»
Großbritannien »
»
»
Großbritannien »
»
»
Großbritannien »
»

Zur Bedeutung des britischen Bergarbeiterstreiks 1984/85

Arthur Scargill, in den 1980er Jahren der legendäre Führer der britischen Bergarbeitergewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers)Als die ehemalige britische Premierministerin Margret Thatcher am 8.4. 2013 starb, hat er auf die SMS „Thatcher tot“ nicht wie üblich pflichtschuldiges Bedauern geäußert, sondern nur lapidar geantwortet „Scargill lebt“. Die Rede ist von Arthur Scargill, in den 1980er Jahren der legendäre Führer der britischen  Bergarbeitergewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers) und erbitterter Thatcher-Gegner. Heute ist Arthur Scargill 80 Jahre alt geworden. Die britischen Bergarbeiter haben ihren einjährigen Kampf (1984/85) gegen Privatisierung und Zechenschließungen trotz ihres großen Engagements und ihres enormen Kampfeswillen am Ende verloren. Daran konnten auch die gewerkschaftlichen Solidaritätsbewegungen mit den streikenden Bergleuten in anderen Ländern nichts ändern…“ Artikel von Helmut Schneider vom 11.1.2016 – wir danken! Siehe auch zum Thema:

  • The Enemy within: Der gescheiterte Bergarbeiterstreik 1984/85 hat Großbritannien zum Schlechten verändert – bis heute New
    „Als Magret Thatcher, britische Premierministerin von 1979 bis 1990, im April 2013 starb, löste dies mancherorts weniger Anteilnahme als bittere Freude aus. Dies galt besonders dort, wo Belegschaften im großen Bergarbeiterstreik von 1984/85 ein Jahr lang hartnäckig gegen die beabsichtigten Grubenstilllegungen gekämpft, schwer gelitten und letztlich verloren hatten. Für diese Menschen war und blieb Thatcher ein Feindbild, ja ein Hassobjekt, war für sie die Frau, die ihnen Lebensgrundlage, Gemeinschaft, Würde und Organisationsmacht genommen hatte. Wie fast jede Personalisierung in Geschichte und Politik ist auch diese verkürzt, doch trifft sie in einem ungewöhnlich hohen Maße zu. Thatcher selbst hatte die Feindlogik in ihrer Sprache und Politik verfolgt, so in der berüchtigten Phrase vom «inneren Feind» («The enemy within»), der zu besiegen sei, so wie zuvor der «äußere Feind» Argentinien 1982 bei der Rückeroberung der Falkland-Inseln. Die unwiderrufliche Schwächung der Gewerkschaftsbewegung war ein wesentliches Ziel der «konservativen Revolution» Margret Thatchers (1925-2013). Die besonders militante Bergarbeitergewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers) unter ihrem ebenso charismatischen und radikalen wie autoritären Präsidenten Arthur Scargill (geboren 1938) war ein naheliegendes Feindbild für Thatcher. (…) Die Arbeiter:innenbewegung hat auch aus manchen Niederlagen Erfahrungen gesammelt und Fähigkeiten gelernt, die die Niederlagen überdauert haben. Der Streik von 1984/85 hätte diesbezüglich manches aufzuweisen gehabt, doch hat die nahezu totale Niederlage der NUM dieses Lernen aus einer Niederlage nicht zugelassen. Der forcierte Niedergang der Kohleindustrie hat nicht nur die von ihr geprägten Regionen und Gemeinschaften, sondern auch eine Gewerkschaftsbewegung zerstört, die Stärke besaß und Selbstbewusstsein vermittelte. Die Streikenden des langen Jahres 1984/85, ihre Familien und Unterstützer:innen haben es gleichwohl verdient, für ihren bewundernswerten, ja heroischen Kampf erinnert zu werden. Die Zeiten der Kohle und anderer fossilen Energieträger kommen – zu spät – an ihr Ende. Diese Zeiten zu romantisieren wäre falsch. Arrogant und dumm wäre es aber, die erkämpften ökonomischen, sozialen und politischen Errungenschaften dieser Phase der industriellen Arbeiter:innenbewegung gering zu schätzen. Wir stehen auf ihren Schultern, auf den Schultern auch derjenigen, die 1984 und 1985 zwölf bittere Monate lang in England, Wales und Schottland für ihr ökonomisches Überleben, ihre Gemeinschaften, ihre Organisationsmacht und ihre Selbstachtung gestreikt haben.“ Beitrag von Florian Weis vom 7. März 2024 bei der RLS externer Link mit vielen weiterführenden Hinweisen
  • Besonders interessant im Artikel von Helmut Schneider vom 11.1.2016 : „… Die Solidaritätskampagne mit den britischen Miners hatte etwa in Deutschland eine erstaunliche Resonanz, aber sie musste gegen den hinhaltenden Widerstand der sozialpartnerschaftlichen Gewerkschafsführungen namentlich der IG Bergbau und der IG Metall durchgesetzt werden, nur unterstützt von führenden Funktionären der damals noch selbständigen IG Druck und Papier. Aber den Export von Streikbrecherkohle nach Großbritannien konnte auch diese  Solidaritätsbewegung nicht verhindern. (…) Im Rückblick zeigt sich: Der britische miner’s strike wie auch zwei Jahre später der Kampf um Rheinhausen gehören zu den letzten großen gewerkschaftlichen Abwehrkämpfen in Europa gegen den Durchmarsch von Neoliberalismus und Finanzkapitalismus, die sich seitdem weitgehend ungebremst entfalten konnten…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=126681
nach oben