Am 1.11.2012 begann der Neupack-Streik: EINE BITTERE UND UNNÖTIGE NIEDERLAGE

Flugblatt, verteilt am 26.10. auf einem Fest von DIDF Hamburg, anlässlich „Vor einem Jahr begann der Neupack-Streik“

Vor einem Jahr, am 1.11.2012 verließen die Neupack-KollegInnen ihre Arbeitsplätze und begannen einen Erzwingungsstreik. Mittels eines Haustarifvertrages hofften sie, ihr Arbeitsschicksal zu verbessern: Höhere Löhne, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit und korrekte Behandlung durch die Vorgesetzten.
Sie waren in Eintracht mit ihrer Gewerkschaft, erklärte doch der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis: „Wir werden ein Exempel statuieren – koste es, was es wolle.“ Dabei wurden die Krügers als überlebte Unternehmer nach „Gutsherrenart“ eingeschätzt. Dies stellte sich als ein grundlegender Irrtum heraus.
Am 24.1.2013 wurden die Streikenden nach zweitägigem Sträuben von der IG BCE-Führung wieder an die Arbeit geschickt, sonst seien die Arbeitsplätze gefährdet.
Die Wirklichkeit war: Die Krügers waren am Ende und die eingestellten Streikbrecher stellten 40-50% Ausschuß her. Es begann ein Flexi-„Streik“, der nach kurzer Zeit von den KollegInnen in Flexi-Verarschung umgetauft wurde.
Die KollegInnen sahen sich durch ihre eigene Gewerkschaft um ihren Sieg gebracht.
Trotzdem machten sie Ostern noch einen Versuch und forderten vom Landesbezirksvorsitzenden, die Streikleitung selbst zu übernehmen, um einen wirklichen Flexi-Streik durchzuführen. Ihr Verlangen, den Streik demokratisch zu führen, wurde von Becker nicht mal beantwortet.
Die bittere und unnötige Niederlage wurde von ihm als erfolgreicher Kompromiß verkauft: “Für die Arbeitnehmer bei Neupack bricht eine neue Zeit an”. Das Risiko einer Urabstimmung ging er nicht ein.
Daß die Hauptforderung nach einem Tarifvertrag nicht erreicht wurde, wurde vertuscht. Die magere materielle Ausbeute der Betriebsvereinbarung war von den Krügers den Beschäftigten schon im Dezember und Januar in einem „verbesserten Einzelarbeitsvertrag“ angeboten worden (und von einigen leider auch unterschrieben worden).
Was haben die Streikenden und die Unterstützer aus der Niederlage gelernt: Mit einer Gewerkschaftsführung, die das Kampfpotential der Streikenden nicht nutzt sondern ihnen stattdessen in den Rücken fällt, ist ein Kampf nicht zu gewinnen.
Ein Streik kann nur demokratisch geführt werden, d.h., die Streikführung muß in den Händen der Streikenden und ihrer Streikleitung liegen.
Die Niederlage war nicht nur für die Moral der Streikenden verheerend sondern auch ein schlimmes Signal an die KollegInnen anderer Klein- und Mittelbetriebe.

Einige KollegInnen des ehemaligen Soli-Kreises, soli-kreis@gmx.de

Siehe zum Hintergrund: Branchen » Sonstige Branchen » Verpackungsindustrie » Dossier: Neupack in Hamburg und Rotenburg

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=46878
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