„1-Euro-Steak mit ein bisschen Menschenhandel, bitte“

"Fleischindustrie enteignen - Kapitalismus abschaffen!„…Viele Menschen leben und arbeiten in der deutschen Fleischindustrie zu äußerst schweren Bedingungen. Es handelt sich vorwiegend um Arbeiter mit Werkverträgen oder Leiharbeiter, die oftmals faktisch aus dem Arbeitnehmerschutz herausfallen. Wir haben häufig dadurch Situationen, dass Menschen sechs Tage in der Woche zwölf oder sogar fünfzehn Stunden am Tag arbeiten und hierfür letztlich nur knapp 1.000 Euro bekommen“, berichtet der Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials sowie Monsignore und Offizialatsrat in Vechta, Peter Kossen, in einem Interview. Auf die Frage, ob das System ganz bewusst aufrecht erhalten wird, stellt Kossen fest: „Ja. Es ist ja so, dass ganze Bereiche der Wertschöpfungskette ausgelagert werden. Die eingesetzten Subunternehmer entscheiden sich dann ganz bewusst für Werkverträge und gegen Arbeitsverträge und werben gezielt Menschen aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien und Polen. Das geht oft so, dass die Arbeiter in abgelegen Unterkünften untergebracht werden, so dass man sie nur wahrnimmt, wenn sie vielleicht irgendwo einkaufen. Das ist eine Parallelwelt mitten in Deutschland. Und sie ist genauso gewollt. (…) Es wird versucht, dagegen anzugehen. Doch die zuständigen Behörden sagen selbst, dass sie personell (und finanziell) überhaupt nicht in der Lage sind, das zu kontrollieren. (…) Es gibt verschiedene Seiten, die hiervon profitieren. Natürlich haben die großen Firmen selbst ein Interesse daran, die einzelnen Schritte in der Wertschöpfungskette kostengünstig zu halten; sie profitieren eindeutig von diesem System. Dann das Netz der Subunternehmer, welche durch diese Praktiken Unsummen an Geld verdienen. Es ist letztlich der ganze Handel, der damit verdient; ob er nun von den Bedingungen weiß oder nicht. Klar, es gibt Betriebe, die dieses System nicht mittragen und es anders und menschlicher versuchen. Doch die geraten hierdurch natürlich in wirtschaftlichen Druck, weil die Konkurrenten billiger produzieren können…“ Jan Rebuschat im Gespräch mit Peter Kossen vom 15. Oktober 2016 bei The Huffington Post online externer Link

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