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Arbeitsplätze oder Umweltschutz? Gewerkschaften versuchen andere Lösungen, denn Belegschaften leiden unter beidem…

Das Stahlwerk ILVA im süditalienischen Taranto muss teilweise schließen, da es die Umwelt vergiftet und Krankheiten und Tod bringt. Das hat die zuständige Staatsanwaltschaft beschlossen und außerdem Haftbefehle gegen die gesamte Führungsriege einschließlich des Konzernchefs Emilio Riva ausgestellt. Die Arbeiter und auch die Lokalpolitiker protestieren gegen diese Verordnung“ – so beginnt „Tragödie in Taranto: Schließung einer Giftschleuder treibt Arbeiter auf die Straße“ externer Link ein Artikel von Anna Maldini im Neues Deutschland vom 30. Juli 2012, in dem es weiter heisst: „(…)Die Maßnahme gefährdet rund 5000 Arbeitsplätze in der Fabrik, die zum italienischen RIVA-Konzern gehört, der auch zwei Stahlwerke in Brandenburg betreibt. Sofort nach Bekanntwerden gingen in Taranto etwa 8000 Menschen auf die Straße. Auch am Wochenende blockierten sie alle Zufahrtwege in die Stadt in der Region Apulien. Die Gewerkschaften riefen einen unbefristeten Streik aus. Mauro Liuzzi von der Metallgewerkschaft UILM erklärte: »Es geht nicht an, dass die Fehler von einigen jetzt auf allen lasten. Hierher kommen die Arbeiter jeden Tag, um ihre Familien zu ernähren. Wir fordern unser Recht auf Arbeit, das natürlich mit dem Recht auf Gesundheit und eine saubere Umwelt verknüpft werden muss.« Kritik kam zudem vom italienischen Industrieverband…„.

  • Italiens größtes Stahlwerk: Giftfabrik soll schließen
    Zu viel Feinstaub, Dioxin und Kohlenmonoxid: Ein Gericht ordnet an, das größte Stahlwerk des Landes zu schließen. Die Gewerkschafter sind uneins. Artikel von Michael Braun in der TAZ vom 28.09.2012 externer Link. Aus dem Text: „(…) Doch gerade die Arbeitnehmervertreter sind tief gespalten. Die beiden Metallerverbände FIM und UILM riefen zum Streik. Die linke FIOM dagegen fürchtet, die Arbeiter würden so zu Handlangern der Eigentümerfamilie Riva. Diese sei nun in der Pflicht, mit „enormen Investitionen“ das Stahlwerk endlich technisch und ökologisch auf Vordermann zu bringen. Noch radikaler ist die Haltung des Komitees „Freie und denkende Bürger und Arbeiter“. Einige Hundert von ihnen gingen am Donnerstag ebenfalls auf die Straße – gegen die Gewerkschaften. „Nicht die Stadt, sondern Ilva blockieren“, das müsse die Marschroute sein, verkündete das Komitee, die Menschen in Tarent seien „der Lügen und der Spielchen, die der Eigentümer Riva mit den Gewerkschaften treibt, überdrüssig“.“
  • Taranto: Gegen Werksschliessung. Gegen Umweltvergiftung und Gesundheitsschäden
    Nicht nur in Italien war die Medienberichterstattung über den Widerstand gegen die angeordnete Riva-Werksschliessung davon geprägt, dass die Belegschaft sozusagen gemeinsam mit dem Unternehmen für die weitere Existenz kämpfe, trotz aller Schäden und Gefahren. Der Bericht „La magnifica giornata di lotta del 2 agosto a Taranto“ externer Link der Confederazione Cobas Taranto vom 03. August 2012 setzt da ganz andere Akzente: Die Zusammenarbeit ist vor allem der Mehrheitsgewerkschaft UILM zu verdanken (deren Vorsitzender vorher Regionalvorsitzender in Taranta war) – während wachsende Teile der Belegschaft keineswegs ihre Gesundheit und über die Umweltschädigungen die der Bevölkerung riskieren wollen, weswegen auch Belegschaftsmitglieder bei den Gesundheitskomitees die entstanden sind aktiv sind und sich auch an der erfolgeichen Störung der „Einheitskundgebung“ beteiligt haben.
    Siehe dazu auch: „Des ouvriers contre le crime industriel“ externer Link am 16. August 2012 bei Pièces et main d’œuvre, worin auch noch weitere Informationen über die örtlichen Komitees zu finden sind.
  • Stahlwerk Ilva: Italien streitet über Taranto
    Italiens Regierung kämpft gegen die Schließung des größten Stahlwerks. Viele sehen in dem Machtgezerre einen Beleg für die unberechenbare Justiz. Auch Korruption soll es gegeben haben. Artikel von Tobias Bayer in der FTD vom 17.08.2012 externer LinkAus dem Text:
    „(…) Sollte Ilva schließen, könnte das auch Folgen für Deutschland haben. Denn Riva ist in der Bundesrepublik stark präsent. Nach dem Fall der Mauer übernahm die Riva-Familie von der Treuhand zwei Werke in Brandenburg, in Hennigsdorf und in Brandenburg an der Havel. Ende der 90er-Jahre kauften die Italiener ein kleines Werk im hessischen Lampertheim dazu. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen derzeit 1500 Mitarbeiter in Deutschland. Die deutsche Belegschaft ist angesichts der Geschehnisse in Italien extrem besorgt und zeigt sich mit ihren Kollegen in Apulien solidarisch. Sie veröffentlichte Anfang August eine Mitteilung, in der sie die Ilva-Gegner als „Maschinenstürmer aus dem 19. Jahrhundert in England“ bezeichnete…“
  • Siehe dazu auch: „Streik gegen Werksschließung“ externer Link von Micaela Taroni am 03. August 2012 in der jungen welt, worin auch auf folgendes verweisen wird: „Die gestrige Großdemonstration der Ilva-Arbeiter und ihrer Familien in Taranto wurde von Umweltaktivisten gestört. Diese versuchten unter anderem, die Ansprache des Chefs der Metallgewerkschaft FIOM, Maurizio Landini, zu unterbrechen„.

 

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=5211
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