»
Frankreich »
»
»
Frankreich »
»

Proteste gegen Todesschüsse in Nantes gehen weiter: Täter gesteht Falschaussage

Nantes 4. Juli 2018 - Polizei gegen Proteste gegen PolizeiNach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 22-Jährigen im westfranzösischen Nantes hat der Beamte einen Fehler gestanden. Er habe aus Versehen geschossen, sagte sein Anwalt Laurent-Franck Lienard am Freitag nach Angaben des französischen Radiosenders France Bleu: „Keine Notwehr zum Zeitpunkt des Schusses, weil der Schuss unfreiwillig war.“ Der Polizist hatte den Autofahrer am Dienstagabend bei einer Kontrolle tödlich am Hals verletzt. Der Vorfall hatte Empörung ausgelöst, in der Stadt in der Nähe der Atlantikküste kam es vier Nächte nacheinander zu Ausschreitungen. Ein Untersuchungsrichter ordnete am Freitagabend ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten ein, wie der Sender BFM TV unter Berufung auf dessen Anwalt berichtete. Der Verdacht laute auf „mutwillige Gewalt“ mit Todesfolge. Der Polizist wurde zudem unter gerichtliche Aufsicht gestellt…“ – aus der Meldung „Polizist räumt falsche Angaben zu tödlichem Schuss ein“ am 07. Juli 2018 bei Zeit Online externer Link – ohne die Erwähnung der Rolle, die zahlreiche Zeugenaussagen zu den tödlichen Schüssen bei dieser Änderung gespielt haben mögen… Siehe dazu zwei weitere aktuelle Berichte und den Verweis auf unseren ersten Beitrag zu den Protesten in Nantes:

  • „Unruhen und Proteste in Nantes dauern an“ am 07. Juli 2018 bei T-Online externer Link ist eine Meldung über die Fortsetzung der Proteste: „Der Tod eines 22-Jährigen bei einer Polizeikontrolle in Nantes hat heftige Krawalle ausgelöst. Die vierte Nacht in Folge brannten in der westfranzösischen Stadt Autos und Gebäude.  Die nach dem tödlichen Polizeischuss auf einen 22-jährigen Autofahrer im westfranzösischen Nantes ausgebrochenen Unruhen halten weiter an. Auch in der Nacht zum Samstag brannten laut der Nachrichtenagentur AFP wieder Autos in verschiedenen Stadtvierteln. Die Polizei sei von aufgebrachten Randalierern mit Brandsätzen beworfen worden und habe im Gegenzug Tränengas eingesetzt. Schon in den drei vorherigen Nächten war es zu gewaltsamen Ausschreitungen und Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften gekommen. Auch das Auto der Bürgermeisterin Johanna Rolland wurde laut AFP angezündet, zudem setzten die Täter mehrere Gebäude in Brand…
  • „Schuss hat sich versehentlich gelöst“ von Rudolf Balmer am 07. Juli 2018 in der taz externer Link zu den Zeugenaussagen und dem erweiterten  gesetzlichen Rahmen für Waffeneinsätze der Polizei: „Am Donnerstagabend war auf Wunsch der Familie des getöteten Abubakar Fofana ein Trauermarsch zunächst in Ruhe und Würde verlaufen. Doch am Ende des Umzugs forderten jugendliche Demonstranten lautstark „Wahrheit für Abubakar“. Sie riefen Slogans wie „Police partout, justice nulle part“ (Polizei überall, Gerechtigkeit nirgendwo) gegen die Polizei, die sie für die Spannungen und ein Klima der Repression verantwortlich machen. Am Ort des Geschehens haben Unbekannte auf eine Mauer anklagend gesprayt: „La police tue“ (Die Polizei tötet). In einer ersten Darstellung hatten die Beamten angegeben, der steckbrieflich wegen bandenmäßigen Diebstahls gesuchte junge Mann habe eine falsche Identität angegeben und zu flüchten versucht, sein Auto sei ebenfalls im Zusammenhang mit Drogendelikten zur Fahndung ausgeschrieben gewesen. (…) In verschiedenen Medien erklärten Zeugen, sie hätten keinen Polizisten hinter dem Auto gesehen, der bedroht oder angefahren worden sei. Auch sei der Schuss ohne jede erkennbare Vorwarnung gefallen. Damit stellte sich die Frage der „Verhältnismäßigkeit“ bei der Reaktion des Beamten. Im letzten Jahr war die Definition der Notwehr im Dienst auf dringenden Wunsch der Polizisten erweitert worden. Anlass dafür waren nicht nur die terroristische Attentate, denen die Ordnungshüter speziell ausgesetzt sind, sondern auch gewaltsame Angriffe auf Beamte durch kriminelle Banden in bestimmten Quartieren, in denen so etwas wie ein Krieg mit den Gesetzeshütern um die Kontrolle des Reviers herrscht. In der Folge der Änderung hat der Einsatz der Waffen 2017 im Vergleich zu 2016 um 54 Prozent zugenommen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134377
nach oben