Ein Betriebsrat für Würth. Bei dem schwäbischen Mittelständler soll es erstmals eine echte Mitarbeitervertretung geben – eine rechte?!

Dossier

Fight Union Busters!Die IG Metall hofft angesichts der ersten Betriebsratswahl beim Werkzeughändler Würth auf einen Wechsel in der Arbeitnehmervertretung. »Es bringt nichts, wenn der Betriebsrat nur aus Mitgliedern des alten Vertrauensrates bestünde«, sagt Uwe Bauer, erster Bevollmächtigte der IG Metall in Schwäbisch Hall. Die erste Betriebsratswahl bei dem Familienunternehmen aus dem Nordosten Baden-Württembergs sei eine Kehrtwende. Bislang wurden die Mitarbeiter der Kerngesellschaft der Würth-Gruppe durch einen Vertrauensrat ohne jegliche verbriefte Rechte vertreten. (…) Am Montag bestimmten die Beschäftigten bei einer Versammlung mit 2000 Teilnehmern den Wahlvorstand für die erste Betriebsratswahl in der Firmengeschichte. Damit ist unausweichlich, dass die Adolf Würth GmbH & Co KG mit ihren knapp 7200 Beschäftigten erstmals einen Betriebsrat bekommt. (…) Für die gesamte Würth-Gruppe arbeiten weltweit gut 77 000 Menschen, ein knappes Drittel davon in Deutschland. Der Chef der Gruppe, Robert Friedmann, betonte jüngst: In fast allen der 130 deutschen Firmen der Würth-Gruppe gebe es eine Mitarbeitervertretung – allerdings zählt er dazu auch Vertrauensräte. Betriebsräte finden sich nur in einigen Firmen der Gruppe – beispielsweise in übernommenen Unternehmen wie Hahn & Kolb, Uni Elektro, Fega & Schmitt; bei Würth Elektronik wurde 2016 ein Betriebsrat gewählt. In der Firmenzentrale stand das bislang außer Frage – dort gab es nur den Vertrauensrat…“  Artikel von Annika Grah vom 03.06.2019 beim ND online externer Link, siehe weitere Infos:

  • Betriebsratswahl: Bei Würth landet die IG Metall auf Platz drei New
    Die Beschäftigten im Mutterkonzern der Künzelsauer Würth-Gruppe haben erstmals einen Betriebsrat gewählt. Abgestimmt haben aber nur 65 Prozent der Wahlberechtigten. Und auch das Ergebnis fiel nicht ganz im Sinne der Gewerkschaft aus. Die IG Metall hat den dritten Platz bei der Wahl zum ersten Betriebsrat der Muttergesellschaft der Künzelsauer Würth-Gruppe, der Adolf Würth GmbH & Co. KG erreicht. An ihr vorbei zog eine Liste mit Vertretern des mittleren Managements sowie eine weitere Liste, auf der Mitglieder des ehemaligen Vertrauensrats kandidiert hatten…“ Beitrag von Ulrich Schreyer vom 10. Oktober 2019 bei der Stuttgarter Zeitung online externer Link, siehe auch:

    • Würth-Betriebsratswahl: Drei Listen am Ende weit vorne
      Die Wahl zum ersten Betriebsrat bei der Würth-Gruppe ist gelaufen, die Auszählung ist beendet. Ein Ergebnis wurde aber am Donnerstag noch nicht offiziell mitgeteilt – nur, dass die Wahlbeteiligung bei 65,4 Prozent lag. Die genaue personelle Zusammensetzung des Gremiums werde wegen noch einzuhaltender Fristen und Formalien erst in einigen Tagen feststehen, hieß es am späten Nachmittag – voraussichtlich sei es gegen Ende Oktober so weit. Auch ein Datum für die konstituierende Sitzung mit der Wahl des Betriebsratsvorsitzenden stehe noch nicht fest. Wie IG-Metall-Sekretär Arno Siebert mitteilte, entfielen auf die Liste „Vote“ die meisten Stimmen, etwa 22 Prozent. Mit rund 21 Prozent folgte die Liste „Herzblut“ um den bisherigen Vorsitzenden des Vertrauensrates, Andreas Lang. Die Liste der IG Metall kam mit etwa 16 Prozent der Stimmen auf Platz drei…“ Artikel von Heiko Fritze vom 10. Oktober 2019 bei Stimme.de externer Link
    • Wir warten noch auf Informationen über die beiden anderen Listen…
  • Bei Schrauben-Würth bestimmt seit 70 Jahren der Chef. Einen Betriebsrat gab es nie. Bis heute. 
    Ein Betriebsrat gehört für viele einfach dazu. Warum nur gab es bei Würth so lange keinen? Und was ändert sich jetzt? Um die Antwort zu finden, muss man verstehen, wie Reinhold Würth jahrelang die Geschäfte geführt hat. Und wie er auf seine Mitarbeiter bis heute wirkt. Zwar stieg Würth 1994, da war er 59 Jahre alt, aus der operativen Leitung der Firma aus. Offiziell ist er in Rente. Doch bis jetzt hat er als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats und Ehrenvorsitzender des Unternehmensbeirats viel mitzureden. In der Funktion überwacht er die Geschäftsführung und genehmigt Firmenausgaben. Und auch ohne diesen Posten ist das Unternehmen noch fest in der Hand der Familie. Würths Tochter Bettina hat im Beirat den Vorsitz inne, Enkel sitzen in der Geschäftsführung. Die Familie gehört laut Forbes zu den 150 reichsten Unternehmerdynastien der Welt. Das Manager Magazin schätzte ihr Vermögen Anfang Oktober auf zehn Milliarden Euro und zählt sie zu den elf wohlhabendsten Familien Deutschlands. Wann Reinhold Würth sich wirklich aus der Firma zurückzieht, ist laut Unternehmen noch unklar. In Künzelsau hat er einen Spitznamen: Papa Würth. Ein Papa, der Regeln vorgibt. Ein Papa, der auch mal streng ist. Der viel leistet – und auch von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel fordert. (…) Bislang gab es bei Würth nur einen sogenannten Vertrauensrat. Den installierte Reinhold Würth vor 36 Jahren: eine Gruppe von Mitarbeitern, die die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen vertreten sollten. (…) Aber mit einem echten Betriebsrat hat der Vertrauensrat nur wenig gemein. „Das Gremium besteht überwiegend aus ausgewählten Mitgliedern der Geschäftsleitung“, sagt Uwe Bauer von der IG Metall. (…) Hat der AfD-Lokalpolitiker Hurlebaus das neue Gremium nun ermöglicht? Uwe Bauer von der IG Metall widerspricht: Hurlebaus habe nie einen Wahlvorstand gegründet, nie eine Wahlversammlung einberufen – also formell nicht die Grundlage für einen Betriebsrat geschaffen. Außerdem habe die IG Metall schon länger bei Würth einen Betriebsrat gefordert. Dennoch: „Dadurch, dass Hurlebaus an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat das Ganze an Fahrt aufgenommen.“ Wie auch immer das von Bauer beschriebene „kleine Wunder bei Würth“ zustande kam: An diesem Mittwoch wird gewählt. Hurlebaus kandidiert trotz Kündigung. …“ Reportage von David Gutensohn vom 08.10.2019 in der Zeit online externer Link
  • Künzelsau: Faschistoider Aktivist will Betriebsrat bei Würth gründen – IG Metall gegen rechte Bestrebungen 
    „Johannes Daniel Hurlebaus, Schatzmeister des AfD-Kreisverbands Ortenau und Aktivist der faschistoiden Gruppe „Zentrum Automobil“, versucht, bei der Adolf Würth GmbH & Co KG in Künzelsau, dem Kernunternehmen der Würth-Gruppe mit rund 7.500 Beschäftigten, einen Betriebsrat zu gründen. (…) Seine Bestrebungen blieben bis jetzt ohne Erfolg: Hurlebaus war bei Würth als Key-Account-Manager beschäftigt und wurde wegen eines „groben datenschutzrechtlichen Verstoßes“ fristlos gekündigt, da er Werbemails für die Betriebsratsinitiative mit Videotrackinglinks verschickt hatte. Sein Dienstwagen wurde abgeschleppt, wogegen er erfolglos Anzeige erstattete. Über die Rechtmäßigkeit der Kündigung wird ein Arbeitsgericht entscheiden. (…) Bei Würth gab es noch nie einen Betriebsrat. Es gibt einen sogenannten Vertrauensrat, der Vorschläge machen kann, aber nicht einmal die wenigen Rechte eines Betriebsrats hat. Hurlebaus geht es allerdings nicht um die Überwindung dieser Rechtlosigkeit und schon gar nicht im Sinne einer kämpferischen Betriebsratsarbeit. Im Gegenteil, das „Zentrum Automobil“ – bisher unter anderem bei Daimler Untertürkheim im Betriebsrat vertreten – verherrlicht die faschistische Betriebsgemeinschaft und Volksgemeinschaft. Und diese ist aufs Engste mit der offenen und brutalsten Unterdrückung der Arbeiterbewegung nach dem Vorbild des Hitler-Faschismus verbunden. (…) Das Politmagazin Monitor berichtete über Verbindungen des „Zentrums“ zur NPD. Die IG Metall Schwäbisch Hall hat sich gegen Bestrebungen von Hurlebaus ausgesprochen, obwohl sie natürlich einen Betriebsrat befürwortet.“ Korrespondentenbericht aus Schwäbisch Hall vom 4. Juni 2019 bei Rote Fahne News externer Link, siehe dazu:

    • Würth: Gruppe distanziert sich von Rechts 
      Überraschung bei Würth: Die Initiative zur Gründung eines Betriebsrats bei der Künzelsauer Adolf Würth GmbH & Co. KG, die bislang Verbindungen in die rechte Szene immer bestritten hatte, distanziert sich von „jeglichem rechtsextremen Gedankengut“. Einstimmig habe das Gremium einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit dem „Zentrum Automobil“ und der Partei „Ein Prozent“ getroffen, heißt es in einer Erklärung der Initiative, die sie auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht hat. Tamer Ciftcioglu, der später zu der Initiative gestoßen war und nach eigenen Angaben SPD-Anhänger ist, hatte diese Erklärung in einem Video angekündigt. Eine Distanzierung von der AfD, deren Schatzmeister im Kreisverband Ortenau, Daniel Hurlebaus, Gründer der Initiative ist, war allerdings nicht Teil des Beschlusses. Dass eine von ihm unterzeichnete E-Mail-Nachricht an die Würth-Mitarbeiter versteckte Links zum „Zentrum Automobil“ enthielt, das auf diese Weise Zugriff auf Daten der Würth-Mitarbeiter erhalten konnte, ist der Grund für eine fristlose Kündigung, die Würth gegen Hurlebaus ausgesprochen hatte (…) Jeglichen Verbindungen in diese Szene schwören die Initiatoren nun ab. „Wir freuen uns über den anstehenden Wahlkampf für die Betriebsratswahl“, heißt es in der Erklärung. Eine Stimme-Anfrage, ob Hurlebaus an dem Unvereinbarkeitsbeschluss beteiligt war, blieb unbeantwortet.“ Artikel von Manfred Stockburger vom 06. Juni 2019 bei stimme.de externer Link
    • auf der IG Metall-Seite für Würth-Beschäftigte externer Link: „… Die IG Metall stellt sich entschieden gegen rechte Bestrebungen, Betriebsratswahlen für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Deshalb grenzen wir uns klar und in aller Deutlichkeit von dieser Initiative ab…“
    • Stress um Betriebsratsgründung und rechte „Gewerkschafter“ bei Würth
      „… Die Initiative zur Gründung des Betriebsrats bei Würth ging von verschiedenen Gruppen innerhalb der Belegschaft aus. Eine davon steht in direktem Zusammenhang mit der rechten Gruppe „Zentrum Automobil“ die seit Jahren rechte Betriebsratsmitglieder in verschiedenen Autofabriken stellt. Geführt hat diese Initiative Daniel Hurlebaus, seinerseits AfD-Schatzmeister in Ortenau. Mittlerweile hat Würth Daniel Hurlebaus mehrfach fristlos gekündigt. (…) Weiterhin wehrt sich Würth gegen die Aussage von Hurlebaus, dass ihm Geld angeboten worden sei, wenn er von einer Betriebsratsgründung absehe…“ Beitrag in Frontberichte 06/2019 von Kevin Hoffmann vom 7. Juni 2019 bei Arbeitsunrecht externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149807
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