apm vor Insolvenz: Kampf um Standort und Arbeitsplätze

Dossier

apm: Kampf um gewerkschaftseigene DruckereiDie gewerkschaftlichen Vertrauensleute und der Betriebsrat der apm haben aus Sorge um den Standort und die Beschäftigten am 13. August 2018 eine gemeinsame Erklärung externer Link verabschiedet, in der die gerichtlich bestellte vorläufige Sachwalterin des Insolvenzverfahrens und der Gläubigerausschuss aufgefordert werden, alle Optionen zu prüfen, die einen Erhalt der kompletten Produktion in Darmstadt und den Verzicht auf Kündigungen ermöglichen. Nach der quasi Halbierung der Belegschaft sollen nur noch wenige Kunden, darunter vor allem die Gewerkschaften ver.di, IG Metall und IG Bau direkt in Darmstadt bedient werden. Die Aufträge anderer Kunden sollen offenbar an andere Druckereien weitergereicht werden. „Die gewerkschaftlichen Vertrauensleute und der Betriebsrat halten den Kurs für falsch, der maßgeblich vom Vorstand der Muttergesellschaft apm AG gesteuert wird“, heißt es in der Erklärung. Die hervorragenden Geschäftsbeziehungen zu den gewerkschaftlichen und nicht-gewerkschaftlichen Kunden und das umfassende Leistungsangebot der Druckerei würden durch die Verkleinerung des Betriebs und die Auslagerung von Aufträgen hochgradig gefährdet. Gefordert wird, den Maschinenpark zu erhalten, der auf die speziellen Bedürfnisse der apm-Kunden zugeschnitten sei. Der geplante Verkauf von Maschinen müsse gestoppt werden. Aufträge von apm-Kunden sollen nicht an Fremddruckereien vergeben werden. Zudem sei zu prüfen, ob externe Investoren bereit seien bei apm einzusteigen. Vertrauensleute und Betriebsrat weisen darauf hin, dass die Beschäftigten der apm über viele Jahre durch Sanierungstarifverträge einen erheblichen Beitrag zum Erhalt des Betriebes geleistet haben. So sei mit Blick auf die möglich erscheinende nachhaltige Sanierung der apm lange Zeit auf Jahresleistung und Urlaubsgeld verzichtet worden. Insbesondere die gewerkschaftlichen Kunden würden faire Preise zahlen, um die von ihnen zu Recht verlangte Tarifbindung der apm an den Flächentarif der Druckindustrie zu gewährleisten. An ver.di, IG Metall, IG BAU und andere Gewerkschaften wird appelliert, weiter solidarisch an der Seite der Beschäftigten zu stehen und ihnen die notwendige Rückendeckung für die Forderungen nach Erhalt der Arbeitsplätze und der Produktion am Standort Darmstadt zu geben. Kampflos werde die apm-Belegschaft ihre Arbeitsplätze nicht aufgeben.“ Bericht von ver.di Verlage – Druck – Papier vom 14.08.2018 externer Link und dazu:

  • 120 Mitarbeiter sind betroffen: Endgültiges Aus für Druckerei APM in Darmstadt New
    „… Bis zuletzt habe es laut Darmstädter Echo Hoffnung auf eine Rettung des Unternehmens gegeben. Auch sei bis zur endgültigen Schließung produziert worden. Rund 40 Prozent der Aufträge habe die Druckerei noch von den Gewerkschaften bekommen, die ursprünglich die Mehrheit am Unternehmen hielten. Die Mitarbeiter selbst hätten schon seit 2005/06 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet. (…) Die Gewerkschaft Verdi erhebt angesichts der Schließung Vorwürfe gegen die Anteilseigner des Unternehmens, Andrew Seidl und Thorsten Voß. Gewerkschaftssprecher Manfred Moos von Verdi Hessen ist laut Darmstädter Echo überzeugt, dass die Schließung der Druckerei vermeidbar gewesen wäre, »wenn die Anteilseigner Torsten Voß und Andrew Seidl ein wirkliches Interesse am Erhalt des Standorts und der Arbeitsplätze gehabt hätten.« Verdi habe aber seit Monaten zunehmend den Eindruck gehabt, dass die Investorensuche nur halbherzig und sehr dilettantisch betrieben wurde, so Moos…“ Beitrag von Martina Reinhardt vom 14. Januar 2019 bei print.de externer Link
  • Einfach abgewickelt: „Schlag ins Gesicht der apm-Beschäftigten“
    „An den Weihnachtstagen durften die letzten 130 Beschäftigten der apm-Druckerei in Darmstadt noch hoffen. Seit Juli steckte ihr Betrieb im Insolvenzverfahren. Aber es gab Kaufinteressenten und solvente Stammkunden – darunter ver.di und die IG Metall. Die drängten auf eine Fortführung des Betriebs an der Kleyerstraße. Doch am 27. Dezember kam das Aus: Der letzte Interessent sagte ab, die letzte große Druckerei im 160.000 Einwohner zählenden Darmstadt ist seit Neujahr geschlossen. Die Kündigungen sind draußen. Unklar ist, ob der Sozialplan (2,5 Gehälter pro Beschäftigungsjahr) wirklich ausgezahlt werden kann. „Viele fühlen sich verraten“, sagt die Prokuristin Petra Werkmann. Nun schreibt sie den Beschäftigten, die meist viele Jahre dort tätig waren, die Zeugnisse. Sie sind laut Betriebsratschefin Rita Winkels im Schnitt 50 Jahre alt. (…) Die Pleite ist besonders bitter, weil das Unternehmen gewerkschaftliche Wurzeln hat… “ Ver.di-Bericht von Klaus Nissen vom 9. Januar 2019 externer Link
  • APM-Druckerei in Darmstadt: „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“
    Nach dem Aus für die APM-Druckerei in Darmstadt sind die Mitarbeiter verzweifelt. Auch gibt es Kritik an den Insolvenzverantwortlichen. (…) Für Verdi-Fachbereichsleiter Moos gelten die Anteilseigner ohnehin als „sehr umstrittene Insolvenzspezialisten.“ Zuletzt sei im Oktober 2018 für die von Andrew Seidl geführte Astov Vertriebsgesellschaft mbH mit Sitz in Dresden ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Bereits Anfang 2017 teilten die Gesellschafter nach Darstellung von Verdi den Betrieb auf: Die Belegschaft landete bei der APM Produktions-GmbH, die APM AG verfügt demnach über Maschinen, Gebäude und Kundenaufträge. Nachdem am Donnerstag nach Weihnachten nach Verdi-Angaben der letzte verbliebene Interessent für die APM abgesagt hatte, weil wohl die Preisvorstellungen der Anteilseigner zu hoch waren, mutmaßt die Gewerkschaft: „Möglicherweise lassen sich mit der Verwertung der Anlagen und des Grundstücks der APM AG mehr Erlöse erzielen als mit dem Verkauf an einen Investor.“ Das sei „ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die mit Sonderschichten bis zum letzten Tag dafür gesorgt haben, dass die Aufträge pünktlich gedruckt und ausgeliefert wurden“, heißt es bei Verdi. Ohnehin sei das Geschäftsmodell von Seidl und Voß mutmaßlich eher auf die Schließung als auf den Betrieb von Druckereien ausgelegt, „zumindest, wenn es darauf ankommt, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen“, sagt Verdi-Mann Moos. Beispiele seien etwa die Schließung der Süddeutsche-Verlagsdruckerei im Donautal 2016 oder die Kündigung für Mitarbeiter des Bodensee-Medienzentrums zu Weihnachten 2015. Dort hatte der Betrieb Anfang Oktober 2015 Insolvenz angemeldet, an Heiligabend schließlich gab es für die Angestellten die Kündigung. Ähnliches jetzt also in Darmstadt…“ Beitrag von Frank Horneff vom 7. Januar 2019 bei Echo online externer Link
  • Ausgedruckt. Ehemalige Gewerkschaftsdruckerei in Darmstadt stellt Betrieb ein. Rund 130 Beschäftigte stehen auf der Straße 
    „… »Schöne Bescherung« titelte die junge Welt vor genau zwölf Jahren. Auch 2006 gab es für die seinerzeit noch 170 APM-Beschäftigten zu Weihnachten keine frohe Botschaft: Die von Verdi, IG Metall, Transnet (heute EVG) und IG BAU getragene Beteiligungsgesellschaft GBG verkaufte die Druckerei zum Jahreswechsel. Zwar gaben die Gewerkschaften dem Unternehmen langfristige Auftragsgarantien und Geld für Investitionen mit auf den Weg. Doch zugleich überließen sie den Betrieb dubiosen Geschäftsleuten, die seither selbst offenbar wenig bis gar nichts in das Unternehmen steckten – eher im Gegenteil. Das jetzt verkündete Ende ist daher letztlich auch eine Folge des 2006 beschlossenen Rückzugs der Gewerkschaften. Dieser führte seinerzeit zu einigen Protesten. Der Fachbereich Medien im Verdi-Landesbezirk Hessen unterstützte den Betriebsrat und die Belegschaft von APM in ihrer Forderung nach einem langfristig Erhalt des Betriebes als gewerkschaftseigene Druckerei. Die Delegiertenversammlung der IG Metall in Wiesbaden-Limburg beschloss einstimmig eine Resolution, in der es hieß: »Eigene Medien und eine eigene Druckerei sind für die Gewerkschaftsbewegung gerade in der heutigen Zeit von hoher Bedeutung.« Der Verkauf wurde dennoch durchgezogen. Den Zuschlag erhielt eine Investorengruppe unter Führung von Torsten Voß und Andrew Seidl aus Dresden, die die Insolvenz in den vergangenen Jahren offenbar langfristig vorbereiteten. Das zumindest legt die 2017 erfolgte Gründung einer GmbH nahe, die ohne nennenswertes Eigenkapital die Beschäftigungsverhältnisse der APM übernahm. Alle Anlagen und Gebäude blieben bei der Muttergesellschaft. (…) Für die insgesamt 160 Beschäftigten – rund 30 erhielten bereits im Oktober ihre Kündigung – dürfte es schwer werden, in der Region gleichwertige Arbeitsplätze zu finden. Und auch die Gewerkschaften könnten Probleme haben, kurzfristig eine andere Druckerei zu finden, die in der Lage ist, Zeitungen in Millionenauflage mit Dutzenden Varianten und Beilagen zu drucken, richtig zuzuordnen und zu verschicken. Klar sollte sein, dass dafür nur tarifgebundene Betriebe infrage kommen. Nur sind diese in der Druckindustrie längst nicht mehr die Regel.“ Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 31.12.2018 externer Link
  • Nach dem Scheitern von Verkaufsverhandlungen: Druckerei apm in Darmstadt stellt Betrieb ein
    120 Beschäftigte der insolventen Druckerei apm produktions GmbH in Darmstadt sind von der Insolvenzverwalterin Julia Kappel-Gnirs gestern mit sofortiger Wirkung freigestellt worden und erhalten in den nächsten Tagen die Kündigung. Damit haben sich die Hoffnungen zerschlagen, zum Jahreswechsel einen Investor zu finden, der die Muttergesellschaft alpha print medien AG und die Beschäftigten der 100-prozentigen Tochtergesellschaft apm produktions GmbH übernimmt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft geht davon aus, dass die Schließung der Druckerei vermeidbar gewesen wäre, wenn die Anteilseigner Torsten Voß und Andrew Seidl ein wirkliches Interesse am Erhalt des Standortes und der Arbeitsplätze gehabt hätten. (…) Der letzte verbliebene Interessent für die apm sagte offenbar gestern ab, nachdem die Preisvorstellungen von Voß und Seidl wohl zu hoch waren. Möglicherweise lassen sich mit der Verwertung der Anlagen und des Grundstücks der apm AG mehr Erlöse erzielen, als mit dem Verkauf an einen Investor. (…) Beide Anteilseigner gelten als sehr umstrittene „Insolvenzspezialisten“. Zuletzt war im Oktober für die von Andrew Seidl geführte ASTOV Vertriebsgesellschaft mbH ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die ASTOV hatte ursprünglich als Holding für mehrere Druckereien gedient. Im Juli 2018 hatte die von Dr. Voß geführte Firma „Kessler Druck + Medien“ in Bobingen bei Augsburg nach einem im Mai gestellten Insolvenzantrag den Betrieb eingestellt. 150 Mitarbeiter verloren von einem Tag auf den anderen ihre Arbeitsplätze. 2016 wurde die von der ASTOV-Gruppe übernommene Neue Süddeutsche Verlagsdruckerei in Ulm geschlossen. „Das legt schon die Vermutung nahe, dass das Geschäftsmodell von Dr. Voß und Seidl eher die Schließung als der Betrieb von Druckereien ist. Zumindest dann, wenn es darauf ankommt, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen“, sagt Manfred Moos von ver.di Hessen. Nachdem bereits im Oktober über 30 Beschäftigte der apm gehen mussten, haben Insolvenz und Schließung insgesamt rund 160 überwiegend hoch qualifizierte Arbeitsplätze gekostet. Für die Auszubildenden des Unternehmens gibt es möglichweise eine Chance auf eine Forstsetzung der Ausbildung bei einem anderen Druckbetrieb.“ Meldung vom 28. Dezember 2018 von und bei ver.di Verlage, Druck und Papier externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=137300
nach oben