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Klage wegen deutschem Völkermord in Namibia: Soll das Lügenmärchen vom humanen deutschen Kolonialismus aufrecht erhalten werden?

Von deutschen Truppen 1905 ermordet: Hereros im WiderstandDer Justizstreit in New York über eine Klage von Vertretern der Herero- und Nama-Volksgruppen aus Namibia gegen die Bundesrepublik Deutschland auf Entschädigung wegen des an ihren Vorfahren begangenen Völkermords während der deutschen Kolonialzeit geht in eine weitere Runde. Das zuständige Bundesbezirksgericht in New York vertagt eine Anhörung über die Zulässigkeit der Klage am Donnerstag nach 15 Minuten auf 3. Mai, wie namibische Medien am Freitag berichteten. Es folgte damit einem Antrag des Anwalts der Bundesregierung, die erstmals seit Einreichung der Klage vor einem Jahr offiziell vertreten war und jetzt mehr Zeit zur Vorbereitung verlangte“ – so beginnt der Bericht „New Yorker Gericht vertagt sich“ am 26. Januar 2018 in der taz externer Link, worin sowohl von der Bundesregierung berichtet wird, sie sehe in dem reichsdeutschen Massenmord „mutmaßliche Gräueltaten“, als auch von den organisierten Nachfahren der Opfer, die eine vorbehaltlose Anerkennung der Schuld einfordern und in der Vorgehensweise der Regierung ein „Spiel auf Zeit“ sehen. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge zum Prozess in New York, einen Hintergrundbeitrag zur Traditionswahrung des deutschen Kolonialismus und den Hinweis auf frühere Beiträge zum Thema:

  • „Genug von Merkels Ignoranz“ von Niklas Franzen am 27. Januar 2018 in neues deutschland externer Link, worin es unter anderem zur deutschen Haltung und der Kritik daran heißt: „Bei einem Pressegespräch in Berlin übten Vertreter der Herero und Nama forderten am Freitag Deutschland auf, Verantwortung für den Völkermord zu übernehmen. »Wir haben genug von der Ignoranz Angela Merkels«, sagte Bernadus Swartbooi, ehemaliger namibischer Vize-Minister für Landwirtschaftsreform und Aktivist beim Landless People’s Movement. Die Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation, Esther Muinjangue, sagte, dass die deutsche Regierung seit Jahren eine Aufarbeitung verzögere. Bislang hatte sich die deutsche Regierung geweigert, direkt mit den Herero und Nama zu verhandeln. Sie verweist auf die seit Jahren – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – laufenden Verhandlungen zwischen Deutschland und der namibischen Regierung. Seit 2015 läuft die bis dato letzte Runde unter Leitung des CDU-Politikers Ruprecht Polenz. Vertreter der Herero und Nama sehen die Verhandlungen kritisch. Muinjangue sagt: »Wir fordern, direkt mit der deutschen Regierung zu verhandeln.«“.
  • „Von der Schuld der Deutschen in Namibia“ von Christoph Titz am 25. Januar 2018 in Spiegel Online externer Link wurde vor Prozessbeginn verfasst und verweist auf den Sachverhalt in bezug auf das zentrale Verbrechen: „Am Donnerstag könnte es vor einem US-Gericht zum Showdown zwischen den Nachfahren der Opfer und dem Land der Täter kommen: Vor dem Bezirksgericht im New Yorker Stadtteil Manhattan haben Herero- und Nama-Vertreter die Bundesrepublik öffentlichkeitswirksam wegen der Ermordung von 80.000 Menschen zwischen 1904 bis 1908 verklagt. (…) Damals schlugen deutsche Soldaten einen Aufstand der Herero nieder und trieben flüchtenden Familien in die Omahek-Wüste. Viele starben an Hunger und Wassermangel. Neben finanzieller Entschädigung für die Gräuel fordern die Nachfahren eine direkte Beteiligung an den Gesprächen um Wiedergutmachung, die seit zwei Jahren auf Regierungseben laufen“.
  • „Deutschlands koloniale Arroganz“ am 29. Januar 2018 bei German Foreign Policy externer Link skizziert – unter anderem – zum Widerstand gegen den deutschen Kolonialismus: „Vertreter der Herero und der Nama üben nach dem ein Jahr lang währenden Versuch Berlins, das Gerichtsverfahren durch vollständiges Ignorieren der Opfernachfahren scheitern zu lassen, scharfe Kritik. „Die Bundesregierung verhält sich kolonial: arrogant, ohne Respekt und unaufrichtig“, urteilt die Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation, Esther Muinjangue.[9] „Wir haben die Arroganz der deutschen Regierung satt“, erklärt Bernadus Swartbooi, ehemaliger stellvertretender Minister für Landreform in Namibia und Vertreter der Nama. Swartbooi weist darauf hin, dass bis heute Nachfahren deutscher Kolonialisten große Ländereien besitzen, die den Herero sowie den Nama einst von der Kolonialmacht geraubt wurden. Diese Farmen sollten, erklärt Swartbooi, jetzt von den Nachfahren der Opfer friedlich, aber „systematisch“ besetzt werden. Der Kampf, den die Herero und die Nama führten, sei „kein akademischer, sondern ein existentieller“ – in Zukunft womöglich auch um von den Deutschen widerrechtlich okkupiertes Land“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127250
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