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Reiche gegen Reiche unter Regenschirm?

Materialsammlung von Helmut Weiss vom 23.10.2014Massive Polizeirepression kann die Bewegung in Hongkong nicht aufhalten

Der Chef hat gesprochen: Mit den Demonstranten, am Dienstag – ohne Ergebnis. Und erstmals seit dem Beginn der Proteste mit der (westlichen) Presse, mit bemerkenswertem Ergebnis. „Wenn es nur um Zahlen geht, dann werden wir am Ende die Politik jener über 50% Einwohner haben, die unter 1800 Hongkong-Dollar im Monat verdienen“ – zum Thema Wahl- und Kandidatenfreiheit. Also, das möchte er nun gar nicht – und dies ist keineswegs unsere Interpretation, sondern es sind die Worte des sehr ehrenwerten Herrn C.Y. Leung. Unter vielen anderen Stellen auch nachzulesen in dem Beitrag Hong Kong Chief Executive: Democracy Would Empower the Poor externer Link von Nadia Prupis am 21. Oktober 2014 bei commondreams

Und, Überraschung! – natürlich versäumte Herr Leung auch nicht, ausländische Kräfte für die Proteste verantwortlich zu machen. »Proteste außer Kontrolle« externer Link heisst etwa ein redaktioneller Artikel am 20. Oktober 2014 in neues deutschland – wobei sich die Frage erheben würde, was denn eigentlich dann wohl „Proteste unter Kontrolle“ sein sollten, und wessen und so weiter

Dafür gab es eine Demonstration zu seinem Haus, wie es unter anderem in der Reutersmeldung Hong Kong protesters march after fruitless talks with government externer Link von Donny Kwok und Diana Chan am 22. Oktober 2014 berichtet wird

Also, der gute Mensch von Hongkong möchte die armen Reichen der Stadt verteidigen. Auf der anderen Seite haben wieder einmal viele (auch in der BRD) festgestellt, dass all die Proteste, wie anderswo, so auch in Hongkong finanziert werden vom – in diesem Verständnis offenbar allmächtigen – Imperialismus, etwa die Gewerkschaften Hongkongs über den amerikanischen AfL – CIO. Der Gewerkschaftsbund HKCTU hatte dazu bereits am 14. Oktober 2014 das Solemn Statement by the Hong Kong Confederation of Trade Unions on the Besmirching Remarks externer Link veröffentlicht, in dem man sich gegen die Kritik verwehrte, eine Organisation im ausländischen Interesse zu sein

Nun ist es sicher nicht ohne Absicht, wenn die extrem staatstragenden amerikanischen Gewerkschaften jemand fördern – wie man, unter vielen anderen Beispielen, in Venezuela sehen konnte. Was aber nichts daran ändert, dass die Menschen auch in Hongkong eben Forderungen haben, Vorstellungen, wie sich ihr Leben verbessern lässt, auf die alle – alle – politischen Kräfte versuchen einzuwirken, wie eben immer. Deutlich wird dies beispielsweise in dem lesenswerten Beitrag Hotpot, Gods, and „Leftist Pricks“: Political Tensions in the Mong Kok Occupation externer Link von Holok Chen am 14. Oktober 2014 bei libcom.org, worin die politischen Debatten innerhalb der DemonstrantInnen während dreier Tage berichtet werden – rechte wie linke, ob mit oder ohne Anführungszeichen

Never retreat, a Mong Kok state of mind externer Link von Kristine Kwok am 13. Oktober 2014 ebenfalls bei libcom.org macht solche politischen Differenzen innerhalb der Protestbewegung auch sozusagen geographisch fest, in dem sie berichtet, dass die Straßenblockaden in Mong Kok eher von den linken Kräften beeinflusst sind, als in anderen Teilen der Stadt

Auch der Beitrag Why Hong Kong workers cannot be absent from the umbrella revolution externer Link am 20. Oktober 2014 bei Labour Watch Taiwan (hier eine ganz kurze englische Zusammenfassung beim LabourNet China) unterstreicht, dass LTW als Gruppierung in einem Staat, der allgemeines Wahlrecht kennt, was dennoch nicht etwa dazu führt, dass eine Politik im Interesse der Arbeiterbewegung gemacht würde, was erst recht bedeute, dass Demokratiebewegung und Arbeiterbewegung eins werden müssten

 

 

 

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=67746
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