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Updated: 18.12.2012 15:51
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Offener Brief an den Vorstand und die Bezirksleitung der IG Metall

Die 35 Stundenwoche muss verteidigt werden!

Stoppt den Generalangriff auf die Arbeitszeiten!

Die Unternehmer blasen zum Generalangriff auf unsere Errungenschaften. Neben den Sozialversicherungen steht die Arbeitszeit und der Flächentarifvertrag im Zentrum der Angriffe.

Die Brutalität beim Arbeitskampf im Osten war ein Vorgeschmack. Dann kam der Angriff auf die Tarifautonomie und die Attacke in der Metall-Tarifrunde. Die schlimmsten Angriffe konnten abgewehrt werden, aber das Kapital lässt nicht locker.

Zur Zeit sind es nicht die kleinen, schlecht organisierten Kleinbetriebe, die die Hauptgefahr für die 35 Stunden-Woche darstellen, sondern Weltkonzerne wie Bosch, DaimlerChrysler und Siemens, die jetzt ihre ganze politische und ökonomische Macht einsetzen wollen, um Durchbrüche in der Arbeitszeitfrage durch zu setzen:

Bei DaimlerChrysler im Raum Stuttgart war ein Antrag an die Tarifparteien in Arbeit, der die 40-Stundenwoche für alle Beschäftigten in der PKW- und NFZ-Entwicklung, der Forschung sowie in der gesamten Zentrale ermöglichen sollte. Das hätte über 20 000 Beschäftigte betroffen. Dies wurde zumindest vorerst durch Proteste gekippt.

Bei Siemens wird konzernweit mit der massenhaften Verlagerung von Arbeitsplätzen gedroht, wenn die Betriebsräte nicht die 40-Stunden ohne Lohnausgleich sowie Abstriche beim Weihnachtsgeld etc akzeptieren.

Bei Bosch konnte ein erster Erpressungsversuch bei Elektrowerkzeugen/Leinfelden gestoppt werden, die Geschäftsführung hat aber weiterhin das Ziel der 40-Stundenwoche.

Wenn diese Vorstöße erfolgreich sind, wäre das eine erhebliche Niederlage für die IG Metall. Vor 20 Jahren haben wir durch einen 7-wöchigen harten Arbeitskampf mit Hunderttausenden von Streikenden und Ausgesperrten den Einstieg in die 35-Stundenwoche errungen.

Arbeitszeitverlängerung ist zugleich unverantwortlich angesichts der herrschenden Massenarbeitslosigkeit, die zunehmend auch AkademikerInnen, TechnikerInnen und IngenieurInnen betrifft. Dies konterkariert alle gewerkschaftlichen Bemühungen der letzten Jahrzehnte, durch Arbeitszeitverkürzungen Arbeitsplätze zu erhalten bzw. neue zu schaffen.

Auch wenn der Tarifvertrag heute mehr längere Arbeitszeiten zulässt, brauchen wir den entschiedenen Widerstand in jedem Betrieb und der gesamten Organisation gegen solche Bemühungen. Arbeitszeitverlängerung ist gegen die Beschlusslage der Organisation.

Noch in der Tarifrunde hat die gesamte IGM eine große Kampagne geführt gegen Arbeits-zeitverlängerung. In jedem Betrieb wurde umgerechnet, wie viele Arbeitsplätze im Bereich / Betrieb wegfallen würden, wenn die 40-Stundenwoche eingeführt würde. Dazu gab es Broschüren, Faltblätter, Metallnachrichten, Plakate, Arbeitszeitrechner usw. In der IGM-Kampagne Tatort Betrieb – psychische Belastungen "Terror für die Seele" wird aufgezeigt, was lange Arbeitszeiten für physische und psychische Belastungen hervorruft und welche Gesundheitsschädigungen die Folge sein können.

Stimmen wir jetzt in den Betrieben Arbeitszeitverlängerungen zu, machen sich die Gewerkschaften und die Betriebsräte für die KollegInnen total unglaubwürdig und lächerlich. Wie sollen wir auf dieser Grundlage Mitglieder halten bzw. neue gewinnen?

Auch wenn wir in einem Betrieb oder im Tarifkampf nicht stark genug sind, um unsere Politik komplett umzusetzen, dürfen wir nicht als IG Metall den Rückschritt legitimieren.

Fällt in einem großen Metallbetrieb die 35-Stundenwoche, wird ein großes Loch in den bereits löchrigen Damm der 35-Stundenwoche gebohrt. Der Druck auf alle anderen Metallbetriebe wird gewaltig steigen und weitere Betriebe werden umfallen. Die Flut wird den Damm brechen.

Wir wissen, dass manche KollegInnen in die 40-Stundenwoche drängen, weil sie in (unbezahlten) Überstunden ertrinken. Aber wir müssen die Ursachen dafür bekämpfen, die Arbeitsüberlastung und den Personalmangel. Beides wird in den Betrieben bewusst forciert. Eine verlängerte Arbeitszeit verschiebt das Problem auf die Zeiten jenseits der 40 Stunden-Grenze!

Wir wissen, dass manche KollegInnen scharf auf die 14% mehr Einkommen sind, dort wo Lohnausgleich angeboten wird. Das ist kein Wunder nach vielen Jahren Reallohnverlusten. Aber dem finanziellen Druck, dem wir alle unterliegen, können wir nicht individualistisch mit Arbeitszeitverlängerung begegnen, sondern nur mit Tarifrunden, die allen gemeinsam mehr Einkommen bringen und mit einem hartnäckigen Kampf gegen den Sozialkahlschlag.

Ein Blick zum Öffentlichen Dienst zeigt, dass die Arbeitszeitverlängerung und der damit verbundene Arbeitsplatzabbau ein Projekt von Kapital und arbeiter- und gewerkschaftsfeindlicher Politik ist. Dem muss eine umfassende Kampagne aller betroffenen Gewerkschaften und Branchen entgegengesetzt werden. Jede Niederlage in einem Betrieb oder einer Branche wird die Position aller schwächen, jeder Erfolg wird ein Sieg für alle sein!

ErstunterzeichnerInnen:

Gert Aldinger, IGM, Delegierter,BR Porsche Zuffenhausen / Werner Weresch, IGM,Delegierter, VK-Leiter,BR Porsche Zuff. / Antonio Girone, IGM, Delegierter,BR Porsche Zuff. / Wolfgang Schönleber, IGM, Delegierter, BR Porsche Zuff. / Theo Völkl, IGM, Delegierter,BR Porsche Zuff. / Matthias Rieske, IGM, Vorsitzender JAV Porsche Zuff. / Jürgen Leetz, IGM, BR Porsche Zuff. / Renate Herzog, IGM, BR Porsche Zuff. / Peter Bartke, IGM, BR Porsche Zuff. / Herbert Freisler, IGM, BR Porsche Zuff. / Harald Buck, IGM, BR Porsche Zuff. / Hüseyin Tapan, IGM, BR Porsche Zuff. / Kurt Gross, IGM, BR Porsche Zuff. / Siegfried Karls, IGM, BR Porsche Zuff. / Hans-Jörg Leschek, IGM, BR Porsche Zuff. / Ralf Schmeußer, IGM, BR Porsche Zuff. / Karen Hummler, IGM,VKL+ Ers.-BR Porsche Zuff. / Mehmed Kilinc, IGM, Ers.-BR Porsche Zuff. / Gertrud Moll, IGM, BR+VKL Bosch Feuerbach / Roland Saur, IGM,BR+VKL Bosch Feuerbach / Hasso Ehinger, IGM, BR+VKL Bosch Feuerbach / Marion Mutschelknaus, IGM, BR Bosch Feuerbach / Herbert Seiler, IGM, BR Bosch Feuerbach / Ole See, BR Bosch Feuerbach / Wulf Siepert, IGM, VK-Leiter, BR Bosch Reutlingen / Peter Schimke, IGM, BR Bosch Schwieberdingen / Michael Faulhaber, IGM, BR, Delegierter Bosch Plochingen / Bernd Hummes, IGM, VM Bosch Plochingen / Abbas Arslandogan, IGM, stv. VK-Leiter, Bosch-Junkers Wernau / Karl-Heinz Greth, IGM VK-Leiter Bosch-Junkers Wernau / Ahmet Soliman, IGM, BR, VKL Bosch-Junkers Wernau / Ursula Seyfferth, IGM, BR Alcatel / Uta Janz, IGM, BR Alcatel / Gottfried Schapeler,IGM, BR Alcatel / Heinrich Hopfmüller,IGM, Vertrauensmann + Schwerbehindertenvertreter Alcatel / Klaus-Peter Löwen,IGM, BR Alcatel / Ingrid Lepple, IGM, BR DaimlerChrysler Zentrale / Christa Hourani, IGM, BR+VKL DaimlerChrysler Zentrale / Janni Pietro, IGM, VKL DaimlerChrysler Sifi / Luigi Colosi, IGM, BR Stihl Waiblingen / Peter Karcher, BR Knorr-Bremse / Rolf Stumpp, IGM, Delegierter, Ludwigsburg / Angela Hidding, IGM, BR DaimlerChrysler Mannheim / Reinhard Ilbig, IGM, BR DaimlerChrysler Mannheim / Theo Langlotz, IGM, BR DaimlerChrysler Mannheim / Bernhard Kühlwein, IGM, BR DaimlerChrysler Mannheim / Öncü Hüseyin, IGM, VKL WMF / Hüseyin Besli, IGM, BR Modine Tübingen / Selaheddin Sari, IGM, Vertrauensmann Roto-Frank / Matthias Fritz, IGM, BR+VK-Leiter Mahle Cannstatt / Peter Hanle, IGM, BR-Vors. Foxboro-Eckardt Cannstatt / Klaus Eckhardt, IGM, VKL Index-Werke Esslingen / Georg Rapp, IGM, VM+Delegierter DaimlerChrysler Ut. / Franjo Antunovic, IGM, VM DaimlerChrysler Ut / Harald Weiß, IGM, BR DaimlerChrysler Ut. / Tom Adler, IGM, BR DaimlerChrysler Ut. / Hans-Jürgen Butschler, IGM, BR+VKL DaimlerChrysler Ut. / Michael Clauss, IGM, BR+VKL DaimlerChrysler Ut. / Eyup Toptas, IGM, BR DaimlerChrysler Ut / Markus Messing, IGM, BR DaimlerChrysler Ut. / Ewald Benninger, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / Francisco Ardila, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / Martin Bott, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / André Halfenberg, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / Fritz Patig, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / Rolf Trautmann, IGM, VKL DaimlerChrysler Ut. / Yusuf Lort, IGM, VK-Bereichsltg.ME,DaimlerChrysler Ut / Dirk Bernecker,IGM, VK-Bereichsltg.ME, DaimlerChrysler Ut. / Roland Heide, IGM, VK-Bereichsltg.ME, DaimlerChrysler Ut. / Gerhard Geupert, IGM, VK-Bereichsltg.ME, DaimlerChrysler Ut. / Karl-Heinz Genzel, IGM, VK-Bereichsltg.ME, DaimlerChrysler Ut. / Markus Feil, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Hagen Engelmann, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Reiner Böhmerle, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Frank Zannetin, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Wolfgang Grau, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Cafer Cankar IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Georg Partalidis IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Rainer Klemcke IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Yilmaz Özdemir IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Branko Grabovac IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Patrick Sündermann IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Ali Karacay IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Jürgen Wieland IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Joachim Gafke IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Mehmet Bayram IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Kurt Bangert IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / HartmutBäumner, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Stefan Jung, IGM, VM DaimlerChrysler Ut. / Bernhard Matzeit, IGM, VM DaimlerChrysler Ut / Elfi Windisch, IGM, VKL Gretsch-Unitas / Werner Pfennig, verdi, ehem. Hauptvorstand IG Medien / Werner Sauerborn, Verdi, Sekretär Landesbezirksleitung Ba-Wü / Wolfgang Haupt, verdi, Fachsekretär / Ismail Kahraman, IGM+ verdi / Detlef Strabenow, verdi, Vertrauensmann Universität Hohenheim / Wilma Heuken, verdi, Musikerin / Richard Detje, verdi /

Stand der Unterschriften: 17.Mai 2004

Vorname / Name Gewerkschaft / Funktion / Betrieb Unterschrift


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