Ver.di – eine Provinzposse in Emscher-Lippe?

Ver.di – eine Provinzposse? Oder: Ist der Bezirksvorstand noch zu retten?

Dreh- und Angelpunkt der heutigen Arbeitsgerichtsverhandlung, zwischen dem Bundesvorstand ver.di Berlin und Martina Peil, respektive dem Bezirksvorstand Emscher-Lippe, vor dem rundum smarten Richter Greb, dem dieser sommerlich anmutende Dienstagmittag aus dem Gesicht zu scheinen schien, ist schnell erklärt: Klägerinnenanwalt Volker Merbeck, seit Jahrzehnten für den Bezirk tätig, machte den Vorschlag, die – in § 29 Abs. 2 der ver.di-Satzung genannten – Beteiligten sollten sich noch einmal in der Geschäftsstelle oder sonstwo zusammensetzen, und wenn dabei heraus käme, dass der Bezirksvorstand mit der geschassten Bezirksgeschäftsführerin Martina Peil weiter arbeiten wolle, sollte dies so akzeptiert werden…“ Prozessbericht von Joachim Sombetzki vom 07.05.2013

  • Aus dem Text: „… Ob der Bezirksvorstand noch zu retten ist, weil der Bundesvorstand ihm ohne adäquate Gegenwehr nicht nur die gewünschte Bezirksgeschäftsführerin ohne Beteiligung weggenommen hat, sondern nunmehr, als Sahnehäubchen oben drauf, auch noch den nicht gewünschten Bezirksgeschäftsführer aus Dülmen – entgegen seinem Mitbestimmungsrecht aus § 29 der verdi-Satzung – „kommissarisch“ vor die Nase setzte, darf jeder selbst entscheiden. Der Pressesprecher des Bezirks Emscher-Lippe-Süd Werner Schlegel jedenfalls hat für sich die Konsequenz gezogen, unter diesen Umständen nicht weiter für ver.di tätig sein zu wollen. Er könne gegenüber der Öffentlichkeit nicht auf Arbeitgeber hinweisen, die ihre Arbeitgeberpflichten nicht erfüllen, wenn er dies im Namen einer Organisation tun soll, die sich, wie der Bundesvorstand von ver.di, als Arbeitgeber selber so schändlich verhalte, dass er sich dafür in der Öffentlichkeit schämen müsse; auf diese Weise sei es im nicht möglich reinen Gewissens das Verhalten anderer als Pressesprecher anzuprangern…“
  • Siehe dazu: Arbeitsgericht: Ex-Verdi-Geschäftsführerin Peil jetzt Gewerkschafts-Sekretärin
    Ex-Verdi-Geschäftsführerin Martina Peil hat einen Vergleich vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen geschlossen: Nach ihrer Abberufung im November 2012 wird sie weiterhin ihr Geschäftsführergehalt beziehen bevor sie danach ihr Gehalt als Gewerkschaftssekretärin erhält…“ Artikel von Klaus Johann in Der Westen Gelsenkirchen online vom 07.05.2013 externer Link. Aus dem Text: „… Wie sehr die Arbeit der 54-Jährigen geschätzt wurde, zeigte die Anwesenheit vieler Geschäftsführer- und Gewerkschaftskollegen. Die meisten Verdi-Mitglieder hatten die Ereignisse in den letzten Monaten mit Entsetzen wahrgenommen. Wie wenig gewerkschaftliche Tugenden bei der Verdi-Landesleitung zu zählen scheinen, bekam Martina Peil nach ihrer Abberufung zu spüren. Sie wurde im Februar aufgefordert, die Überzahlung der letzten drei Monate auszugleichen. Dies könne auch in Raten geschehen. Zuvor hatte die Landesleitung dem Bundesvorstand vorgeschlagen, Martina Peil wegen Mängel in der Finanzbuchführung abzuberufen. Dies geschah dann auch zum 30. November. Der Bezirksvorstand wurde nicht befragt. Die Satzung schreibt vor, dass der nur bei Berufungen von Geschäftsführern angehört werden muss. (…) Martina Peil bedankte sich noch im Gerichtssaal bei den Kollegen, bedauerte zutiefst, dass sie Gelsenkirchen verlassen müsse. Der Vorfall sei auch ein Schlag ins Gesicht dieses Bezirksvorstandes. Bezirksvorsitzender Wolfgang Gottschalk war erschüttert, sieht die Rechte der Ehrenamtlichen ausgehebelt. Fehler der Buchhaltung seien Martina Peil als politisch Verantwortliche zugeschoben worden. Den Revisionsbericht sah Gottschalk als Vorwand, um die Geschäftsführerin abschießen zu können. Bezirkspressesprecher Werner Schlegel trat von seinem Amt zurück. Er könne es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, eine Gewerkschaft zu vertreten, die so mit einer Mitarbeiterin umgehe.“

Und zum Hintergrund siehe einige Beiträge aus Der Westen Gelsenkirchen online (in umgekehrter chronologischer Reihenfolge):

  • Gewerkschaft: Nach Essen abgeschoben
    Martina Peil sitzt am Dienstag bereits in Essen und arbeitet dort im Verdi-Bezirk mit. Ihren Job als Geschäftsführerin des Bezirks Emscher-Lippe-Süd durfte die 53-Jährige nicht wieder aufnehmen, hält sich mit Aussagen zu ihrer Abberufung zurück, bestätigt aber: „Ich werde alle mir zur Verfügung stehenden Rechtsmittel nutzen. Es hat ja weder ein ernstes Gespräch gegeben noch eine Abmahnung.“…“ Artikel von Friedhelm Pothoff in Der Westen Gelsenkirchen online vom 06.11.2012 externer Link
  • Wo zu wenig und wo zu viel geredet wird
    Martina Peil ist von ihrer Position abberufen worden. Das ist ein massiver Eingriff in die Arbeitswelt und in das Leben der Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Emscher-Lippe-Süd. Die Art und Weise, wie die Dienstleistungsgewerkschaft dabei vorgegangen ist, erscheint mehr als bedenklich: Es ist ihrer unwürdig…“ Kommentar von Friedhelm Pothoff in Der Westen Gelsenkirchen online vom 03.11.2012 externer Link
  • Gewerkschaft: Martina Peil ist abberufen worden
    Im November pflegt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gerne ihre Mitglieder. In den üblichen Feier-Veranstaltungen werden „Verdianer“ für ihre langjährigen Mitgliedschaften ausgezeichnet. Mit dabei ist da immer auch die Geschäftsführerin des Bezirks Emscher-Lippe-Süd, Martina Peil. Sie wird zumindest an diesem Sonntag im Maritim-Hotel fehlen, denn sie darf derzeit ihren Job nicht ausüben. Wie die WAZ erfuhr, ist eine negative Revision (Überprüfung) der Berliner Verdi-Zentrale der Grund für die Abberufung…“ Artikel von Friedhelm Pothoff in Der Westen Gelsenkirchen online vom 02.11.2012 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=34417
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