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Updated: 18.12.2012 15:51
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Grohe Solikreis gegründet

An Freitag, 3. Juni 2005 wurde auf Initiative zweier aktiver Gewerkschafter aus Nachbarbetrieben in Hermer der "Grohe - Solidaritätskreis" gegründet. Zum ersten Treffen kamen über dreißig Kolleginnen und Kollegen von Grohe sowie weitere interessierte Menschen aus der Region. Es wurde die Situation im Werk umfangreich diskutiert, eine kurze Gründungserklärung verabschiedet und ein engerer Koordinierungskreis bestimmt.

Die Diskussion spiegelte die emotional aufgeladene Stimmung im Werk: Verzweifelung und Wut.

Zunächst ging es um die Frage, warum das Forum "Rettet-Grohe" vom Netz genommen wurde. Genaueres konnte letztendlich nicht geklärt werden, wahrscheinlich ist aber, daß der Betreiber von der Werkleitung oder dem Betriebsrat unter Druck gesetzt wurde, weil angeblich "Morddohungen" veröffentlicht worden seien. Richtig ist, daß dieses zunächst relativ unbekannte Internetforum in den letzten drei Tagen seines Bestehens geradezu explosionsartig an Zuspruch gewann, so in der Regionalpresse Beachtung fand und darüber bundesweit bekannt wurde. Es waren zum Schluß ca 580 Beiträge gepostet. Es muß wohl auch eine einzelne Verzweifelungsäußerung "die müßte man aufhängen" gegeben haben, die dann zu einer konkreten Morddrohung umgedeutet wurde. Allein dieses Forum zeigt die tiefe Betroffenheit der Werke und der Menschen in der Region.

Es ging weiter mit der Lage im Betrieb: Die Diskussion wurde rasch zugespitzt auch die Frage, ob man sich der Logik beugen müsse, daß Grohe ein "Sanierungsfall" sei oder ob nicht vielmehr die Tatsache, daß Grohe durch Kapitaltransaktionen der verschiedenen Eigner (Überschreibung der Kosten des überteuerten Weiterverkaufs in die Substanz des Betriebes) bewußt in die Situation getrieben wurde, durch deren "Sachzwänge" nun die "Sanierungsmaßnahmen" unumgänglich seien. Konkret hieß die Fragestellung:

Akzeptierung des Einsparungsziels 150 Millionen Euro und des "Sanierungskonzeptes" der Betriebsratsspitze und seiner "Gegengutachter" mit dem Abbau von "nur" Tausend Arbeitsplätzen gegen Eintausendfünfhundert sofort und insgesamt 3000 in der Langzeitoption von MC-Kinsey oder ob nicht vielmehr der Kampf um jeden Arbeitsplatz und die Erhaltung aller Standorte gegen das Konzept der Geschäftsführer zu stellen ist. Wenn der neue Eigner Grohe überteuert gekauft hat, ist das sein Problem, wie er das finanziert, Grohe hat aus seinem operativen Geschäft immer genug Gewinn abgeworfen.

Naturgemäß kam bei dieser Diskussion die große Unzufriedenheit mit der Betriebsratsspitze zur Sprache. Hier ging es um die Frage: "Aktion am 11.6." oder nicht. Am 11.6. planen die Kolleginnen und Kollegen in Lahr eine große Demonstration mit breiter Mobilisierung in der Region. Für Hemer hieß es: Wir bleiben ruhig, Aktion nur, wenn unser Gegenkonzept (unter Einschluß von 1000 Entlassungen) abgelehnt wird.

Der Solikreis beschloß, vom Betriebsrat und der IG-Metall auf jeden Fall die Mobilisierung zum 11.6. auch für Hemer und seine gleichberechtigte Teilnahme zu fordern. Sollte der BR die Aktion ablehnen, wird der Solikreis eine Aktion in Hemer durchführen.

Breit diskutiert wurden die Handlungsmöglichkeiten im Betrieb. Vielen Kolleginnen und Kollegen war klar, daß bei der Gemengelage eigentlich eine machtvolle, selbstständige und langandauernde Streikaktion die einzige richtige Antwort wäre. Dem gegenüber steht die völlige Unsicherheit und Unerfahrenheit in der Belegschaft und die geringe gewerkschaftliche Organisation. "Wie und womit beginnen" war die daraus resultierende Fragestellung. Angesprochen wurde, daß Erfahrungen gesammelt werden können in legalen innerbetrieblichen Aktionsformen wie sich häufig wiederholenden Kurzdiskussionen im kleinen bis mittleren Kollegenkreis, sich daraus entwickelnder kollektive Forderung nach Information - Gang ganzer Abteilungen zu Betriebsrat oder der Verlängerung von Belegschaftsversammlungen, wie in Lahr bereits geschehen und natürlich die intensive Öffentlichkeits- und Informationsarbeit in der Region.

Ein letzter Diskussionspunkt war die Frage, warum die Kolleginnen und Kollegen in Lahr eigentlich so viel kämpferischer sind. Die Diskussion mündete in dem Vorschlag, am 11.6. auf jeden Fall, parallel zu den angedachten Aktionen in Hemer eine kleine Delegation nach Lahr fährt und dort eine Grußadresse vorträgt.

Diese Diskussion war eingebettet in die Erkenntnis, daß zu gleichen Zeitpunkt in vielen Betrieben ähnliche Zumutungen der Kapitalseite vorliegen und natürlich ähnliche Abwehrkämpfe laufen, sei es Alstom, Bosch-Siemens, Kone, Gerresheimer .. Die Notwendigkeit, daß diese Kämpfe sich vernetzten und verbinden und zu einem großen Strom werden müssen, stand unausgesprochen im Raum.

Karl - Ludwig Ostermann, Vertrauensmann Demag Wetter, 4. Juni 2005


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