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Gründung von Betriebsrat geplant: Müller-Beschäftigte gekündigt

Dossier

Österreich: Gründung von Betriebsrat geplant: Müller-Beschäftigte gekündigt„Die Drogeriekette Müller hat einen Mitarbeiter gekündigt. Die Gewerkschaft GPA sieht darin den Versuch, einen Betriebsrat zu verhindern. (…) „Hier wird das Arbeitsrecht mit Füßen getreten. Wir haben das Gespräch gesucht, aber das Unternehmen hat uns die Tür zugeschlagen und uns signalisiert, wir sollen uns über die Häuser haun“, polterte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Wolfgang Katzian, am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. An seiner Seite die Betroffene Özlem Bakiray, die seit September 2015 als Verkäuferin in einer Müller-Filiale in Wien Floridsdorf beschäftigt war…“  Beitrag vom 9. Februar 2017 bei der Kleinen Zeitung online externer Link und die Pressemitteilung der GPA-djp Wien. Neu dazu:

  • »Ihre Mäntel werden nach der Arbeit durchsucht« Österreichische Beschäftigte der Drogeriekette Müller melden der Gewerkschaft ungeheuerliche Vorgänge.New
    Barbara Teiber, Mitglied der Bundesgeschäftsführung der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), erklärt in einem Interview dazu: „… Wir haben Fragebögen an alle Müller-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter geschickt, also an etwa knapp 2.800 Beschäftigte. Mehr als 300 von ihnen haben uns geantwortet. (…) Was uns hier in puncto Taschenkontrollen geschildert wurde, ist erschreckend. Offenbar werden die Mitarbeiter systematisch jeden Tag kontrolliert. Das betrifft auch solche, die schon mehr als fünf Jahre im Betrieb tätig sind. Teilweise werden ihre Mäntel nach der Arbeit bis ins kleinste Seitenfach durchsucht. Es wurde uns sogar von Spinddurchsuchungen ohne Anwesenheit der Beschäftigten berichtet. Wir haben Angaben über verschiedene Methoden erhalten. Teilweise wird die hauseigene Security eingesetzt; in anderen Filialen müssen die Beschäftigten nach der Arbeit beim Büro der Führungskräfte vorbeigehen, die dann selbst nachschauen. (…) Uns erinnert Müller an die frühere Kette Schlecker: Alles läuft über den Eigentümer, einen älteren Mann. Auf ein so großes Unternehmen sind die Führungsstrukturen nicht angepasst, Rückmeldungen werden kaum ernst genommen. Es handelt sich also um einen speziellen Fall. Auch gibt es in anderen großen Lebensmittelketten längst Betriebsräte.“ Johannes Supe im Gepräch mit Barbara Teiber bei der jungen Welt vom 19. April 2017 externer Link

  • »Erst lobten sie meine Arbeit« – Als in einer ihrer Wiener Filialen eine Arbeitervertretung entstehen sollte, kündigte die Drogeriekette Müller einer engagierten Angestellten. Gespräch mit Özlem Bakiray
    Wichtige Aussagen von Özlem Bakiray: „… Seit September 2015 war ich geringfügig angestellt und arbeitete ein- bis zweimal in der Woche. Dabei habe ich mich natürlich mit meinen Kolleginnen über positive und negative Dinge, die im Betrieb passieren, ausgetauscht. Schließlich hat sich die Idee mit dem Betriebsrat entwickelt. Doch irgendwann hat die Marktleitung davon Wind bekommen, und ich wurde ins Büro gerufen. Es wurde mir gesagt, dass ein Betriebsrat vom Unternehmen nicht gewünscht wird. Danach hat der Druck begonnen. Sie wollten Namen wissen, wer für den Betriebsrat ist. Ich hab’ allerdings nichts verraten; dann wurden andere unter Druck gesetzt. Ich wurde permanent beobachtet, mit wem und was ich rede. Aber trotzdem habe ich nicht aufgegeben. (…) Mein Wunsch wäre, dass sich die Arbeitnehmer mehr über ihre Rechte informieren und das, was sie tun, nicht unterschätzen. Ohne jeden einzelnen würde es das Unternehmen nicht geben. Man bekommt einmal im Monat sein Gehalt, aber man leistet jeden Tag über acht, neun oder zehn Stunden etwas. Dass dafür ein Lohn überwiesen wird, ist selbstverständlich. Nur weil man dankbar ist, einen Job zu haben, sollte man sich trotzdem nicht auf den Buckel hauen lassen. Ohne uns gibt es auch keine Unternehmen.“ Michael Wögerer im Gespräch mit Özlem Bakiray bei der jungen Welt vom 21. Februar 2017 externer Link
  • Einsatz für Betriebsrats-Gründung darf nicht zur Kündigung führen: Klage gegen Handelskette – jetzt werden auch Arbeitsbedingungen im Drogeriemarkt Müller unter die Lupe genommen
    „Weil sie Interesse an der Gründung eines Betriebsrats gezeigt hatte, wurde Özlem Bakiray, beschäftigt bei der Drogeriekette Müller in Wien, im Jänner gekündigt. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele KollegInnen gerne einen Betriebsrat hätten, aber Angst davor haben, mitzumachen, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten. Die KollegInnen haben mir aber signalisiert, mich zu unterstützen, wenn ich mich als Betriebsrätin bewerbe“, erzählte die 33-Jährige am Donnerstag, 9. Februar 2017, im Rahmen einer Pressekonferenz. Das betriebsratsfeindliche Klima habe sie auch von einer Vorgesetzten vermittelt bekommen: „Die Marktleiterin hat mir gesagt, dass ich aufhören soll mit anderen Beschäftigten über eine Betriebsratsgründung zu sprechen. Sie hat gesagt, sie will das nicht und sie weiß, das Unternehmen will das auch nicht.“ Nachdem die GPA-djp in einem Brief alle Müller-Beschäftigten in Wien kontaktierte, über die rechtliche Situation eines Betriebsrates informierte und KandidatInnen ansprechen wollte, zeigten mehrere Personen Interesse. Anfang Jänner kam es zu einem grundsätzlich konstruktiven Gespräch zwischen Vertretern der Müller HandelsgmbH. und der GPA-djp Wien. Bei diesem Treffen wurde erwähnt, dass sich auch Beschäftigte der Filiale in Floridsdorf, in der Özlem Bakiry arbeitet, für die Gründung eines Betriebsrats interessieren. (…) Am 20. Jänner 2017 wurde Özlem Bakiray gekündigt. „Die Marktleiterin hat mich zehn Minuten vor Dienstschluss darüber informiert, dass ich hiermit gekündigt bin. Ich habe sie nach dem Grund gefragt, sie hat mir keinen genannt. Sie hat mir aber gesagt, dass ich ab sofort auch vom Dienst freigestellt bin – eine sehr untypische Vorgangsweise. Mir ist keine Kündigung bei Müller bekannt, wo eine Freistellung ausgesprochen wurde, ohne dass es konkrete Anschuldigungen gibt“, berichtet die 33-Jährige…“ Pressemitteilung der GPA-djp Wien externer Link (ohne Datum)
  • Weiter im Beitrag vom 9. Februar 2017 bei der Kleinen Zeitung online externer Link: „(…) Die Gewerkschaft geht gegen die Kündigung rechtlich vor und hat bereits eine Anfechtung wegen verpönten Motivs beim Arbeits- und Sozialgericht eingebracht, so Katzian. In Österreich sei das Recht, einen Betriebsrat wählen zu dürfen, gesetzlich verankert. Bei Müller werde ein „Klima der Angst“ erzeugt. „Und die unausgesprochene Botschaft ist, wenn du dich für deine Rechte einsetzt, dann geht’s dir so wie der Frau Bakiray. Also hoits liaba die Goschn und mocht’s die Dinge so, wie wir das vorschreiben“, fand Katzian deutliche Worte. Bakiray will übrigens trotz allem ihren Job zurück. Ab nächster Woche will die Gewerkschaft alle Müller-Beschäftigten in Österreich zum Arbeitsklima und ihren Arbeitsbedingungen befragen. Schon länger gebe es Probleme bei der Einsatzplanung und mit Arbeitszeitüberschreitungen. Beschäftigte würden vielfach zu kurzfristig erfahren, wann sie überhaupt arbeiten müssten, was die private und familiäre Planung erschwere.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=111725
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