Streikbrecher brachen durch – die Angestellten feixten

Eiliger Nachtrag: Die Streikleitung von Neupack teilt uns mit:

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
die Firma Neupack Verpackungen hat beim Arbeitsgericht Hamburg, ohne Anhörung der Gewerkschaft, eine einstweilige Verfügung erwirkt, die uns bei der Nutzung der legitimen Streikmaßnahmen einschränkt. Bisher haben wir gewaltfrei Streikbrecherinnen und Streikbrecher zum Zwecke der Info über die Streikziele und der Aufforderung sich mit uns zu solidarisieren kurz blockieren können.
Diese Vorgehensweise ist bisher durch die Gerichte in Berlin und Bielefeld bestätigt worden.Das Arbeitsgericht Hamburg stellt sich mit seiner einstweiligen Verfügung gegen diese Rechtsprechung. Das bedeutet für uns, dass eine Behinderung bei dem Zutritt zur Firma Neupack Verpackungen vorübergehend nicht zu Verfügung steht,da es durch das Arbeitsgericht unter Strafe gestellt wurde. Wir werden dagegen gerichtlich vorgehen und gehen davon aus, dass die gängige Praxis von den anderen Arbeitsgerichten bestätigt wird. Das heißt für uns, dass wir weiterhin Streikbrecherinnen und Streikbrecher empfangen, aber nicht mehr blockieren und wir werden uns vielfältige und kreative Arbeitskampfmaßnahmen einfallen lassen. Wir freuen uns auch weiterhin über eine lautstarke Unterstützung, um den Arbeitgeber weiterhin unter Druck zu setzen. Wir planen weitere größere Aktivitäten zu denen wir viel Unterstützung brauchen. Der Streik geht weiter.

Streikbrecher brachen durch – die Angestellten feixten

Um halb zehn kamen die Streikbrecher aus Polen, vermittelt durch die Firma work expreß in Kattowitz (Polen)  in Stellingen an. Es waren elf Männer und Frauen, sie sollen als PackerInnen arbeiten. Nach zehn Minuten kamen sie mithilfe der Polizei rein. Die meisten sprachen deutsch. Es waren keine ahnungslosen Streikbrecher sondern geübte und energische Leiharbeiter, die gezielt und lachend sich reindrückten. Es machte den Eindruck, daß es Streikbrecherprofis waren. So hatte es keinen Sinn, die vorbereiteten Flugblätter auf polnisch und deutsch an sie zu verteilen. Oben an den Fenstern standen  Angestellte und freuten sich mit den Streikbrechern. Die Eingänge waren nicht so zahlreich besetzt wie zu Zeiten des Schichtwechsels. Etliche Streikende und Unterstützer trafen erst ein als schon alles gelaufen war. Die Stimmung war eingetrübt, ans Aufgeben denkt niemand, es herrscht die Stimmung: Jetzt erst recht!  Da 20 Leiharbeiter der polnischen Firma angekündigt waren, ist noch mit weiteren Streikbrechern in Stellingen zu rechnen.

In Rotenburg sollen die Streikbrecher morgen, am Mittwoch  eintreffen. Sie werden auch von mehreren Medienvertretern erwartet: Rotenburger Kreiszeitung, NDR 3 und TV. Heute war der Rotenburger Bürgermeister Detlef Eichinger zum Solidaritätsbesuch bei den Streikenden und nicht bei der Gegenseite. Immerhin!

Der Betriebsrat hatte seine Zustimmung zur Einstellung nicht gegeben, die IG BCE unternimmt juristische Schritte gegen die illegale Einstellung von Streikbrechern. Jan Eulen, Vorsitzender der IG BCE in Hamburg, appellierte an die KollegInnen, diesen Rückschlag einzustecken und sich nach vorn zu orientieren, dieser Streik habe erst angefangen, er werde noch länger dauern. Die Neupack-Beschäftigten in Hamburg und Rotenburg kämpften mit für KollegInnen, die in ihren Betrieben in einer ähnlichen Lage steckten. Die IG BCE werde alle juristischen und politischen Schritte unternehmen, die Eigentümer in die Schranken zu weisen.

Der Namen der polnischen Verleih-Firma „work-expreß“ erinnert mich an Expreß-Otto-Versand, aber es werden keine Waren versendet, oder doch: Die Ware Arbeitskraft. Der Name der Firma klingt modern und international. Trotz entgegenstehender deutscher Gesetze schickt sie Ware – der Profit lockt. Mit dieser Aktion könnte die Krüger-Familie aber auch ihr eigenes Interesse, den Willen der Belegschaft zu brechen, konterkarieren! Weil diese Aktion bei ihren eigenen Klassengenossen in Wirtschaft und Politik auf Widerspruch stoßen dürfte. Die übrigen Unternehmer und die Politiker wollen den Schein der Sozialpartnerschaft aufrecht erhalten. Den Krügers könnten es passieren, daß sie jetzt zurückgepfiffen werden. Beim Skat würde man sagen: Überreizt!
Die Belegschaft, nach einer kurzen Frustation, steht besser da als vorher.

Eine Aufforderung an alle, die kulturelle Beiträge, Infos vor oder im Streikzelt (in der Zeit von 12 Uhr bis 16 Uhr) geben wollen: Meldet euch bitte bei tarifneupack@gmx.de und macht eure Vorschläge!

Am Donnerstag um 18 Uhr machen wir ein weiteres Treffen des Soli-Kreises: Im Zelt.

 

Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack, 13.11.2012. Kontakt: soli-kreis@gmx.de

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=15499
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