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Black Friday 2018: Streiks und Proteste bei Amazon in Spanien (mit Polizeiaufmarsch), England und Italien

Dossier

[Black-Friday am 24.11.2017] Make Amazon Pay! - Wir sind keine Maschinen - Ein AktionsvorschlagIm größten Amazon-Lager bei Madrid ist am Freitag, 23. November 2018 von den beiden größten Gewerkschaften CGT und CCOO zum erneuten Streik aufgerufen: Seit April 2018 kämpft die Belegschaft gegen das Diktat des Unternehmens, mit dem der (deutlich bessere) Betriebstarifvertrag durch den regionalen Vertrag im Handel ersetzt wurde. Die „Black Friday“ Sendungen werden in anderen Zentren, vor allem in Barcelona organisiert, die Einschüchterungsmaßnahmen zahlreicher und offener. In gleich fünf Lagern in England wird an diesem Tag ebenfalls Streik und Protest organisiert: Es gebe kein anderes Unternehmen, so der Sprecher der Gewerkschaft GMB, zu dem dermaßen häufig Ambulanzen gerufen werden müssten, wie Amazon. Die Arbeitssicherheit ist hier ein ganz wesentliches Thema für Belegschaften, die der weltweit immer heftigeren Arbeitshetze ausgesetzt sind. In Italien ist die Belegschaft in Piacenza mobilisiert: Unter anderem gegen Schichtpläne, die – bei sechs Nachtschichten die Woche – willkürlich (ohne Beteiligung der RSU-Vertretungen) und kurzfristig diktiert werden. In allen drei Ländern werden die gewerkschaftlichen Aktionen, die in Vorbereitung sind, auch von sozialen Bewegungen der jeweiligen Region unterstützt. Siehe dazu Beiträge aus den drei Ländern und nun die Berichte:

90% Streikbeteiligung in Madrid, massive Proteste in mehreren britischen Städten, gelungener Streik in Italien: Europäische Amazon-Belegschaften am Black Friday im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen New

Zwischen ein- und mehrtägigen Streiks, Protesten vor Betriebstoren und Demonstrationen waren die Aktivitäten der Amazon-Belegschaften an die Black Friday in zahlreichen europäischen Ländern vielfältig und haben teilweise deutlich mehr Beschäftigte mobilisiert, als es bisher oftmals der Fall gewesen war. Die Reaktion des Unternehmens auf diese Woge war immer gleich: Es gibt gar keinen Grund zu protestieren, die Bezahlung ist gut, die Arbeitsbedingungen sind in Ordnung und alle Aktionen wirken sich ohnehin nicht auf unsere Geschäfte aus, die laufen ganz normal. (Was zu mindestens in Spanien – siehe den Verweis auf unseren ersten Beitrag unten – nicht zutraf, wo ein ganzer Standort durch einen anderen ersetzt werden musste, nämlich Madrid durch Barcelona). Auf dem Twitter Kanal „Amazon en lucha“ externer Link werden aber nicht nur Eindrücke und Ereignisse von den beiden Streiktagen in Madrid berichtet, sondern auch von den Aktivitäten in anderen europäischen Ländern berichtet. Siehe dazu drei aktuelle Beiträge:

  • „Black-Friday-Streiks bei Amazon in Europa“ am 26. November 2018 bei wsws externer Link ist ein Überblick über die Aktion, worin unter anderemn berichtet wird: „Ende letzter Woche am Black Friday, dem umsatzstärksten Tag des Jahres, beteiligten sich Tausende von Lagerarbeitern an Streiks und Protesten in ganz Europa gegen die brutalen Arbeitsbedingungen bei Amazon. In Logistikzentren in Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich legten Beschäftigte die Arbeit nieder, in Großbritannien veranstalteten sie Protestaktionen außerhalb der Arbeitszeit. (…)Laut dem internationalen Gewerkschaftsbund UNI Global, der an der Koordinierung des Ausstands beteiligt war, haben in Europa etwa 2.400 Beschäftigte an den Streiks teilgenommen, in anderen Berichten ist von viel höheren Zahlen die Rede. Die meisten Teilnehmer entfielen auf Deutschland und Spanien, laut ver.di beteiligten sich 1.000 Amazon-Beschäftigte, die spanischen Gewerkschaften sprachen von 1.600 Streikenden…

Siehe die Vorberichte:

Amazon in Deutschland: Streik in Bad Hersfeld und Rheinberg zum Black Friday!

„“Black Friday”: Una movilización obrera rodeará el centro logístico de Amazon en San Fernando de Henares (Madrid)“ am 17. November 2018 bei kaosenlared externer Link dokumentiert, ist die kommentierte Dokumentation des Streikaufrufs von CGT und CCOO für das Madrider Zentrum, ein Streik, der von Freitag, 23. November bis Montag 26. November 2018 gehen soll.

„Amazon desactiva la huelga del Black Friday con amenazas veladas y desvío de paquetes“ von Michael McLoughlin am 21. November 2018 bei El Confidential externer Link ist ein Beitrag über die Offensive des Unternehmens gegen den Streik, die im wesentlichen aus Drohungen und Mobilisierung in anderen Zentren besteht. In dem Artikel kommen auch einige Beschäftigte des Madrider Zentrums zu Wort – die sich alle nicht trauen, mit eigenem Namen zu sprechen, Beweis genug für die Drohungen, selbst, wenn sie nicht ausgesprochen werden. Alle sind der Meinung, es sei ein „Kampf gegen einen Goliath“ – aber eben nötig…

 „Amazon exige que agentes de policia esten dentro de su sede“ am 22. November 2018 im Twitter-Kanal Amazon en lucha externer Link ist die aktuelle Meldung vom Donnerstagmorgen, dass das Unternehmen offiziell einen Antrag bei der Polizei gestellt hat, diese möge am Freitag im Logistikzentrum präsent sein…

„Marchas de la Dignidad de Madrid apoya la lucha de trabajadorxs de Amazon“ am 21. November 2018 bei kaosenlared externer Link dokumentiert, ist die Erklärung der Koordination der Madrider Würdemärsche zur Untertsützung des Kampfes der Amazon-Belegschaft und steht hier als Beispiel für eine ganze Reihe solcher Erklärungen (und praktischer Solidaritätsaufrufe) sozialer Bewegungen in Madrid und Umgebung.

"We are no robots" - UNI bei Amazon„#UniAmazonAlliance2018“ ist ein Twitter-Kanal jener Amazon-Gewerkschaften die in der UNI-Föderation externer Link zusammengeschlossen sind, die in den Tagen ab dem 20. November 2018 aus 18 Ländern in London zusammen kommen – und aus diesem Anlass auch zahlreiche Tweets zu den Aktionen am Black Friday in verschiedenen Ländern veröffentlichen.

„Amazon Workers Are Planning Black Friday Protests At Its UK Sites“ von Mark Di Stefano am 21. November 2018 bei Buzzfeed externer Link ist ein Beitrag über die Aktionen in Vorbereitung in den 5 Lagern in Rugeley, Milton Keynes, Warrington, Peterborough und Swansea. Darin wird vor allem über die Erläuterungen des GMB-Generalsekretärs über die Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen leiden berichtet, die in dem Satz kulminieren, sie seien „keine Roboter“, sowie eben über die Rekordzahl des Einsatzes von Ambulanzen. Das Unternehmen, das sich in einer Stellungnahme immerhin selbst als „sozial“ bezeichnete, sieht nach wie vor keinen Grund, mit der Gewerkschaft zu verhandeln und unterstrich, man sei „in jedem Fall voll handlungsfähig“.

„Amazon Black Friday Protests Across UK“ am 21. November 2018 bei der GMB externer Link ist die Presseerklärung zu den geplanten Protesten am schwarzen Freitag. Darin wird nochmals unterstrichen, dass es insgesamt 602 der Aufsicht gemeldete Gesundheits-Vorfälle in den beiden letzten Jahren gab. An den fünf Orten wird es jeweils Demonstrationen der Belegschaft geben.

„Amazon Diaries“ ab 21. November 2018 im Guardian externer Link ist eine neue zweiwöchige Kolumne der britischen Zeitung, in der Amazon-Beschäftigte über ihre Lage und ihre Erfahrungen berichten, wobei dieser erste Beitrag dem Thema gewidmet ist „wir arbeiten nicht in einem Handelsbetrieb, sondern in einer Fabrik“. Die Redaktion der Zeitung unterstreicht, dass sie diese Neuerung als Unterstützung des Kampfes der Belegschaften versteht.

„Black Friday, i lavoratori Amazon minacciano sciopero“ am 07. November 2018 in La Repubblica externer Link ist ein Beitrag über die „Streikdrohung“ der Belegschaft in Castel San Giovanni (bei Bologna), die sich eben vor allem wegen der Schichtpläne und des Umgangs mit den „Saisonkräften“ entwickelt hat, mit denen die Unzufriedenheit ständig angewachsen sei, wie die Handelsgewerkschaften der drei größten Föderationen des Landes in einer gemeinsamen Erklärung unterstrichen.

Jeder Tag ein schwarzer Freitag“ von Roberto J. De Lapuente am 21. November 2018 in neues deutschland externer Link zur Arbeit in Amazons Logistikzentren im Allgemeinen: „Zusteller zu sein hat Systemrelevanz. Fast alles kann man sich heute ins Haus bringen lassen. Und fast überall wird Personal gesucht, um die Flotte derer, die etwas bis vor die Haustür tragen, zu erweitern. Briefe, Pizza, Burger, selbst richtige Restaurant-Speisen, dazu noch Pakete, Blumen, Möbel und Medikamente: Alles kann geliefert werden. Der Zusteller lebt in einer Hausse-Blase, in einem Bullenmarkt, seine Arbeitsleistung ist im Zeitalter des Bestellklicks der Rohstoff, der alles am Laufen hält. Das System des kollektiven Onlineshoppings ist ohne seine Arbeitskraft gar nicht umsetzbar. Ohne ihn läuft nichts. So gesehen könnte man annehmen, dass er ein Gewinnertyp ist, weil es eine unglaubliche Nachfrage für das gibt, was er leistet. Die Realität sieht natürlich völlig anders aus. Zusteller arbeiten fast immer in prekarisierten Verhältnissen. Sie verdienen schlecht, die Arbeitszeiten sind lang, der Körpereinsatz geht dauerhaft auf die Knochen. Zudem werden Zusteller, diese systemrelevanten Getriebe unserer faulen neuen »Bring-es-mir-mal-vorbei«-Welt, weder geschätzt noch besonders gerne für ihre Leistung entlohnt. Wer bezahlt schon gerne Versandgebühren? Und klingeln diese Typen nicht immer zum falschen Zeitpunkt?…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=140419
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