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Polizei gegen Streikbewegung in Haitis Textilindustrie: Billig sollt ihr sein, nicht rebellisch – sagt „sogar“ die US-Botschaft

Polizei gegen streikende Textilarbeiter in Haiti - auf Weisung der US Botschaft?Die Sonderwirtschaftszonen in Port-au-Prince, Carrefour, Ounaminthe und Caracol bestehen vor allem aus Textil-Sweatshops, die für große US-Marken produzieren. In diesen Knochenmühlen zu arbeiten ist für viele Tausend Beschäftigte extrem hart – und für die Unternehmen billig. Einen Lohn von umgerechnet grob 4 Euro – am Tag, wohlgemerkt – ist, was die Textilunternehmen unbedingt beibehalten wollen – und die Modeketten auch. Schon seit 2011 ist durch Wikileaks bekannt, dass die US-Botschaft direkt bei der haitianischen Regierung intervenierte, um eine Erhöhung des Mindestlohns zu verhindern. Seit dem 1. Mai 2017 gibt es nun eine erneute Massenbewegung der Arbeiterinnen und Arbeiter der Textilindustrie, die eine Erhöhung des Mindestlohns auf, wiederum grob umgerechnet, 9 Euro pro Tag fordert. Den ganzen Mai über gab es immer wieder Streiks in einem oder mehreren Unternehmen gleichzeitig, am 19. Mai einen massiv befolgten Vollstreik – dessen Demonstration zum Präsidentenpalast von der Polizei gewalttätig verhindert wurde. Die Stellungnahme der Unternehmer erscheint besonders peinlich – für sie selbst: Das seien ja nur „Radikale“ von außerhalb. Wenn diese aber in der Lage wären, so massiv zu mobilisieren, dann müsste die Unzufriedenheit aber sehr groß sein… Siehe dazu drei  aktuelle Beiträge:

  • „Thousands of Haitian Workers Are on Strike Against Foreign-Owned Sweatshops“ von Jeff Abbott am 22. Juni 2017 bei In These Times externer Link ist ein Beitrag über die Streikbewegung auf Haiti, in der die Entwicklung seit Anfang Mai nachgezeichnet wird und die Repression deutlich gemacht. Dabei wird nicht nur deutlich, dass die „Radikalen von Außen“ vor allem die beiden Textilgewerkschaften SOTA-BO und PLASIT-BO sind (die allerdings beide dem linken Gewerkschaftsverband Batay Ouvriye angehören) – und leider auch, dass viele Streikende in der Tat mit inzwischen ganz massiven Finanzproblemen zu kämpfen haben, was es dem Autor wahrscheinlich macht, dass die Streiks und Proteste erst einmal ihrem Ende entgegen gehen würden – die Gegenfront sei auch mächtig, inklusive des Verweises auf die Rolle der US-Botschaft in solchen Auseinandersetzungen.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=118011
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