Bedroht Klimaschutz den Arbeitsmarkt?

Campaign against Climate Change: «One Million Climate Jobs»„… Ist der Klimaschutz also eine Bedrohung für den deutschen Arbeitsmarkt? Welche Folgen hätten Umweltreformen für die Beschäftigung? Dieser Frage widmet sich auch eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Prognos AG (…) Zwar prognostizieren die Forscher ebenfalls, dass manche Jobs wegfallen werden. Insgesamt aber stellten sie fest: Der Klimaschutz schadet der Beschäftigung nicht. Im Gegenteil, die Forscher kommen sogar zum Ergebnis, dass Reformen sich langfristig leicht positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken werden. (…) Wie in den Berechnungen des CAR kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass speziell in der Automobilbranche Jobs wegfallen werden. Ebenso wie im Bergbau und in der konventionellen Energieerzeugung. Trotzdem erwarten die Forscher, dass der Arbeitsmarkt insgesamt nicht leiden wird. (…) Die vielleicht wichtigste Erkenntnis der Studie ist, dass durch den Klimaschutz auch viele neue Jobs in Deutschland entstehen – etwa in der regenerativen Energiewirtschaft und bei der umweltfreundlichen Mobilität. Bis 2050 sollen in diesen Bereichen knapp fünf Prozent der Beschäftigten arbeiten. Zum Vergleich: In der Automobilbranche sind es derzeit etwa vier Prozent. Am stärksten profitiert laut der Studie aber die Baubranche: Bis 2050 sollen hier mehr als 20.000 neue Jobs entstehen, im Vergleich zu einer Welt ohne ambitionierte Energiewende.“ Artikel von Laura Cwiertnia vom 1. Oktober 2019 in der Zeit online externer Link, siehe dazu:

  • Eine Million Klimajobs – Der ökologische Umbau ist machbar, sagt eine Studie britischer Gewerkschafter:innen New
    „… «Wir können eine Million sichere Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energien schaffen, die Energieeffizienz steigern, indem wir Häuser und öffentliche Gebäude kostenlos isolieren, bezahlbaren öffentlichen Verkehr enorm ausbauen, um Menschen und Fracht auf sauberere Verkehrsmittel zu bringen, und die ‹grünen Skills›, die wir brauchen, durch Aus- und Weiterbildung entwickeln.» So schrieben die Autoren der Gewerkschaftergruppe Campaign against Climate Change 2014 anlässlich der Veröffentlichung ihres Berichts mit dem Titel «One Million Climate Jobs». Im Oktober 2021 legten die Autoren eine Überarbeitung vor: «Climate Jobs: Building a Workforce for the Climate Emergency». Es könnten sogar mehr als eine Million zusätzlicher, gut bezahlter und qualifizierter Jobs geschaffen werden, wenn wir es mit dem Kampf gegen den Klimawandel ernst meinen. Dazu, so schreiben die Verfasser:innen, «müssen wir uns jedoch von der gescheiterten Abhängigkeit vom Markt lösen und stattdessen in eine enorme Ausweitung der Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor in allen Bereichen investieren – vom Verkehr, Energie und Ernährung bis hin zu Haushalten, Bildung und mehr –, die für die Bekämpfung des Klimas von entscheidender Bedeutung sind.» Es geht um den Umbau des Stromleitungsnetzes, des Verkehrssystems, die Nachrüstung unserer Häuser, der öffentlichen Gebäude und der Industriegebäude, oder um besonders verschmutzende Industriesektoren wie die Stahl- oder die Zementindustrie. (…) Bemerkenswert an dem Report ist, dass er auch das Thema Wegwerfprodukte anspricht – die im modernen Kapitalismus dominierende Form der Produktion. Die Autoren schlagen als Alternative eine Kreislaufwirtschaft vor. Praktisch heißt das: Produktion langlebiger Produkte, die Reparaturen möglich machen. Sie sehen hier ein enormes Potenzial für anspruchsvolle Tätigkeiten an komplexen Waren von der Elektronik über digitale Güter und Maschinen bis hin zu Stoffen und Möbelrenovierung. Das wird allerdings nicht mit Zahlen unterlegt. Auch für deutsche Gewerkschafter:innen ist die Lektüre der britischen Studie ein lohnendes Unterfangen. Es wird auch deutlich, dass der Schritt in Richtung Nachhaltigkeit nur zu machen ist, wenn diese Sektoren dem Zugriff des Kapitals entzogen und in öffentliche Hand überführt werden. Bezeichnenderweise gibt es in der BRD zu alldem kaum eine Debatte. Allen Linken, denen der ökologische Umbau ein Anliegen ist, bietet die britische Studie zahlreiche wertvolle Anregungen.“ Artikel von Paul Michel aus der Soz Nr. 02/2022 externer Link zur englischsprachigen Studie von Campaign against Climate Change externer Link: Climate Jobs: Building a workforce for the climate emergency

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=155322
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