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Den monarchistischen Kräften in Marokko gelingt es nicht: Die Proteste im Rif als ethnisch, religiös oder sonst irgendwie zu isolieren – es geht um soziale Probleme im ganzen Land

Marokko: Justice NOW for Mouhcine FikriMassenfestnahmen, Schauprozesse, Polizeiaufmarsch – das Arsenal der Repression gegen die Proteste im Norden Marokkos wird von der Monarchie voll ausgeschöpft – und sekundiert von Kommerzmedien, die, je nach Gusto, die Proteste als von rückständigen Gebirglern, nationalistischen Ultras oder religiösen Sektierern getragen diffamieren. Ebenso ergebnislos, eher im Gegenteil: Die ersten Demonstrationen außerhalb der Rif-Region fanden massiven Zulauf. Man sollte sich nicht täuschen: Natürlich versuchen, wie immer in solchen Situationen, alle politischen Strömungen in einer solchen Massenbewegung Einfluß zu gewinnen – auch solche, die von den Medien passenderweise als Antreiber identifiziert werden. Aber die seit Ende letzten Jahres anwachsenden und seit einem Monat regelrecht explodierenden Proteste haben eine eindeutig soziale Ausrichtung, die entsprechenden Forderungen sprechen eine klare Sprache – was auch der Grund dafür sein mag, dass sie eben keineswegs leicht zu unterdrücken sind. Siehe dazu drei aktuelle Beiträge:

  • „Sozialrevolte in Marokko“ von Bernard Schmid am 20. Juni 2017 bei telepolis externer Link, worin zu Gründen und Ausweitung der Protestbewegung unter anderem ausgeführt wird: „Zu den strukturellen Ursachen zählt natürlich die Benachteiligung und Unterwicklung dieser berbersprachigen Region – des Rif-Gebirges – im Norden Marokkos. Laut offiziellen Angaben haben 63 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Region keine offizielle wirtschaftliche Aktivität. Den Behörden des Zentralstaats ist diese Region traditionell ein Dorn im Auge, da sie über starke anti-despotische, aber auch anti-koloniale Kampftraditionen verfügt. In den 1920er Jahren führte hier Spanien mit Unterstützung durch Frankreich – und Deutschland – einen besonders brutalen Kolonialkrieg, zudem auch Giftgaseinsätze gehörten.(…) Die Basisbewegung, die seit Mitte Mai dieses Jahres stark anschwoll, hat zu einer Hegemoniekrise des monarchischen Systems in Marokko geführt. Der Protest oder jedenfalls die Solidarität griffen inzwischen auch auf andere Landesteile neben dem berbersprachigen Norden über. Am Sonntag, den 11. Juni kam es so zu einer massiven Unterstützungsdemonstration in der Hauptstadt Rabat“.
  • „Maroc. Le hirak ou la révolte dans le Rif“ von  Maâti Monjib am 09. Juni 2017 bei Orient XXI externer Link ist ein Beitrag in dem – neben dem grundsätzlichen Abriss über die Entwicklung dieser Bewegung – vor allen Dingen auch deutlich gemacht wird, wie diese Bewegung, nicht zuletzt aufgrund der bitteren Erfahrungen mit der Repression, sich radikalisiert, was die Kritik am Regime betrifft: Nach und nach wurde und wird diese Kritik nicht mehr nur an regionalen Behörden und Einrichtungen, dann an der Regierung geübt, sondern stößt zur Monarchie vor und kritisiert auch den König.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=117767
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