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In Nicaragua wird weiter protestiert – und weiter geschossen

Friedensdemonstrationen in Nicaragua 2018Die Zahlen gehen auseinander, am Faktum gibt es keinen Zweifel: Die Auseinandersetzungen in Nicaragua zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften fordern weiter Tote. Bei neuerlichen Demonstrationen mit hunderttausenden Teilnehmern kamen 15 Menschen ums Leben, insgesamt steigt die Zahl der Toten nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen auf knapp 100 an. Die Polizei registrierte nach eigenen Angaben 15 Tote bei den Protesten der vergangenen Tage und sprach von mehr als 200 Verletzten. Nach offizieller Zählung sind damit seit Beginn der Proteste Mitte April 39 Menschen ums Leben gekommen. Unterdessen wird der internationale Protest lauter. Die Vereinten Nationen und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) haben die Regierung Nicaraguas aufgefordert, das blutige Vorgehen gegen Demonstranten zu stoppen. Die Gewalt mit vielen Toten und Verletzten sei entsetzlich, betonte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag in Genf…“ – aus der Meldung „Ortega gerät unter Druck“ am 02. Juni 2018 in neues deutschland externer Link, aus der deutlich wird, dass sowohl die Auseinandersetzungen im Land weiter gehen, als auch, dass die „üblichen Verdächtigen“ sich nunmehr immer konsequenter um Einmischung bemühen. Siehe dazu vier weitere Beiträge und den Hinweis auf den bisher letzten unserer zahlreichen Beiträge zum Thema:

  • „Aufstand gegen den Revolutionär“ von Paul Hildebrandt am 31. Mai 2018 in der jungle world externer Link sieht die Situation so: „Seit mehr als einem Monat demons­trieren fast jeden Tag Zehntausende auf den Straßen Nicaraguas. Sie fordern die Abdankung des 72jährigen Ortega, der seit elf Jahren als Vorsitzender der sozialistischen Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) das Land regiert. Ortega selbst hatte in den siebziger Jahren als Revolutionär den brutalen Diktator Anastasio Somoza Debayle bekämpft und schließlich gestürzt, nun hält er sich selbst mit Gewalt an der Macht. Mehr als 83 Menschen sind bei den Protesten bereits gestorben, fast 900 wurden verletzt, über 400 festgenommen. Es gibt Gerüchte über Folter und den Einsatz scharfer Munition, auf Facebook kursieren Fotos von vermissten Jugendlichen. Getragen werden die Proteste von Studierenden, viele von ihnen sind nicht einmal 20 Jahre alt. Wie auch in anderen Teilen Lateinamerikas sind sie unzufrieden mit der autoritären Regierung. Jetzt könnten sie das Land grundlegend verändern“.
  • „“Este régimen no es ni progresista ni de izquierda“ am 01. Juni 2018 bei nodal ist ein Interview externer Link von nodal mit Mónica Baltodano, der früheren sandinistischen Kommandantin, die eine andere Bewertung der Regierung Ortega hat, als im vorherigen Beitrag und auch als viele Linke, die nur die – bestehenden – Einflussversuche der USA&Co sehen. Die Regierung Ortega, so Baltodano, sei weder links noch progressiv. Sie sieht Ortegas Wendung vor allem nach seiner Wahlniederlage 1996, die eben auch eine Niederlage all der vielen Bewegungen und Proteste gewesen sei, die sich gegen die Reprivatisierung aller Bereiche der Gesellschaft nach 1990 gewendet hätten – seine Schlussfolgerung sei gewesen, man müsse sich eben damit abfinden, dass es ohne ausländisches Kapital nicht gehe, und dies habe er nach seinem Wahlsieg 2007 konsequent umgesetzt.
  • „Nicaragua: Wenn die Lügen gewinnen und zur ‚akzeptierten‘ Realität werden“ von Giorgio Trucchi am 03. Juni 2018 bei amerika21.de externer Link ist die Übersetzung (von Sabine Eßmann) eines Beitrags zur Kritik der Propaganda proamerikanischer Kräfte in sozialen Medien anhand zweier Demonstrationen am Tag für die Mütter der Opfer, wozu der diesjährige Muttertag in Nicaragua umgewidmet wurde, worin es unter anderem heißt: „Den Zusammenstoß zu provozieren war eine einfache Sache. Dann griffen die „friedlichen“ Demonstranten (es gibt eindeutige Bilder davon, wie sie Waffen luden und schossen) das Baseball-Stadion und die Polizisten an, die es bewachten. Bei dem Schusswechsel gab es die ersten Toten und Verletzten auf beiden Seiten, darunter die beiden jungen FSLN-Mitglieder Kevin Antonio Cofin Reyes und Heriberto Maudiel Pérez Díaz. Die Zusammenstöße dauerten einige lange Minuten, während die Stoßtrupps der Opposition (der Begriff ist nicht ganz korrekt, da es immer noch Teile der Opposition gibt, die für Verhandlungen und eine friedliche Lösung des Konflikts plädieren) sich zur UCA zurückzogen, wo weiterhin tausende Menschen waren und es ruhig blieb. Und während die ersten Barrikaden nahe der Technischen Universität )Universidad de Ingeniería UNI) wenige hundert Meter vom Baseballstadion entfernt errichtet wurden, begann Medienplattformen wie #SOS Nicaragua ihre Attacke in den sozialen Netzwerken, wobei sie in wenigen Minuten den Äther füllten und die Möglichkeiten der Regierungsmedien, über die wirklichen Geschehnisse zu berichten, weit überstiegen“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=132953
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