link hervorgeht
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=73223
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