Kritische Kommunikationswissenschaft so randständig wie kritische Medien: Netzwerk gegründet

Netzwerk Kritische KommunikationswissenschaftEin Beispiel: Es gilt als ausgemacht, dass mehr (innere) Sicherheit zu Lasten von (Meinungs)Freiheit gehen muss. Journalisten verlangen dann oft eine Zuspitzung auf eine „Entweder/Oder“-Position. Eine Position, die aber diesen etablierten Widerspruch zwischen Sicherheit und Freiheit hinterfragt, ist weit schwieriger zu vermitteln. Also wenn etwa dafür argumentiert wird, dass eine steigende Freiheit der Bürger auch zu mehr Sicherheit führen kann. Hierzu muss man nämlich nicht nur aus dem bekannten „Entweder/Oder“-Spiel aussteigen, sondern auch erklären, dass Freiheit nicht nur etwas Negatives ist, also die Freiheit von etwas, sondern auch als positive soziale Freiheit verstanden werden kann. D.h. wenn es mehr Freiheit für alle, tatsächlich etwas tun zu können und dafür auch die nötigen Ressourcen zu besitzen, gäbe, würden wir auch in einer sicheren Gesellschaft leben und etwa Extremismus und Diebstahl zurückgehen. Andererseits gelten meiner Meinung immer noch Zusammenhänge, die Herbert Marcuse in den 60er Jahren unter dem Stichwort „repressive Toleranz“ beschrieben hat. Das heißt, nicht nur die Verengung, sondern die hyper-pluralistische Berichterstattung ist auch ein Problem“ so sagt es der Mitbegründer des „Netzwerk Kritische Kommunikationswissenschaftler“ Sebastian Sevignani in dem Interview von Marcus Klöckner  „“In der Kommunikationswissenschaft ist der Kalte Krieg auch heute noch nicht zu Ende““  am 18. Juli 2017 bei telepolis externer Link – ein Gespräch, in dem auch die direkte Repression gegen kritische gesamtgesellschaftliche Theorien Thema ist. Siehe dazu auch:

  • Kongress Kritische Kommunikationswissenschaft: Kritik muss vielfältig sein New
    Gemäß diesen Positionen gebe es etablierte Theorien wie den Kritischen Rationalismus, die Systemtheorie oder den Neo-Institutionalismus. Sie hätten einen „hohen Tauschwert“ für die Mitglieder des scientific community, denn mit ihnen lasse sich schließlich irgendwann ein Lehrstuhl entern. Demgegenüber stünden „abgelehnte“ Theorien, die sich kritisch mit dem real existierenden Kapitalismus auseinandersetzten, wie etwa die alte „Kritische Theorie“ der Frankfurter Schule oder die marxistische „Kritik der politischen Ökonomie“. (…) Christian Fuchs betonte in seinem Vortrag die Aktualität von Marx für die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismusmix (bestehend zum Beispiel aus Finanzkapitalismus, Industriekapitalismus und Mobilitätskapitalismus) und Tendenzen der Monopolisierung wie bei Google und Facebook“ – aus dem Beitrag „Von illegitimen Theorien und dem Kampf um Lehrstühle“ von  Rudolf Stumberger am 10. Dezember 2017 bei telepolis externer Link, worin auch die zahlreichen Kommentare insofern lesenswert sind, als dabei deutlich wird, was heutezutage so alles unter Kritik verstanden werden soll… Siehe dazu auch den Tagungskanal:

  • „Das Netzwerk“ von Ende Mai 2017 ist die Vorstellung der in Gründung befindlichen Initiative, in der es einleitend heißt: „Mit dem Netzwerk, das im März 2017 auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) in Düsseldorf gegründet wurde, wollen wir innerhalb der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft einen Raum schaffen für kritische wissenschaftliche Forschung und Lehre über Medien und Kommunikation. Die Notwendigkeit Kritischer Kommunikationswissenschaft liegt in der Realität des Mediensystems begründet (Kommodifizierung, Ideologisierung, Arbeitsbedingungen etc.). Kritische Kommunikationswissenschaft findet aufgrund der jahrzehntelangen Marginalisierung im deutschsprachigen Raum zurzeit eher in benachbarten Disziplinen sowie international statt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines eigenen Netzwerks“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=119002
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