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Erster Tarifvertrag bei Amazon erkämpft: In Piacenza/Italien wird die Neuordnung der Schichtarbeit vereinbart

Dossier

Streikplakat CGT Amazon Madrid 21.3.2018Zum ersten Mal hat der US-Onlineversandhändler Amazon eine Vereinbarung über Arbeitsbedingungen mit den Gewerkschaften unterzeichnet. Dieser erste Durchbruch für die Arbeiterorganisationen bei dem stets gewerkschaftsfeindlich auftretenden Konzern gelang in Italien. Die drei dort beteiligten Gewerkschaftsverbände, Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL), Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori (CISL) und Unione Italiana del Lavoro (UIL), sprechen deshalb von einem historischen Moment. Das entsprechende Abkommen wurde am 22. Mai für das Hauptversandzentrum des Konzerns in Italien, in Castel San Giovanni, unterschrieben. An dem Standort nahe Piacenza mit mehr als tausend Beschäftigten hatte im vergangenen November zum Rabattaktionstag »Black Friday« ein großer Streik stattgefunden…“ – aus dem Artikel „Das Wunder von San Giovanni“ von Martina Zaninelli am 05. Juni 2018 in der jungen welt externer Link, worin es zu den inhaltlichen Vereinbarungen unter anderem heißt: „Es erfolgt eine Neuaufteilung des Arbeitstages in drei Schichten mit einer maximalen Anzahl von 40 Arbeitsstunden pro Woche. Alle Arbeiter werden wöchentlich zwischen der Frühschicht (7 bis 15 Uhr) und der Nachmittagsschicht (15.30 bis 23.30 Uhr) wechseln. Die Nachtschichten (20 bis 4 Uhr von Januar bis August und 23.30 bis 7.30 Uhr von September bis Dezember) werden ab sofort nur auf freiwilliger Basis zugeteilt, und der entsprechende Zuschlag, der aktuell bei 15 Prozent liegt, wird auf 25 Prozent erhöht. Sollten nicht ausreichend Arbeiter für die Nachtschichten zur Verfügung stehen, wird der wöchentliche Wechsel zwischen den drei Schichtarten ausgeweitet..“. Siehe dazu u.a. auch eine Erklärung des CGIL Piacenza und die entsprechende Meldung bei ver.di:

  • Neues von Amazon. In Italien konnte eine Betriebsvereinbarung durchgesetzt werden New
    «Wir verhandeln nicht mit Gewerkschaften», so lautete lange Zeit das Credo von Amazon. Seit fünf Jahren streiken die Beschäftigten in Deutschland für einen Tarifvertrag. Den Kolleginnen und Kollegen in Italien ist nun ein Durchbruch gelungen. (…) Unterdessen ist es den Gewerkschaften in Italien gelungen, eine erste schriftliche Vereinbarung durchzusetzen. Am 22. Mai musste Amazon für das Versandhandelslager Castel San Giovanni eine Betriebsvereinbarung unterzeichnen. Sie ergänzt den landesweiten Branchentarifvertrag im italienischen Handel und regelt die Arbeitszeiten zugunsten der Beschäftigten: Die Nachtschichten konnten reduziert werden und die Wochenendarbeit wird gerechter verteilt. Nachtschichten sollen nun in erster Linie freiwillig vergeben und mit einem Zuschlag von 25 Prozent statt wie bisher mit 15 Prozent honoriert werden. Die Vereinbarung trat am 17.Juni für ein Jahr in Kraft. Zurückzuführen ist sie unter anderem auf den Streik am Black Friday im November letzten Jahres, an dem sich nach Aussagen der Gewerkschaft über die Hälfte der Beschäftigten beteiligt haben. Auch in Deutschland wurde an allen Standorten gestreikt, in Berlin organisierte «Make Amazon pay» eine Blockade. In Italien folgten weitere Arbeitskampfmaßnahmen. Insgesamt gibt es hier sieben Standorte. Die Vereinbarung wurde den Beschäftigten zur Abstimmung vorgelegt und von der Mehrheit angenommen. Beteiligt waren daran die Gewerkschaftsverbände CGIL, CISL und UIL. Diese Betriebsvereinbarung ebnete den Weg für weitere Verhandlungen…“ Artikel von Violetta Bock in der Soz Nr. 7/2018 externer Link
  • „Italienische Amazon-Beschäftigte schreiben Geschichte“ am 24. Mai 2018 bei ver.di externer Link – wo zu mindestens am Rande auch Zeichen einer Debatte aufscheinen: „Die Vereinbarung sehe vor, dass die Nachtarbeit zunächst nur freiwillig geleistet wird und unter anderem eine 25-prozentige Erhöhung der Vergütung im Arbeitsvertrag beinhaltet, so Mensi. Den Beschäftigten würden vier aufeinanderfolgende freie Wochenenden alle acht Wochen garantiert und Schichten wechselten sich nun zwischen Samstagen und Sonntagen ab. (…) Der Vereinbarung sind monatelange Proteste und die Organisierung der Beschäftigten vorausgegangen. Mit Unterstützung von UNI Global Union, der weltweiten Dachorganisation der Gewerkschaften im Dienstleistungssektor, koordinierten italienische und deutsche Arbeiter die Streikaktivitäten im November 2017. „Dieser Deal ist wichtig angesichts der Streiks und Proteste vom letzten November, als viele Beschäftigte am Black Friday weniger Arbeitsbelastung und weniger Auswirkungen auf ihr Familienleben forderten. Die Vereinbarung kann jetzt den Weg für neue Verhandlungen in Fragen von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ebnen“, sagte Maria Grazia Gabrielli, Generalsekretärin von Filcams Cgil Nazionale. Das Abkommen, das von einer großen Mehrheit der Stimmberechtigten angenommen wurde, läuft ab dem 17. Juni für ein Jahr“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=133063
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