Wachsende Solidarität gegen Militär-Schauprozess gegen ägyptische Werftarbeiter

Die erneute Verschiebung des Militärgerichts-Prozesses gegen die 26 – wegen irrsinniger Beschuldigungen – angeklagten Werftarbeiter von Alexandria ist auch Ausdruck der wachsenden Solidarität gegen dieses Vorgehen, das ein Witz genannt werden könnte, wenn es nicht so reaktionär und hemmungslos gegen Arbeiter gerichtet wäre, die sich für aller normalste Arbeitsbedingungen einsetzten. Solidarität kommt dabei neben Großbritannien (wo es traditionell gewerkschaftliche Solistrukturen mit arabischen KollegInnen gibt) vor allem aus Frankreich. Auch – und gerade – weil auf dieser Werft gebaut werden sollten: 4 Korvetten für Frankreich. Siehe dazu aktuelle Beiträge und Solidaritätserklärungen:

• Kampagne zur Freilassung der ägyptischen Werftarbeiter jetzt auch bei Labourstart
  „Ende Mai dieses Jahres haben Arbeiter auf den Werften in Alexandria friedliche Proteste organisiert. Die Geschäftsführung hatte sich geweigert, mit ihnen zu verhandeln und ihre Forderungen abgelehnt. Im Anschluss an den Protest wurden die ArbeiterInnen von der Militäranwaltschaft zum Verhör bestellt. Fünfzehn ArbeiterInnen folgten der Vorladung und wurden alle überraschend verhaftet (bis auf eine Kollegin die auf Kaution freigelassen wurde). Gegen weitere 11 ArbeiterInnen wurde Haftbefehl erlassen. Die Arbeiter sind weiterhin in Haft und warten auf ein Urteil. Während dessen haben weder sie noch ihre Familien einkommen. Die nicht inhaftierten ArbeiterInnen sind untergetaucht und könnten jederzeit verhaftet werden. Das Center for Trade Union and Worker Services (CTUWS) verlangt die sofortige Freilassung der inhaftierten WerftarbeiterInnen und bittet die internationale Gewerkschaftsbewegung um Solidarität und Unterstützung“ – so der Aufruf „Ägypten: Lasst Inhaftierte Werftarbeiter Frei!“ zur Solidaritätskampagne , die von Labourstart seit dem 01. Oktober 2016 organisiert wird. Siehe dazu:

• „Special report: How the Alexandria Shipyard workers’ defiance of the generals sparked a new solidarity movement“ am 14. September 2016 bei Egypt Solidarity ist ein Beitrag, der nicht nur die gesamte Auseinandersetzung nochmals nachzeichnet und in die gesamte politische Entwicklung des Landes einordnet, sondern eben auch einen Schwerpunkt darauf legt, wie die Solidaritätskampagne mit den Werftarbeitern von Alexandria zur Wiederbelebung zahlreicher Initiativen in verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren beigetragen hat

• „Corvée de corvettes sur le port d’Alexandrie“ von Eric Landal am 25. September 2016 bei Libération ist ein Beitrag, der die ägyptisch-französische Militärkooperation ebenso behandelt wie er das Schicksal der Familien der Angeklagten berichtet. Und auch die Bewertung vornimmt, dass die Spezialwerft ein Modernisierungsprojekt der Regierung sei – die allerdings einmal mehr ihre besondere Klugheit peinlich deutlich gemacht hat, in dem sie Wehrpflichtige zur Konstruktionsarbeit abkommandierte, die das so gut konnten wie etwa Herr al Sisi…

• „Solidarité avec les travailleurs des chantiers navals d’Egypte“ am 27. September 2016 bei SUD Solidaires ist die Solidaritätserklärung des alternativen französischen Gewerkschaftsbundes, in der darauf verwiesen wird, dass die Familien der Inhaftierten seit Monaten kein Einkommen mehr haben und dies erst recht die grundsätzliche Forderung unterstreiche nach ihrer sofortigen Freilassung

• „We demand stopping the trial of naval shipyard workers In Case No. 2759 for the year 2016 at the military misdemeanors court of Alexandria And immediate release of the worker imprisoned pending the trial“ vom 11. Juli 2016 und jetzt neu auf englisch ist die Solidaritätserklärung des Gewerkschaftszentrums CTUWS, in der ebenfalls die sofortige Beendigung des Prozesses gefordert wird und die Freilassung der angeklagten Werftarbeiter. Dabei wird ausführlich und Punkt für Punkt argumentiert, vor allem auch zur infamen Vorgehensweise des Regimes, streikende Arbeiter vor ein Militärtribunal zu zerren

• Siehe dazu auch: „Das ägyptische Regime und seine Militärjustiz: Jetzt auch gegen Arbeiter. Weil sie eine Krankenversicherung zurückhaben wollten“ am 22. Juni 2016 im LabourNet Germany und die seitherige Berichterstattung