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Blutbad, Notstand – Militärdiktatur

ägypten räumung campDie Bilder der blutigen Militäraktionen keineswegs nur in Kairo, sondern im ganzen Land dürften alle gesehen haben: Und damit auch das wirkliche Gesicht eines Herrn al Sisi. Nach offiziellen Zahlen wurden landesweit mindestens 278 Menschen im ganzen Land getötet und mehr als 2.000 verletzt. Und wenn – beispielsweise – zu Recht kritisiert wurde, dass der abgesetzte Mursi seine Seilschaften als Provinzgouverneuere einsetzte – die Armee tut daselbe: Streikverbot erlassen gehört auch dazu. Und während die Koalition der Anti-Mursi-Kräfte in der Armee ihr Zentrum hat und die bürgerlich-demokratische Opposition a la Tammarod eingebunden, weiss niemand, welches Szenario die Zukunft bringt – selbst ein neues Algerien wäre möglich. Der Artikel Rauch, Blut und kein Ende in Sicht externer Link von Sonja Zekri am 14. August 2013 in der Süddeutschen Zeitung fasst die Entwicklung des Tages komprimiert zusammen

Siehe dazu auch:

  • Notstand in Ägypten externer Link von Sofian Philip Naceur am 15. August 2013 in der jungen welt, worin es abschliessend heisst: “Nach dem Scheitern internationaler Vermittlungsbemühungen vor gut einer Woche hatte die Bruderschaft erst am Montag Gesprächsbereitschaft signalisiert. Dennoch haben sich die Falken im Armee- und Regierungsapparat durchgesetzt und eine »weiche« Auflösung der Protestcamps verworfen. Die Armee hat seit der Absetzung Mursis alles daran gesetzt, die Muslimbrüder zu dämonisieren, sie pauschal als »Terroristen« bezeichnet und ihnen die Verantwortung für die Eskalation der Gewalt auf dem Sinai in die Schuhe geschoben. Das Militär setzt nun offen auf Konfrontation und stachelt die Bruderschaft erfolgreich zu Gegengewalt an”

Die relativ kleine ägyptische Linke jedenfalls scheint nun die Konsequenz zu ziehen, sich zu Recht von beiden Lagern zu distanzieren: Die Erklärung Egypt: Down with military rule! Down with Al-Sisi, the leader of the counter-revolution! externer Link der Revolutionären Sozialisten vom 14. August 2013 (hier bei europe solidaire) geisselt die Massaker der Armee ohne die Bruderschaft in Schutz zu nehmen

Dies wird auch in dem Interview Erkenne deinen Feind externer Link von Rosemary Bechler mit Sameh Naguib (einem Aktivisten der Revolutionären Sozialisten Ägyptens) am 12. August 2013 bei marx21 deutlich, der unter vielem anderem auch die “Terroristen” Hatz der Medien konkret kritisiert

Siehe dazu auch:

Zum Hintergrund:

“Nicht nur die Muslimbrüder sind ein Gegner der Revolution, sondern auch die Felul (Anhänger des alten Regimes) und das Militär” – sagt Mohamed Abdal Salam von der Association for Freedom of Thought and Expression im Interview Der Fehler der Tamarod externer Link mit Martin Hofmann am 30. Juli 2013 bei telepolis

Siehe dazu auch:

  • Egypt’s coup has crushed all the freedoms won in the revolution externer Link von Tawakkol Karman am 09. August 2013 im Guardian. Die jemenitische Journalistin, im eigenen Land bekannte Oppositionelle sieht in der These von der “Übernahme des Staates durch die Bruderschaft unter Mursi” den wesentlichen Vorwand – denn dies sei keineswegs die Realität – für einen Militärputsch der alten Mubarak-Kräfte. Hunderte von Kommentaren auf der Seite zeigen schon von ihrer Zahl her, wie vielfältig die Meinungen noch sind
  • Lessons for the secular left externer Link von Mahmood Mamdani am 30. Juli 2013 bei Al Jazeera – ein Plädoyer für ein prinzipielles Umdenken der ägyptischen Linken bezüglich ihres Verhältnisses zu Staat und Militär – wenn die Bruderschaft Verantwortung für Terror trage, dann jetzt nach dem Putsch die Linke eben auch ist seine Argumentation
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=42110
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