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Updated: 18.12.2012 15:51
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Coca-Cola sponsert die WM und profitiert vom Paramilitarismus in Kolumbien

Make it real: In Kolumbien werden die meisten Morde an Gewerkschaftern weltweit verübt. Coca-Cola - offizieller Partner der WM 2006 - profitiert von dieser Situation. Seit Jahren betreiben die Coca-Cola-Abfüller in Kolumbien eine extrem gewerkschaftsfeindliche Politik, die auch vor Morden nicht zurückschreckt.

Coca-Cola in Kolumbien

1996 erschossen Paramilitärs den Gewerkschaftsführer Isidro Segundo Gil auf dem Werksgelände des Coca-Cola-Abfüllers "Panamco" in dem kolumbianischen Städtchen Carepa. Kurz darauf brannten sie den Sitz der örtlichen Gewerkschaft nieder und zwangen alle in dem Abfüllwerk tätigen GewerkschafterInnen unter Todesdrohungen zum Austritt aus ihrer Organisation - mit Wissen des Werksleiters Ariosto Milan Mosquera. Seither hat es bei Panamco weitere acht Morde an Gewerkschaftsvertretern gegeben, zuletzt 2002. Beschäftigte der Abfüllanlagen, die sich für ihre Rechte einsetzen, werden bis heute mit Drohungen, auch gegen ihre Familien, terrorisiert, viele GewerkschafterInnen mussten dufliehen.

Gegen den in Atlanta ansässigen Mutterkonzern Coca-Cola Company und dessen kolumbianische Tochter hat die betroffene Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL schon 2001 mit Unterstützung der United Steel Workers of America und des International Labour Rights Funds in Florida Klage eingereicht. Aber der Prozess wurde eingestellt, da eine direkte Verbindung des Weltkonzerns zu seinem Abfüller nicht nachgewiesen werden könne.

Mit der Behauptung, für die Bedingungen in seinen Abfüllbetrieben nicht verantwortlich zu sein, weist Coca-Cola seit Jahren alle Vorwürfe zurück. Aber die Coca-Cola Company ist mitverantwortlich für die Angriffe und Morde! Die Situation in den kolumbianischen Abfüllbetrieben ist dem Konzern in Atlanta seit langem bekannt. Der Mutterkonzern und seine kolumbianischen Partner haben auf die Schutzgesuche der Gewerkschaft nie reagiert; Forderungen nach Aufklärung der Morde, nach öffentlicher Verurteilung der Gewalt in den kolumbianischen Abfüllwerken, nach Wiedereinstellung der geflohenen Arbeiter und nach Entschädigung der Opfer werden seit Jahren abgeschmettert - stattdessen SINALTRAINAL mit Verleumdungsklagen und Terrorismusvorwürfen überzogen.

Die Angriffe gegen die Gewerkschaft geschehen nicht im luftleeren Raum: Weltweit werden Arbeitverhältnisse entgarantiert, Stellen gestrichen und Arbeitsrechte mit Füßen getreten, nicht nur bei Coca-Cola. Jedoch ist Coca-Cola ein Beispiel dafür, wie prekäre Arbeitsverhältnisse global und mitunter äußerst brutal durchgesetzt werden. In Kolumbien profitiert Coca-Cola von den Angriffen auf Gewerkschafter, denn mit der Zerschlagung der Beschäftigtenvertretungen wird der Widerstand gegen die Umstrukturierungen aus dem Weg geräumt. Heute besitzen die wenigsten Beschäftigten bei Panamco noch feste Arbeitsverträge, die Löhne wurden auf ein Drittel gesenkt und Zeitarbeitsverträge eingeführt.

In Indien sorgt Coca-Cola durch Tiefbohrungen für die Absenkung des Grundwasserspiegels und entzieht vielen Bauern die Lebensgrundlage. Menschenrechtsinitiativen streiten dort gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung gegen den »Global player« Coca-Cola, der Wasserknappheit und gravierende Umweltschäden verursacht. Den Angestellten der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG in Deutschland droht der »Abbau« von etwa 3.000 Stellen in der Region Berlin-Brandenburg, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will im Notfall auch während der WM streiken.

Auch wenn die Bedingungen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind, die Tendenz ist überall gleich. Wir sind der Meinung, dass der Streit um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen miteinander geführt werden muss und weltweite Solidarität nötig ist.

Coca-Cola under pressure

Vor ein paar Jahren startete SINALTRAINAL eine weltweite Boykottkampagne gegen Coca-Cola. In den letzten Monaten legten in den USA, Kanada, Großbritannien und Irland über 20 angesehene Universitäten aufgrund der Vorwürfe ihre millionenschweren Verträge mit Coca-Cola auf Eis. In Italien schloss sich der Gemeinderat von Turin, Standort der von Coca-Cola gesponserten Olympischen Winterspiele, dem Boykott an; der olympische Fackellauf wurde über 40 Mal von Protesten gegen die Unternehmenspolitik aufgehalten. Aus Angst vor Imageschäden bemüht sich Coca-Cola auf einer speziell eingerichteten Website darum, als umwelt- und arbeiterfreundliches Unternehmen zu erscheinen (www.cokefacts.org ).

Mit der Fußball-WM in Deutschland steht das nächste von Coca-Cola gesponserte Großereignis vor der Tür. Um einer weiteren Marketing-Katastrophe vorzubeugen, erklärte Coca-Cola, sich mit Gewerkschaftern über eine unabhängige Untersuchungskommission zu den Vorfällen in der kolumbianischen Abfüllanlage verständigt zu haben. Mit der kolumbianischen Nahrungsmittelgewerkschaft SINALTRAINAL jedoch, die von den Angriffen betroffen ist, gibt es keinerlei Kontakt. Wie aber soll eine Untersuchungskommission unparteiisch sein, wenn nur einer der Konfliktgegner bei der Zusammensetzung der Kommission mitwirkt?

Als Sponsor der WM wird sich Coca-Cola auch in Deutschland gegen die Vorwürfe verantworten müssen! Wir wollen nicht, dass Coca-Cola mit leeren Versprechungen durch kommt!

Wir fordern von Coca-Cola

  • sich öffentlich von den Aktionen der Paramilitärs gegen die Gewerkschaft SINALTRAINAL zu distanzieren
  • die Verleumdungsklagen gegen SINALTRAINAL zurückzuziehen und keine weiteren Verfahren dieser Art gegen die Gewerkschaft anzustrengen
  • direkt mit SINALTRAINAL zu verhandeln und mit unparteilicher Vermittlung über die Ereignisse in Kolumbien und eine Lösung zu sprechen
  • Menschen- und Arbeitsrechte weltweit zu achten und Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zu leisten.

Zur WM 2006 wird es bundesweit unter dem Motto »Coca-Cola - World Cup Killer« Veranstaltungen und Proteste gegen Coca-Cola geben.

Weitere Infos: www.kolumbienkampagne.de


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