IG BCE-Vorsitzender Vassiliadis am 1. Mai: „Neupack und linksradikale Störenfriede“

Kommentar von Dieter Wegner im Jour Fixe Info 32-2013

Damit meint er uns vom Soli-Kreis Neupack. Zitate aus dem „politischen Bericht“ von Michael Vassiliadis vom 24.4. vor dem Beirat der IG BCE: „…Das sind die sektierischen und ideologischen Gruppen, die ihr eigenes übles Süppchen in solchen Konflikten kochen“… „Da wird versucht, aus dem Arbeitskampf einen Klassenkampf zu machen, der nur mit dem vollständigen Sieg oder der heroischen Niederlage enden kann…“    „Weder lassen wir uns von diesen Sektierern treiben, noch haben wir vergessen, was sie in der Geschichte der Arbeiterbewegung und auch in den Diktaturen des so genannten real existierenden Sozialismus angerichtet haben“.

Dem Klassenkampf setzt Vassiliadis seine eigene Ideologie entgegen: „Wir haben es da mit einer Eigentümer-Familie zu tun, die lieber den Betrieb dicht macht, als daß sie einen Vertrag mit der Gewerkschaft schließen würde, ungeachtet jeder ökonomischen Vernunft oder jeder sozialen Verantwortung… Denn natürlich können wir diese Machtfrage nicht so beantworten, daß am Ende die Fabrik schließt und die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen weg sind“. Vassiliadis ganzer „politischer Bericht“ hier externer Link (Unbedingt lesen: Politisch wertvoll. DW)

Anmerkungen:

Bei etlichen Treffen des Soli-Kreises im Streikzelt in Stellingen ist den Gewerkschaftssekretären von Streikenden und UnterstützerInnen entgegengehalten worden:  „In Deutschland ist noch nie ein Betrieb kaputtgestreikt worden!“ Ungeachtet dessen schickte die IG BCE-Führung die Streikenden am 24. Januar in den Betrieb zum Streikbruch ihres eigenen Streiks, „nur“ um ihren renitenten Sozialpartner Krüger zu retten und die fast leeren Lager zu füllen. Nachdem drei Maschinenführer sich dem Streik angeschlossen hatten und zwei weitere auch die Absicht hatten, schickte die IG BCE-Führung diese drei wieder rein, um ihren Sozialpartner vor der Niederlage zu bewahren.

Vassiliadis sieht das natürlich anders: Um die Arbeitsplätze der KollegInnen zu retten.

Was für eine vertrackte Situation aber auch: Der dumme Krüger mit seinem Berater Hoeck, der seine Profitquelle riskiert und der schlaue Vassialidis in seiner „ökonomischen Vernunft“ bewahrt die Dummköpfe Krüger/Hoeck vor der Pleite!! Ein dreifach hoch auf die Sozialpartnerschaft und die Schlauheit unserer Gewerkschaftsführer!

Vassiliadis hat wohl recht mit der Bezeichnung: „Linksradikale Störenfriede“, denn einige von uns sehen sich durchaus als linksradikal und alle sehen sich als Störenfriede, nämlich als Störenfriede der Sozialpartnerschaft zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Vassiliadis und Krüger. Vassiliadis kann nur noch bei den Unaufgeklärten punkten, so am 1. Mai in Hamburg. Die diesen Streik erlebt und erlitten haben und die Informierten schrien ihm „Neupack, Neupack“ entgegen und hielten ihm Schilder wie „Suche klassenkämpferische Gewerkschaft – biete sozialpartnerschaftliche IG BCE“ vor die Nase.

Aber eines muß noch bekannt werden: Wir vom Soli-Kreis sind jetzt ganz konfus, sogar durcheinander! Denn:  Vor kurzem war noch der stellv. Landesbezirksvorsitzende Oliver Venzke im Streikzelt, hat sich beim Soli-Kreis für sein Fehlverhalten kurz vorher entschuldigt und sich bei uns „linksradikalen Störenfrieden“ ausdrücklich bedankt!  Lieber Oliver, lieber Michael, klärt ihr uns bitte auf?! Was ist nun? Wer sind wir? Störenfriede oder wertvolle Unterstützer?Das ist besonders wichtig, weil wohl alle von uns Gewerkschaftsmitglieder sind, etliche auch in der IG BCE, auch Betriebsräte sind.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=33925
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