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Streik bei der belgischen Post: In einer Atmosphäre antigewerkschaftlicher Kampagnen

Streikende Postler in Belgien am 23.10.2015Seit dem 22. Oktober streiken die Beschäftigten verschiedener Verteilzentren der belgischen Post: Im Widerstand gegen die neuen Strukturpläne der Unternehmensleitung, die unter anderem vorsehen, Mehrarbeit an Wochenenden nicht mehr als solche (mit Freizeit) zu verrechnen, sondern als normale Arbeitszeit anzusehen. Im wesentlichen wird der Streik getragen von der christlichen Postgewerkschaft im CSC, während der Gewerkschaftsbund FTGB sich heraushält (aber längst nicht alle seine Mitglieder) – umgekehrt, wie es (teilweise) beim jüngsten Streik der Eisenbahner war. Der Kurzbericht „Grève spontanée des transporteurs de bpost à Bruxelles X“ am 22. Oktober 2015 bei Solidarité Ouvrière externer Link dokumentiert den Streikbeginn in der letzten Woche. Siehe dazu weitere aktuelle Berichte und Hintergrundbeiträge zur antigewerkschaftlichen Offensive:

  • „La grève dans les centres de tri de Bpost“ von Guy van Sinoy am 24. Oktober 2015 bei LCR-LaGauche externer Link, der einerseits auf die Schwäche der aktuellen Poststreiks wie auch des vorangegangenen Eisenbahnstreiks verweist, dass eben jeweils nur eine der bestehenden Gewerkschaften den Streik führt, während die je andere sich weigert, und auch darüber berichtet, dass eine der Forderungen, die die antigewerkschaftliche Kampagne der Rechten vertritt, Gewerkschaften Regresspflichtig zu machen bereits erfüllt wird: Beim Eisenbahnstreik wurden Gerichtsvollzieher aktiv, und auch jetzt wird das als Option diskutiert
  • „Angriff auf Gewerkschaften“ von Gerrit Hoekman am 28. Oktober 2015 in der jungen welt externer Link, worin es unter anderem zur der antigewerkschaftlichen Kampagne heißt: „Die Diskussion hatte in der vergangenen Woche eine neue Schärfe erhalten, nachdem während des Streiks am 20. Oktober eine 73jährige Dänin in einem Krankenhaus in Lüttich starb, weil der diensthabende Chirurg angeblich wegen einer Straßenblockade auf der Autobahn vor den Toren der Stadt nicht rechtzeitig in den OP kommen konnte. 45 Minuten habe der Arzt verloren. Ein Mann hatte außerdem im Stau vor der Blockade einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. Die Gewerkschaften bedauern den Zwischenfall, geben aber dem Krankenhaus Mitschuld am Ableben der Frau, weil das Hospital für diesen Fall keinen Plan B gehabt habe. Die Klinik hat ihrerseits Anzeige gegen Unbekannt wegen Totschlags erstattet. Straßenblockaden sind in Belgien zwar per Gesetz verboten, doch die Polizei geht selten dagegen vor. Diesmal hat sie jedoch die Namen einiger Blockierer an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Im Falle einer Verurteilung drohen den Gewerkschaftern Geldbußen oder bis zu zehn Jahre Haft
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=88354
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