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Massenhaft Festnahmen bei Gewerkschaftsdemonstration in Algier und demonstrative Drohgebärden des keineswegs neuen Regimes gegen die Freitagsdemonstrationen

Eine Demonstration in Algier am 26.2.2019 - nicht nur an den Freitagen wird gegen das "5. Mandat" für Bouteflika protestiert...Sowohl bei der Gewerkschaftsdemonstration am 10. April 2019 in der Hauptstadt, als auch am Tag zuvor bei einer Demonstration der Studierenden, gab es erstmals seit längerem massenhafte Festnahmen von DemonstrantInnen. Alleine bei der Demonstration, zu der die im unabhängigen Gewerkschaftsbund CSA zusammengeschlossenen 13 Einzelgewerkschaften als Abschluss eines landesweiten Streiktages aufgerufen hatten, wurden 35 TeilnehmerInnen festgenommen, die auch am Donnerstag noch nicht wieder frei gelassen wurden. Bei der Demonstration der Studierenden am Tag zuvor waren es noch mehr Festnahmen gewesen. In dem Bericht „Algérie: 35 délégués syndicaux arrêtés à Alger“ von Younes Saâdi am 10. April 2019 bei Maghreb Emergant externer Link wird von dem Polizeiüberfall auf die Gewerkschaftsdemonstration berichtet, wobei AktivistInnen aus vier Einzelgewerkschaften Opfer der Repression wurden. Das Regime, nach Ernennung des „Interim-Präsidenten“ und der Festlegung eines Wahltermins, will offenbar nun mit Gewalt durchsetzen, dass die Proteste aufhören. Dafür sprechen nicht nur die konkreten Drohungen gegenüber möglichen Demonstrationen am Freitag, sondern auch die nebulösen Ausführungen insbesondere des Oberkommandierenden, „ausländische Kräfte“ seien in Algerien aktiv… Siehe zur Repression gegen die beiden Demonstrationen drei weitere aktuelle Beiträge, inklusive eines kurzen Streikberichts vom Mittwoch, sowie einen Beitrag über den Polizeiaufmarsch in Vorbereitung des Freitags:

  • „Appels à prolonger la grève générale jusqu’au 18 avril“ von Djamel Alilat am 10. April 2019 bei El Watan externer Link gibt einerseits einen Überblick über die – „gemischt“ ausgefallene – Streikbeteiligung am – von der neuen (aus den 90er Jahren wieder belebten, aber weitgehend unbekannten) Föderation Confédération syndicale des forces productrices (Cosyfop) ausgerufenen – Streik vom 7. bis 9. April: Die Gewerkschaft selbst spricht landesweit von 56% Streikbeteiligung, wobei die stärkste Beteiligung einmal mehr in den Regionen der Kabylei zu verzeichnen war, wie andere Quellen deutlich machten. Der Autor weist im Weiteren vor allem darauf hin, dass zur Zeit „jeder Streikaufruf, egal von wem“ befolgt werde…
  • „«Nous constatons que les vieux réflexes sont de retour»“ am 10. April 2019 bei El Watan externer Link ist ein Gespräch von Iddir Nadir mit Boualem Amoura, Vorsitzender der Gewerkschaft Syndicat autonome des travailleurs de l’éducation et de la formation (Satef), in dem dieser darauf hinweist, dass es nicht nur eine Provokation des Regimes sei, einfach die „Geschäfte weiter zu betreiben“ sondern eine besonders deutliche Provokation sei es, ausgerechnet Bensalah als Interimspräsidenten zu benennen, der derjenige sei, der am längsten ein Gesicht des Regimes sei, der schon vor Bouteflika dagewesen sei…Weswegen nun die neuen Repressionsmaßnahmen und Drohungen auch nicht überraschend seien.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=147324
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