»
Frankreich »
»

Obdachlos: Zwischen Verfolgung und Ansätzen der Selbstorganisation

Mit Matratzen gegen Stahldornen _ Aktivisten gegen Obdachlosenvertreibung in London, Juli 2015Wie schnell dann vor allem Lohnabhängige von außerhalb Deutschlands zum Opfer werden können, zeigte sich vor wenigen Tagen in Berlin-Friedrichshain. In einem sehr belebten Tunnel starb am 5. Dezember ein Mann aus Polen. Sein Freund hat mit Blumen und Kerzen für eine kurze Zeit einen Gedenkort an der Stelle, an der er in den letzten Monaten lebte und im Berliner Winter starb, errichtet und mit einen Informationsblatt auch daran erinnert, wie schnell es gehen kann, in Berlin ganz unten und ganz draußen zu sein. Der Mann kam aus Polen, arbeitete mehrere Jahre in Berlin als selbstständiger Handwerker, verschuldete sich und dann begann die Spirale von Armut, Verlust der Wohnung und schließlich das Sterben in der Öffentlichkeit. Als polnischer Staatsbürger konnte er von den deutschen Behörden keine Hilfe erwarten. Bei den rechten Vereinen, die sich plötzlich der Hilfe für Obdachlose verschrieben haben, wäre er ebenfalls nicht willkommen gewesen und Organisationen wie die Berliner Obdachlosenhilfe, die alle Menschen ohne Unterschied unterstützen, haben nicht genug Kapazitäten, um in ganz Berlin präsent zu sein“ – aus dem Beitrag „Wie die Armen und nicht die Armut bekämpft werden“ von Peter Nowak am 19. Dezember 2017 bei telepolis externer Link, zu dem es auch in verschiedener Hinsicht aufschlussreich ist, die zahlreiche Kommentare zu lesen. Siehe zu Aktionen von Obdachlosen auch einen weiteren aktuellen Beitrag aus Frankreich:

  • „Obdachlose kochen für jedermann“ von Suzanne Krause am 16. Dezember 2017 beim Deutschlandfunk externer Link, worin unter anderem berichtet wird: „Kurz vor Toresschluss in der Markthalle von Melun steuert Cyril Bergé einen Gemüsestand an. Charmant bittet der schlaksige Endzwanziger um eine Spende, um unverkaufte Ware für eine, nun, Wohltätigkeitsaktion. Eine „Soupe impopulaire“. Ein Wortspiel. „Soupe populaire“ bedeutet: Armenspeisung. Bei der Aktion „Soupe impopulaire“ hingegen kochen Obdachlose für jedermann. „Sellerie und Tomaten?“, fragt der Händler und weist auf die Kartoffelkiste. Cyril dürfe sich bedienen, sagt er verständnisvoll. (…) Am Ausgang warten Mitstreiter. Eine Gruppe Freunde, die vor zwei Jahren spontan beschloss, sich um Obdachlose zu kümmern. Ehrenamtlich, einfach so. Maeva Giovannangeni ist 26, hat eine Ausbildung im Bereich Gesundheit am Arbeitsplatz und sucht einen Job. Nun weist sie stolz auf zwei Kisten randvoll mit Brokkoli, Feldsalat, Karotten:“Wir kochen ein Süppchen und dazu gibt es noch Gemüse und Salat extra. Heute kommt ganz schön was zusammen…
  • Frankfurt: Empörung über die Stadtpolizei
    Beamte sprechen massiv Platzverweise aus oder verlangen Bargeld: Die Strafen für Obdachlose wegen „Lagerns in der Öffentlichkeit“ stoßen auf Unverständnis. (…) Anlass für die Aufregung ist die Anfrage der Linken-Stadtverordneten Astrid Buchheim in der Plenarsitzung am vergangenen Donnerstag. Sie hatte öffentlich gemacht, dass Stadtpolizisten von Obdachlosen, die etwa in Fußgängerzonen lagern, sogenannte Bar-Verwarnungen erheben – also die Strafe wegen „Lagerns in der Öffentlichkeit“ gleich abkassieren. Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) bestätigte diese Praxis und verwies darauf, dass die Betroffenen gegen die Gefahrenabwehrverordnung verstießen. Der Leiter des Ordnungsamts, Jörg Bannach, sagte der FR, dass die Stadtpolizei nur in Ausnahmefällen von Obdachlosen Geld kassiere. Die allermeisten hätten überhaupt keines dabei…“ Artikel von Georg Leppert vom 20.12.2017 bei der FR online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=125642
nach oben