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Angesichts der neuen Grenz“abwehr“ in Mexiko: Was von den Flüchtlings-Karawanen übrig bleibt…

Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten„… Damals, im Oktober vergangenen Jahres, gab es Hoffnung. Und Solidarität. Das Gemeinschaftsgefühl war auch für Außenstehende zu spüren. Auch für Reporter wie mich. Die Menschen waren euphorisch. „Mit der Karawane können wir uns in Frieden bewegen. Viele Menschen helfen uns, geben uns Wasser und etwas zu Essen. Wir bewegen uns als Gruppe, damit uns niemand belästigen kann. Damit die Migrationsbeamten uns nicht festnehmen und die Kriminellen uns nicht angreifen.“ So wie der Honduraner Freddy Zuñega fühlen sich damals viele in der Karawane sicher und aufgehoben. Anwohner stehen am Straßenrand und verteilen belegte Brötchen, am Abend gibt es ein kostenloses Essen für alle. Das Rote Kreuz kümmert sich um diejenigen, die nach den langen Märschen in der tropischen Hitze geschwächt sind. Die Stadtverwaltung organisiert sogar eine Disco. Die Offenheit, mit der die Karawane in dieser armen, mexikanischen Provinz aufgenommen wird, beeindruckt die Weltöffentlichkeit. Hier hat niemand etwas zu verschenken. Trotzdem hilft jeder, wo er kann. Acht Monate später zeigt sich ein anderes Bild. Migranten wie Carlos Alfredo verstecken sich lieber, als dass sie in der Disco tanzen. Er hat Angst und will nicht einmal seinen vollen Namen sagen. Misstrauen hat sich breit gemacht. Was, wenn einer ihn verrät? Alles ist anders heute, nur die Gründe, weshalb die Mittelamerikaner Richtung Norden ziehen, sind dieselben geblieben….“ – aus „Was von der Karawane nach Norden übrig blieb“ von Wolf-Dieter Vogel und Kerstin Zilm am 11. August 2019 bei Deutschlandfunk Kultur externer Link – eine ausgesprochen lesenswerte Reportage über die Veränderungen in den letzten Monaten. Siehe dazu auch zwei weitere Beiträge über die aktuellen Auswirkungen des Diktats der US-Regierung, das von der mexikanischen Regierung befolgt wird:

  • „Exodus aus Zentralamerika – sechs Gründe, weshalb Hunderttausende Richtung USA ziehen“ von Samuel Misteli am 02. August 2019 in der NZZ online externer Link fasst aktualisiert die Gründe für die Fluchtbewegung zusammen, darunter – neben Armut und Bandengewalt- auch: „… Wenige Weltgegenden waren in den letzten Jahren stärker von Klimaveränderungen betroffen als Zentralamerika. Das gilt besonders für den sogenannten «Trockenkorridor», der sich vom Süden Mexikos bis nach Panama zieht. Im Trockenheitsgürtel fällt immer weniger Regen – und wenn die Niederschläge kommen, führen sie oft zu Überschwemmungen. Besonders stark betroffen sind Guatemala und der Westen von Honduras. Laut der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) war 2018 jeder zehnte Guatemalteke von Ernteausfällen betroffen, die auf Dürre zurückzuführen waren. Die Folge: fast 840 000 Personen litten unter Nahrungsmittelknappheit. 2019 sieht die Situation nicht besser aus: Wiederum laut der FAO werden rund zwei Millionen Menschen im Trockenkorridor auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein…“
  • „Mexiko ‒ USA: Weitere Verschärfung der Migrationspolitik“ von Sonja Smolenski am 12. August 2019 bei amerika21.de externer Link zur aktuellen Horror-Bilanz der abermaligen Verschärfung der Repression: „… Die US-amerikanische Grenzpolizei hat nach eigenen Angaben mit 301.000 festgenommenen Geflüchteten im Juli einen „monatlichen Rekord“ inhaftierter Migranten erzielt. Auch Mexiko erreicht 2019 einen Höchststand an Abschiebungen, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) informierte. In der ersten Jahreshälfte sind bereits 130.985 Menschen in ihre Heimatländer El Salvador, Honduras und Guatemala zurückgeschickt worden. Die Zahl abgeschobener Menschen aus Zentralamerika stieg im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent an. Die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) reagiert damit offenbar auch auf die Drohungen von US-Präsident Donald Trump. Nachdem die Zahl undokumentierter Einreisender weiter antstieg, die aus Zentralamerika kommend über Mexiko versuchen, Zuflucht in den USA zu finden, hatte Trump Ende Mai mit der Einführung von Zöllen auf alle mexikanischen Produkte gedroht, sollte die mexikanische Regierung keine Maßnahmen zur Eindämmung der Migration durchsetzen. Um die Strafzölle zu verhindern, schlossen beide Länder im Juni ein Abkommen, das die Stärkung der Außengrenzen durch die mexikanische Nationalgarde vorsieht. Zudem entwarf die Regierung Amlo einen wirtschaftlichen Entwicklungsplan für Zentralamerika, um die Fluchtursachen zu bekämpfen. Auch wenn die Zahl der illegalen Grenzübertritte in die USA seitdem um 36,2 Prozent gesunken ist, versuchen noch immer Tausende die Flucht auf der lebensbedrohlichen Route über Mexiko. Seit Januar 2019 sind bereits 19 Menschen bei dem Versuch, den Rio Bravo zu überqueren, ertrunken…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153052
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