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Die Streikbewegung an Frankreichs Notaufnahmen geht weiter: Die Versprechungen der Regierung gehen an den Forderungen (vor allem nach mehr Personal) weit vorbei

Streikbewegung in den Notafnahmen französischer Krankenhäuser: Wächst seit Mai 2019 beständig an„… Dieselbe Situation mit vorzeitigen Abgängen in den Privatsektor oder gar Berufswechseln kennt auch der diplomierte Krankenpfleger Pierre Schwob, der im Spital Beaujon in Clichy bei Paris arbeitet. Er leistet fast ausschliesslich Nachtdienste und sieht entsprechend bleich und müde aus. «In meiner Notfallabteilung bin ich der Einzige, der es acht Jahren lang ausgehalten hat», sagt er mit einem Anflug von ironischem Stolz. Schwob gehört wie Candice Lafarge zum Kollektiv Inter-Urgences, das den Streik koordiniert. Auch er hält es für vorrangig, die Pflegeberufe im öffentlichen Dienst aufzuwerten. Dazu müssten die Löhne des Pflegepersonals um 300 Euro im Monat erhöht werden, lautet die Forderung der Streikenden. «In vielen Abteilungen gibt es zwar offene Stellen, doch sie können mangels Bewerbungen nicht besetzt werden», präzisiert Schwob. Trotz den Rekrutierungsproblemen fordert das Kollektiv für ganz Frankreich 10 000 zusätzliche Arbeitsstellen für die Notaufnahmen und ein Moratorium bei der Verminderung der Aufnahmekapazitäten. Diese sind im Rahmen der Kostensenkungen und Fusionen von Abteilungen im ländlichen Frankreich in den letzten zwanzig Jahren laut den Streikenden um 100 000 Betten reduziert worden, während sich in der gleichen Zeit die Nachfrage von Notfallpatienten praktisch verdoppelt hat. Kamen 1996 laut einem Bericht des Gesundheitsministeriums noch rund 10 Millionen Patienten in die Notaufnahmen, waren es 21 Millionen im Jahr 2016...“ aus dem Beitrag „Das Spital wird selber zum Notfall: Frankreichs Gesundheitssektor streikt“ von Rudolf Balmer am 09. September 2019 in der NZZ online externer Link, worin auch noch über die Skepsis gegenüber den neuen Zugeständnissen der Ministerin berichtet wird – und darüber, dass sich nun auch erste Ärzte der Streikbewegung angeschlossen haben… Siehe dazu auch einen Beitrag über die Reaktionen auf die Versprechungen des Ministeriums sowie einen Überblick über die ministerialen Zusagen  – und ein Interview mit zwei Aktiven des Koordinationskomitees Interurgences, sowie den Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zu den Streikbewegungen in den Notaufnahmen Frankreichs:

  • „Un collectif en lutte: entretien avec deux soignant·es de l’Interurgences“ von Hugo Huon, Candice Lafarge und Pierre-André Juven bereits am 30. Juli 2019 bei Mouvements.info externer Link ist ein Gespräch mit Hugo Huon und Candice Lafarge, zwei Mitgliedern des Kollektivs Interurgences. Die darin nicht nur die Entwicklung des Kampfes gegen staatliche Kürzungspolitik nachzeichnen, sondern auch ausführlich die Spannungen vor allem mit den Gewerkschaften CGT und FO schildern, über die Zusammensetzung des Kollektivs, die nach Vorstellungen der beiden Verbände zu einem Gremium von 40 Vorstandsmitgliedern (unterschiedlicher Ebenen) geführt hätten, mit einer nur noch kleinen Beteiligung der Streikenden vor Ort, einstweilen besteht das Komitee aus 10 Aktiven, wovon die Hälfte Streikende sind – inklusive die VertreterInnen von Sud Santé, die ein anders Herangehen praktizierten und ihre streikenden Mitglieder benannten (von denen Candice Lafarge eine ist).
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=154249
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