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Proteste auf Haiti zuletzt weniger. Aber durch die (straflose) Anwesenheit einer Bande bewaffneter US-Bürger wird die Kritik an der Einmischung der USA noch stärker

7.2.2019 in der Hauptstadt Haitis fand die grösste der zahlreichen Demonstrationen für den Rücktritt des Präsidenten Moise stattNach 15 Tagen massiver Proteste im Karibikstaat Haiti haben die Auseinandersetzungen abgenommen und es kehrt langsam Ruhe in der Hauptstadt ein. Die Demonstranten fordern jedoch weiterhin den Rücktritt des Präsidenten Jovenel Moise, den sie vor allem wegen Verwicklung in Korruption kritisieren. (…) Die Demonstranten protestierten unter anderem auch gegen die Einflussnahme der USA in Haiti. Ein Sprecher der Opposition sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wir wollen ein Ende der Beziehungen zu den USA. Wir haben von der Besetzung durch die USA genug.“ Während der Proteste wurden USA-Fahnen verbrannt. Andere Quellen zitieren Sprechchöre, bei denen Cuba, China und Russland um Hilfe gebeten werden. (…) Seit dem 7. Februar war es in Haiti zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten der Opposition und bewaffneten staatlichen Kräften gekommen. Nach Angaben von Medien kamen von den bis zu neun getöteten Personen mindestens drei durch Polizeikugeln ums Leben. Die neue Protestwelle hatte ihren Anfang am 7. Februar genommen, dem zweiten Jahrestag des Amtsantritts des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse. Im ganzen Land gingen tausende Menschen auf die Straßen, um gegen Inflation und Korruption zu demonstrieren…“ – aus dem Beitrag „Proteste in Haiti gegen Präsident Moise und USA“ von Ani Dießelmann am 21. Februar 2019 bei amerika21.de externer Link – worin der Rückgang der Proteste nach zwei Wochen Hauptthema ist, die allerdings nach wie vor, wenn auch tatsächlich reduziert, weiter gehen, aber auch die Festnahme von bewaffneten US-Bürgern berichtet wird. Siehe dazu auch eine aktuelle Meldung über die bewaffnete Bande unter dem Schutz der US-Botschaft und zwei Hintergrundbeiträge zur aktuellen Entwicklung der Proteste auf Haiti, sowie den Hinweis auf den bisher letzten unserer zahlreichen Berichte:

  • „‘We must live like people’: Chronicle of a red-hot Haiti“ von Lautaro rivara am 20. Februar 2019 bei Peoples Dispatch externer Link ist ein ausführlicher Hintergrundbeitrag über die jüngsten Proteste auf Haiti – die eigentlich die Fortsetzung jener aus dem letzten Jahr waren, unterbrochen von einer für manchen überraschenden Weihnachtsruhe. Der Autor weist darauf hin, dass die US-Unterstützung für den Präsidenten Haitis in dem Augenblick verstärkt wurde, als dieser aus der gemeinsamen Haltung karibischer Staaten in der Venezuela-Krise ausscherte, und statt der Forderung nach einem Dialog, nun als einziger aus der Region den selbsternannten „Gegenpräsidenten“ Venezuelas anerkannte. Ausführlich und konkret werden auch die speziellen Ursachen der abermaligen Proteste – neben der jahrelangen Kampagne gegen Korruption – dargestellt, wie sich etwa die Teuerung auf den Alltag der Menschen auswirkt, oder auch die Polizeigewalt, speziell gegenüber Jugendlichen.
  • „Die Massenproteste in Haiti setzen, wie in Frankreich die Gelbwesten, die heutige oligarchische Struktur unter Druck“ von Whitney Webb am 16. Februar 2019 bei freie Sicht externer Link (die auch die Übersetzung des ursprünglich in Mintpress News erschienen Beitrags besorgten), worin unter anderem zum Leitthema unterstrichen wird: „… Unter der im ganzen Land brodelnden Wut der Bevölkerung, über Jovenel Moises krasse Korruption, grobe Misswirtschaft und zahlreichen Skandale, droht die von den USA weitgehend inszenierte Neo-Duvalier-Ära in Haiti nun endgültig zusammenzubrechen. In der jüngeren lateinamerikanischen Geschichte ist es schwer ein Land zu finden, das von den USA auch so gründlich manipuliert und ausgeplündert wurde wie Haiti. Nach über einem Jahrhundert US-amerikanischer Intervention – von der 19 Jahre andauernden US-Militärbesetzung, die 1915 begonnen hatte, bis zu den, vom Außenministerium Hillary Clintons gefälschten Wahlen 2010 – wurde Haiti zum ultimativen neoliberalen Experiment, das die Menschen zwang unter schrecklichen Bedingungen zu leben, in Straßen durch die sich häufig Flüsse von Abwässern und Kloake ziehen. Sogar Haitis eigener Präsident, Jovenel Moise, der die jüngste Phase der von den USA unterstützten Plünderungen geleitet hat, hat kürzlich das gesamte Land als „Latrine“ bezeichnet. Doch – genau wie 1791, als Haiti Schauplatz des ersten erfolgreichen Sklavenaufstands in Amerika war – scheinen die Menschen in Haiti nun endlich genug davon zu haben in allem, außer der Bezeichnung, Sklaven zu sein. Und sie gehen in Massen auf die Straße, um die Herrschaft der PHTK, der von den USA unterstützten politischen Partei, die enge Verbindungen zu den Clintons unterhält, zu beenden. 6 Tage lang demonstrierten Tausende Haitianer in Port-au-Prince, der Hauptstadt des Landes und anderen großen Städten und fordern die Amtsenthebung von Moise, wegen Korruption und eklatanter Misswirtschaft in den letzten Jahren. Vieles hiervon kann direkt auf die dem Erdbeben 2010 folgenden “Hilfsmaßnahmen“ der USA und der Vereinten Nationen zurück geführt werden, die Wahlen manipulieren ließen, einen tödlichen Ausbruch der Cholera verursachten und versuchten, das gesamte Land in eine riesige Ausbeutungsfabrik für amerikanische Bekleidungsunternehmen zu verwandeln…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=144732
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