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Streik gegen Massenentlassungen an Ostern bei Carrefour – und eine Streikwelle v.a. in Frankreichs Verkehrswesen beginnt

Ostersamstag 2018: 20.000 streiken bei Carrefour quer durch Frankreich gegen Entlassungspläne„Stell Dir vor, es ist Weihnachten – und Aldi, Lidl und Netto streiken“ – so ungefähr die Auswirkung des Streiks in der größten Supermarkt-Kette Frankreichs an Ostern (das als – einst? – katholisches Land ja Ostern immer noch höher angesiedelt hat, als es hierzulande ist, dementsprechend die Konsumwut in diesen Tagen). Streiks bei Carrefour sind nicht so häufig, und dieser zeigte mächtig Wirkung, die Mobilisierung war unübersehbar – mit gutem Grund. Denn Carrefour, einer der größten Weltkonzerne im Einzelhandel (in 30 Ländern tätig, in Frankreich mit über 5.600 Niederlassungen und etwa 120.000 Beschäftigten, 400.000 weltweit) hat einen neuen Topmanager – und der einen Auftrag. Der lautet überraschender Weise für mehr Profit zu sorgen. Weswegen er im Januar angekündigt hatte, es müssten schon mal 2.400 Beschäftigte verschwinden – möglichst „freiwillig“. Was ein echter Betriebswirt ist, kennt halt in seiner perversen Weltsicht Menschen nur als Kostenfaktor, sonst wird man ja auch nicht Topmanager, ein paar Einkommenskürzungen für die Verbleibenden hat er auch noch im Arsenal seiner Ideen. Monsieur Bompard taufte seinen genialen Plan „Carrefour 2022“, der auch die Schließung von 273 Märkten vorsieht. Jedenfalls hatte die Belegschaft Zeit genug, sich ihre Reaktion zu überlegen – was sie jetzt begonnen hat. In der kurzen Meldung „Grève chez Carrefour : 20 000 salariés en grève ce samedi, selon les syndicats“ am 31. März 2018 bei FranceTVinfo externer Link wird berichtet, dass 20.000 Beschäftigte in 450 Niederlassungen am Ostersamstag streikten. Die große Aktion ist gleichzeitig Auftakt zu einer regelrechten Streikwelle in Frankreich, bei Eisenbahnen, Flugverkehr und… Zum Streik bei Carrefour zwei weitere aktuelle Beiträge, eine erste Bewertung, sowie ein Beitrag, der einen Überblick über alle in diesen Tagen stattfindenden oder beginnenden Streiks in Frankreich gibt – und zwei Beiträge zur gewerkschaftlichen Debatte über diese Situation:

  •  „Carrefour : FO, 1er syndicat, appelle à la grève générale le samedi 31 mars“ am 13. März 2018 bei Europe 1 externer Link war die Meldung über den Streikaufruf der bei Carrefour stärksten Gewerkschaft Force Ouvrière – diese hatte darin nochmals die Massenentlassungen scharf kritisiert und auch die Kürzung des Jahresbonus von rund 600 Euro auf gerade noch knapp über 50 Euro. Dabei galt dieser Streikaufruf – wie auch die Aufrufe anderer Gewerkschaften aus CFDT und CGT, der SNEC von CFE-CGC und SUD Commerce allen einzelnen Ketten von den Logistikzentren über die Hypermärkte, die normale Kette, bis zur „Nachbarschaftskette“ von Carrefour.
  • „Grève chez Carrefour : UNE FORCE S’EST LEVEE !“ am 01. April 2018 bei SUD Solidaires externer Link ist eine Erklärung der Gewerkschaft SUD Commerce zum Osterstreik bei Carrefour, in der unterstrichen wird, dass dieser Streiktag eine in dieser Breite bei diesem Unternehmen niemals zuvor erreichte Mobilisierung bedeutete und die Grundlage geschaffen habe, für einen erfolgreichen Kampf gegen den Plan Carrefour 2022, wofür die weitere gemeinsame gewerkschaftliche Aktion Voraussetzung sei.
  • „La grève générale qui vient : revue des mobilisations en cours“ am 31. März 2018 bei Rebellyion.info externer Link ist eine lobenswerte Fleißarbeit: Ein aktueller Überblick über alle begonnenen und demnächst beginnenden Streiks in verschiedenen Branchen der französischen Wirtschaft und erst recht des öffentlichen Dienstes: Eisenbahnen, Müllabfuhr, Elektrizitätswerke, Air France, Carrefour, das gesamte Erziehungswesen, Anwälte und Rechtspfleger, einige Bereiche des Gesundheitswesens und die Beschäftigten der Asylbearbeitungsstellen stehen im oder kurz vor Streiks.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130051
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