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Benetton, der größte Grundbesitzer Argentiniens: Wer gegen dessen Landraub kämpft – „verschwindet“ wie Santiago Maldonado

Im August 2017 in Paragonien verschwunden - Santiago MaldonadoDer weltweite Tag gegen das Verschwinden(lassen) wird in einigen Ländern besonders intensiv begangen – dort, wo es oftmals blutiger Alltag geworden ist. Wozu, neben Mexiko etwa, auch Argentinien gehört, und eben nicht nur in Zeiten der Militärdiktatur. Umso mehr, als es einen aktuell „Verschwundenen“ gibt. Santiago Maldonado, aktiv im Kampf der Mapuche gegen den Landraub durch Benetton, ist seit einem Monat nicht mehr gesehen worden. Was bereits bei der letzten großen Gewerkschaftsdemonstration dazu führte, dass die Forderung nach seinem (lebendigen) Wiederauffinden eine zentrale Rolle spielte. Während die politische Rechte und ihre Regierung alles versuchen, um zu leugnen, dass es hier irgendwo um politisch begründetes Verschwindenlassen gehen könnte, haben beispielsweise die Lehrergewerkschaften des Landes damit begonnen, die Sachlage im Unterricht zu behandeln. Und am Gedenktag für die Verschwundenen gab es auch Solidaritätsaktionen von spanischen Demokraten bis zu streikenden peruanischen LehrerInnen. Siehe dazu fünf aktuelle Beiträge:

  • „Verschwunden am hellichten Tag“ von Jürgen Vogt am 31. August 2017 in neues deutschland externer Link fasst die bisherige Entwicklung zusammen und beginnt damit so: „Mit ihren Protestaktionen kämpft die indigene Mapuchegemeinschaft Lof Cushamen in Chubut um die Rückgabe ihrer angestammten Ländereien, die sich heute im Besitz der Holding »Tierras Sud Argentino« befinden, besser bekannt unter dem Namen des Textilherstellers Benetton. Maldonado, selbst kein Mapuche, hatte sich den Protesten angeschlossen. Seit der Räumungsaktion am 1. August ist er verschwunden. Seit Monaten ist die Lage in der Region angespannt. In den südlichen Provinzen Neuquén, Río Negro und Chubut leben rund 100 000 Mapuche. Selten dringen die Proteste der Mapuche in die Schlagzeilen der Hauptstadtpresse, doch Verschwundene rufen die grausame Erinnerung an die Militärdiktatur wach. Vor zwei Wochen waren Zehntausende zur Plaza de Mayo im Zentrum von Buenos Aires gezogen und protestierten gegen Maldonados Verschleppung. Zugleich machten sie die Regierung von Präsident Mauricio Macri für das Verschwinden mitverantwortlich. Am Wochenende machte Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel ebenfalls die Regierung verantwortlich“.
  • „“Verschwundener“ nach Repression in Argentinien“ von Christian Dürr am 20. August 2017 bei amerika21.de externer Link, worin berichtet wird: „Der ebenso dem Regierungsbündnis Cambiemos des Staatspräsidenten Mauricio Macri angehörende Staatssekretär für Menschenrechte, Claudio Avruj, betonte, Maldonado werde lediglich als vermisst eingestuft, da es keine Hinweise auf ein gewaltsames Verschwindenlassen gebe. Das Komitee gegen Verschwindenlassen von Personen der Vereinten Nationen forderte ebenso wie die Argentinische Bischofskonferenz in einer offiziellen Stellungnahme den argentinischen Staat auf, dringende Maßnahmen einzuleiten, um Santiago Maldonado aufzufinden. Auch die Interamerikanische Menschenrechtskommission erwägt derzeit konkrete Maßnahmen. Die indigene Gemeinde Pu Lof en Resistencia hatte im Jahr 2015 Land besetzt, das sich im Besitz des italienischen Konzerns Benetton befindet. Ihrer Ansicht nach handelt es sich dabei jedoch um kommunitäre Territorien der Mapuche, welche illegal angeeignet worden seien. Benetton war Anfang der 1990er Jahre im Zuge des neoliberalen Ausverkaufs unter Präsident Carlos Menem zum größten Grundbesitzer in Argentinien aufgestiegen“.
  • „Telam y Santiago Maldonado“ am 31. August 2017 bei SiPreBA externer Link (der Pressegewerkschaft von Buenos Aires) ist eine Stellungnahme des betrieblichen Gremiums bei der nationalen Nachrichtenagentur Telam, in der ein Kommentar der Agentur scharf kritisiert wird, der, regierungstreu, versucht, die ganze Bewegung der Solidarität mit Maldonado als gesteuerte Kampagne zu diffamieren.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=120825
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