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Updated: 18.12.2012 16:00
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euromayday in hamburg, das war spitze!

3000 oder mehr auf der euromayday-parade in hamburg, das war nicht nur hinsichtlich der anzahl ein überraschend gut gelungener einstieg in das europaweite projekt rund um prekäre lebens- und arbeitsverhältnisse. die vielfältige zusammensetzung der demonstration als auch ihre frech-offensiven slogans, transparente, zeitungen und flugblätter kreierten einen "sonntag für globale rechte", der nun alle chancen hat, auch längerfristiger als kristallisationspunkt und katalysator für einen lebendigen prozeß übergreifender bewegungsansätze zu wirken. und an dieser stelle mal vorab: tausend dank und alle achtung an die gesellschaft für legalisierung, hamburg umsonst und andere aus der hamburger vorbereitunsgruppe, die ja in kleiner besetzung diese beeindruckende mobilisierung möglich gemacht haben.

ein paar eindrücke...

an der spitze des zuges ein freedom of movement transparent, getragen vom "block" der anti-lager-action-tour, die in blue-silver mit trommeln und eingeübten sprechchören für stimmung sorgten. bemerkenswert dabei vor allem die teilnahme zahlreicher afrikanischer aktivistInnen der brandenburger flüchtlingsinitiative.

und die frage von prekärem aufenthalt und gleichen rechten für alle war in der demo nahezu allgegenwärtig: im auftakttheater gegen das lagerregime und dem anschließenden auftritt des weltweit einzigen bolzenschneiderballets; auf den transparenten der gesellschaft für legalisierung oder von kanak attak zum "doppelpaß" (mit dem zweiten sieht man besser!); auf dem untgeschmückten hochzeitswagen von "megainfarkt", auf dem neben verschiedensten aneignungsformen auch die schutzehe propagiert wurde ( www.schutzehe.de ); oder mit der zwischenkundgebung am erstaufnahmezentrum genannten flüchtlingsschiff.

neben der pink-silver sambaband aus berlin, einem soundsystem sowie weiteren kleinen motivwägen aus hamburg sorgten zwei demoteilnehmer für besondere aufmerksamkeit: zwei esel, die in kombination mit ausstaffierten vogelscheuchen und ironischen slogans die prekären arbeitsbedingungen in der landwirtschaft thematisierten.

auffällig zudem hunderte von hamburger studentInnen in gelben t-shirts, die mit ihrer beteiligung auf dem euromayday einen "summer of resistance", nicht nur (!) gegen die erhöhten studiengebühren, ankündigten.

von erwerbslosen gegen ein-euro-zwangsdienste bis zu schrill kostümiertenkuturschaffenden (?), das spektrum der parade hatte nur eine offensichtliche leerstelle: es fand sich nicht eine gewerkschaftsfahne im bunten meer des frechen protests. trotz vieler bemühungen im vorfeld, trotz veranstaltungskooperationen zwischen gewerkschaften und euromayday-vorbereitung und einem inhaltlich ja genau auf die neuen prekären beschäftigungsverhältnisse zielenden "organizing-seminars" von verdi in hamburg in den tagen zuvor, konnte sich offensichtlich keine "offiziellere sektion" zur beteiligung geschweige denn offensiven mobilisierung durchringen. von der sonntag-vormittags-1. mai-demo des dgb kamen zwar hunderte von interessierten und vor allem studentInnen zum nachfolgenden euromayday, der ja bewußt dort anfing und nochmals beworben wurde, wo die dgb-demo endete. aber selbst "basisgewerkschaftliche beteiligung" war anschließend nirgends zu erkennen.

ein kleines fazit ...

der euromayday hat nun auch in germany einen ersten guten namen. 1000 oder allenfalls 2000 teilnehmerInnen konnten erwartet werden, mit der zuletzt benannten einschränkung hätte also eine mobilisierung kaum besser laufen können.

der europaweite bezugsrahmen, die bewegungsübergreifende zusammensetzung und damit das zusammenkommen der unterschiedlichen realitäten, sowie nicht zuletzt der versuch, neue, bunte, offensive ausdrucksformen zu entwickeln ... all das hat mit dem hamburger euromayday einen neuen impuls bekommen, den es aufzugreifen und weiterzuentwickeln gilt. und die auf der demonstration verteilten massenzeitung "le monde precaire" bietet dafür weitere inhaltlich-praktische anregungen.

h. (kein mensch ist illegal-hanau)


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