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Frieden oder Friedhof? Kolumbianische Armee massakriert Bauern

Kolumbianisches Protestplakat gegen Armeemorde an Kokabauern 7.10.2017Am vergangenen Donnerstag ermordeten staatliche Kräfte in der Pazifikregion nahe der Provinzhauptstadt Nariños, Tumaco, mindestens neun Bauern durch Schussverletzungen. Die Bilder der Toten verbreiteten sich in kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken. Die lokale Bauernorganisation Asominuma informiert, dass weitere 18 Personen schwer verletzt sind, allerdings von Polizei und Militär daran gehindert werden, die Region zu verlassen um in Krankenhäusern angemessen behandelt zu werden. Die Bauern hatten seit Tagen für eine Umsetzung der in den Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla vereinbarten Alternativen für den illegalen Anbau von Koka protestiert, der weiterhin ihre einzige Einnahmemöglichkeit in der Region ist. Laut Beobachtern waren von den Bauern keine Aggressionen ausgegangen. Die staatlichen Kräfte hätten die Protestierenden mit einer mindestens 500 Mann starken Einsatztruppe umringt und wahllos geschossen. Zusätzlich sei auch aus Militärhubschraubern auf die Menschenmenge geschossen worden. Die meisten Toten und viele Verletzte wurden in den Kopf oder Rücken getroffen“ – aus dem Beitrag „Staatliche Einsatzkräfte in Kolumbien verüben erneut Massaker“ von Ani Dießelmann am 07. Oktober 2017 bei amerika21.de externer Link, in dem auch über einen weiteren militärischen Angriff auf protestierende Bauern in der Vorwoche berichtet wird – und die direkte Befehlsgewalt des Präsidenten Santos hervorgehoben… Siehe dazu Stellungnahmen und Berichte der betroffenen Bauernorganisationen, der FARC und der Gewerkschaftsbewegung, sowie einen Beitrag über den (letztjährigen) Friedensnobelpreis…

  • „Massaker durch Sicherheitskräfte in Tumaco“ am 07. Oktober 2017 bei der FARC externer Link (deutsche Seite) unterstreicht zum Massaker: „Das Bestreben der Regierung, illegale Kulturen wie Koka oder Mohn zu ersetzen und gewaltsam zu vernichten, führt immer wieder zu Konflikten in den armen Regionen des Landes. Während die lokale Bevölkerung oftmals keine Möglichkeiten hat, ihr Überleben adäquat zu sichern, verfolgt die Regierung mit ihren Sicherheitskräften eine radikale Strategie der Vernichtung dieser Kulturen und zerstört somit die Lebensgrundlage vieler Menschen. Im Friedensabkommen wurde festgelegt, dass die Regionen freiwillig auf den Anbau verzichten, ihnen aber staatliche Hilfe, soziale Investitionen und wirtschaftliche Unterstützung gegeben wird. Vieles ist bisher nicht erfolgt. Die Ereignisse, die am Donnerstag in Puerto Rico in der Gemeinde Tumaco (Nariño) stattfanden, zeigen, dass die Kombination von erzwungenen Vernichtung und freiwilligen Substitutionsprogrammen nicht koordiniert durchgeführt wird. Besonders in jenen Region des Landes, die am stärksten von illegalen Pflanzungen betroffen sind wie Nariño, Cauca oder Guaviare, zeigen sich diese Konflikte. So haben aktuell Polizei, die mobile Aufstandsbekämpfung ESMAD und staatliche Armee eine Demonstration von rund 1000 Bauern in den Gemeinden Alto Mira und Frontera (Tumaco) angegriffen und neun Bauern getötet sowie 18 schwer verletzt“.
  • „No más terror en nombre de la paz“ am 06. Oktober 2017 bei Sinaltrainal externer Link ist die Stellungnahme der Nahrungsmittelgewerkschaft – die nicht zufällig enge Verbindungen zur Bauernbewegung hat – zum neuerlichen Massaker, das in eine Reihe gestellt wird mit den vielen Verbrechen seit Unterzeichnung der Friedensabkommen. Die Gewerkschaft vertritt, es müsse endlich Schluss sein mit den Morden im Namen des Friedens… Hier wird auch die Erklärung des Bauernverbandes ASOMINUMA dokumentiert, in der an die FARC appelliert wird, bei der Aufklärung des Vorgangs zu helfen.
  • „Friedensnobelpreisträger am Pranger“ von Ani Dießelmann am 09. Oktober 2017 in neues deutschland externer Link über Präsident Santos, seinen Nobelpreis und seine Taten: „Ein Friedensvertrag bedeutet keinen Frieden. Für das Abkommen mit der FARC-Guerilla erhielt Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos vor einem Jahr den Friedensnobelpreis. Fast exakt ein Jahr danach, am 5. Oktober ermordeten staatliche Kräfte in der Pazifikregion nahe der Provinzhauptstadt Nariños, Tumaco, mindestens neun Bauern durch Schussverletzungen. Die Bilder der Toten verbreiteten sich in kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken. Die lokale Bauernorganisation ASOMINUMA informierte in einem offenen Brief, dass weitere 18 Personen schwer verletzt sind, allerdings von Polizei und Militär daran gehindert werden, die Region zu verlassen, um in Krankenhäusern angemessen behandelt zu werden“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=122462
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