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Der Erdrutsch auf den Philippinen: Zuerst weltweit in den Schlagzeilen. Jetzt folgt die „Aufarbeitung“ durch die Regierung – mit dem Polizeiknüppel…

bergbauprotest_manila_20.9.2018

Der Erdrutsch auf den Philippinen, von den meisten als eine Folge der Wassermassen angesehen, die mit dem jüngsten Hurrikan über die Inseln ausgeschüttet wurden, hat eine bisher nicht endgültig festgestellte Zahl von Menschenleben gefordert. So viele, dass selbst europäische Medien – sogar bundesdeutsche – darüber berichtet haben. Auch darüber, dass die behördlich mobilisierten Helfer massiv Hilfe von der Bevölkerung bekamen. Die meisten Todesopfer, so die Nachrichten, seien in einer Kapelle gestorben, in die sie sich geflüchtet hatten – oft, nicht immer, mit dem Hinweis versehen, dass es sich bei diesem Gebäude um eine „frühere Schlafbaracke“ gehandelt habe. Was die Frage aufwirft, was denn da „früher“ wohl gewesen sei. Die Berge der Region Itogon sind „durchlöchert“ – Erbmasse der Goldkonzerne, die dort so lange abgebaut haben, wie es für sie profitabel war und dann verschwunden sind, ohne irgendeine „Aufräumarbeit“. Und weil, wie in anderen Ländern auch, entlassene Bergleute auf eigene Faust weiter abbauten und damit durchaus ein gewisses Auskommen hatten, sind noch mehr Menschen dahin gezogen, um ebenfalls ihr Glück zu versuchen. Denen der Umweltminister der Regierung Duterte androhte, es werde ein gesetzliches Verbot dieser Arbeit beschlossen – und dies werde auch „entschlossen durchgesetzt“. Siehe dazu zwei Meldungen über das Unglück und drei Beiträge, die sich mit Hintergrund und Entwicklung befassen:

  • „Mehr als 20 Tote nach Erdrutsch auf Philippinen“ am 21. September 2018 beim Stern externer Link vermeldet:  „Nach einem großen Erdrutsch auf den Philippinen haben Rettungsmannschaften bislang 22 Tote geborgen. Mindestens 60 Menschen wurden nach offiziellen Angaben noch vermisst, nachdem starke Regenfälle infolge des Taifuns Mangkhut im Dorf Tinaan in der Provinz Cebu, knapp 570 Kilometer südlich von Manila, den Erdrutsch ausgelöst hatten. In anderen Teilen der Philippinen starben bei Überschwemmungen und Erdrutschen mindestens 95 Menschen…“ – wobei in den ersten beiden Tagen die Anzahl der Todesopfer kontinuierlich anstieg…
  • „29 Tote nach Erdrutsch in Cebu geborgen – Mindestens 95 Tote nach Taifun Ompong“ am 21. September 2018 beim Philippinen Magazin externer Link informiert wenig später: „Nach Angaben der Behörden bargen Such- und Rettungskräfte 29 Tote und 8 Verletzte. Darunter ein 12-jähriges Mädchen, das gegen Mitternacht gerettet werden konnte. Sie war die Einzige aus ihrer Familie die den verheerenden Erdrutsch überlebte. Die Retter arbeiten unter Hochdruck, um einen möglichen überlebenden zu finden, der eine SMS gesendet hatte, die andeutete, dass er oder sie noch am Leben ist. In der Hoffnung, weitere Überlebende zu finden, suchten die Retter weiterhin das Gebiet mit Hilfe schwerer Ausrüstung und Suchhunden. Mindestens 50 Menschen wurden nach offiziellen Angaben noch vermisst…
  • „When the land of promise buried its people“ von Rambo Talabong am 23. September 2018 beim Rappler externer Link ist ein Beitrag, der im Gegensatz zu den diversen Agenturmeldungen die Hintergründe des Unglücks und seine Vorgeschichte zum Thema hat. Seit 1903 wurde hier industriell Gold gewonnen, sowohl im Tagebau, als auch unter Tage. Die Benguet, das Bergbauunternehmen, das den Abbau betrieb, hat die letzte Zeche 1997 geschlossen. Aber, da alle wussten, dass noch genügend Gold vorhanden war, wenn es mit wenig oder gar keinen Investitionen gefördert wird, entstand ein regelrechter Gold-Rush. Diejenigen, die ihr Glück versuchten, taten sich in Kooperativen und ähnlichen Vereinigungen zusammen. 32 solcher Organisationen sind offiziell registriert, mit jeweils über 1.000 Mitgliedern – aber nur vier von diesen Organisationen haben eine offizielle Erlaubnis, Bergbau zu betreiben. Was mit anderen Worten bedeutet, dass der Regierungserlass zum Verbot des Goldabbaus in der Region für über 30.000 „illegale Bergarbeiter“ und ihre Familien bedeutet, vor dem Nichts zu stehen…
  • „Police arrests environmentalists picketing conference of mining companies“ von Marya Salamat am 20. September 2018 bei Bulatlat externer Link ist ein ausführlicher Bericht über einen von der Polizei gewaltsam verhinderten Protest auf der alljährlichen Propagandashow der Bergbau-Unternehmen in der Hauptstadt, die von der Bergbaukammer des Landes organisiert wird. Dabei ging es sowohl um den aktuellen „Unglücksfall“ in Itogon, als auch um den prinzipiellen Protest gegen die Unterdrückung jeglicher Kritik am Bergbau durch die unterschiedlichen philippinischen Regierungen im Auftrag der Unternehmen. Ausführlich wird darin dargelegt, wie das Unternehmen Benguet sofort in den „Angriffmodus“ schaltete und von der Regierung forderte, ein Verbot des illegalen Abbaus zu erlassen, was diese in Person ihres sogenannten Umweltministers auch artig erfüllte. Die Begründung von Unternehmen und Regierung, die Sicherheits- und Umweltstandards würden von den kooperativen Bergarbeitern weitaus weniger erfüllt, als eben von den großen Unternehmen, werden anhand einer ganzen Reihe von Ereignissen des Jahres 2018 ausführlich und konkret widerlegt.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=137818
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