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Brand im Jugendheim, über 40 Todesopfer – und eine politische Krise in Guatemala

Eine der vielen täglichen Demonstrationen in Guatemala Stadt im März 2017 nach dem tödlichen Brand im JugendheimDer Brand war am 8. März im Heim »Hogar Seguro Virgen de la Asunción de Guatemala« in einem Vorort von Guatemala-Stadt ausgebrochen, nachdem dort eingesperrte Mädchen Matratzen angezündet haben sollen, um gegen schlechtes Essen, Misshandlungen und sexuelle Übergriffe zu protestieren. Die staatliche Einrichtung war ursprünglich als Schutz für verwahrloste, missbrauchte oder obdachlose Minderjährige gedacht, von denen es in dem extrem armen Land unzählige gibt. Die dafür notwendigen Mittel waren jedoch nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung gestellt worden. Zudem wurde das Heim gleichzeitig zur Verwahrung jugendlicher Straftäter genutzt. Seit längerer Zeit waren dort knapp 800 Personen untergebracht, obwohl Platz und Ressourcen nur für 400 vorhanden sind. In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Fluchtversuche und Anzeigen gegen das Personal gegeben“ – aus dem Bericht „Katastrophale Zustände“ von Volker Hermsdorf am 17. März 2017 in der jungen welt externer Link, worin zur Situation des Präsidenten Morales abschließend von den Demonstrationen berichtet wird: „Er trage das Kainsmal auf der Stirn, skandierten Demonstranten, die ein Plakat mit der Aufschrift »Der Präsident hat alles gewusst, aber nichts unternommen, um die Kinder zu retten« hielten“. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge und einen Hintergrundartikel:

  • „Festnahmen nach Brand in Kinderheim in Guatemala“ von Barbara Klitzke Rozas am 17. März 2017 bei amerika21.de externer Link, worin berichtet wird: „Die genauen Umstände des Brandes sind noch nicht bekannt. Die Untersuchungen werden von der Staatsanwaltschaft und dem Forensischen Institut durchgeführt. Die 40 Todesopfer wurden auf sexuelle Gewalt und Drogen untersucht, 39 konnten bis jetzt identifiziert werden. Erst einige Tage nach dem Brand wurden Kinder und Jugendliche in andere Institutionen untergebracht. Das Heim stand seit Jahren in der Kritik, mehrfach berichteten Jugendliche über sexuelle Misshandlungen und andere Gewalttaten durch Personal
  • „Politische Krise nach Mord an 42 Kindern und Jugendlichen in Guatemala“ am 14. März 2017 bei Dem Volke dienen externer Link, worin es direkt zu den politischen Verwicklungen heißt: „All diese Informationen kamen über die Jahre immer wieder dann ans Licht, wenn Jugendlichen die Flucht aus dieser Einrichtung gelang. Dennoch kam es nie zu Verurteilung der Beteiligten oder einer Schließung der Einrichtung. Prozesse wurden hinausgezögert und Informationen heruntergespielt oder unter den Teppich gekehrt. Stattdessen unternahm die Polizei große Anstrengungen Geflohene aufzuspüren und zurück in die Einrichtung zu bringen. Dies ging sogar soweit, dass eine sechzehnköpfige Polizeieinheit, ergänzt durch Zwölf private Sicherheitskräfte und Kameras, für die Verhinderung von Fluchtversuchen abgestellt wurde
  • „El Estado, ¿a quién defiende?“ von Marcelo Colussi am 17. März 2017 bei rebelion.org externer Link ist ein ausführlicher Beitrag, der das Verhalten von Regierung und Behörden in diesem Fall mit der grundsätzlichen Haltung dieses Apparates den (zahllosen) Armen des Landes gegenüber vergleicht und dies an Beispielen deutlich macht. Dabei macht der Autor vor allem auch darauf aufmerksam, dass jetzt Debatten um Korruption und Ähnliches, wie sie in den bürgerlichen Medien des Landes angestrengt werden, an der Sache weit vorbei gehen – die Korruption Einzelner sei nichts weiter als eine mehr oder minder zufällige Begebenheit, zentral und entscheidend sei, dass der guatemaltekische Staat dazu da sei, die Armen zu unterdrücken – und eben auch zu töten, wenn nötig.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=113865
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