Ausbeutung hoch zwei [oder gelebte Solidarität?]: Kuriere von Essenslieferdiensten stellen heimlich Schwarzfahrer an

#LeedsDeliveroo7: Für das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung bei Deliveroo in Leeds„Kuriere von Essenslieferdiensten geben ihre Aufträge an Menschen ohne Arbeitserlaubnis weiter. Bisher wird das Problem weitgehend ignoriert. (…) Die teils prekären Arbeitsbedingungen bei Essenslieferdiensten sorgen regelmäßig für Diskussionen. Auch hierzulande haben Fahrer von Deliveroo oder Foodora dagegen bereits demonstriert. Sie fordern bessere Bezahlung oder die Übernahme von Reparaturen, denn die oft selbstständig arbeitenden Kuriere müssen ihre wichtigsten Arbeitsmittel – Fahrrad und Smartphone – meist selbst stellen. In Frankreich führt die vergleichsweise geringe Bezahlung inzwischen dazu, dass Fahrer die Aufträge weiterreichen. Oft sind es Migranten ohne Papiere und Arbeitsgenehmigung, die dann das Essen ausfahren. Zwischen 30 und 50 Prozent der Bezahlung müssen sie nach einem Bericht der „New York Times“ dann an die ursprünglich beauftragten Fahrer wieder abgeben. (…) Auch in Deutschland gibt es offenbar eine ähnliche Praxis. „Soweit ich weiß, geschieht es auch hier, aber wahrscheinlich in geringerem Ausmaß“, sagt Christian Schwarz, selbst Fahrer bei Deliveroo und Mitglied von Deliverunion, einem Zusammenschluss von deutschen Fahrern, die sich unter dem Dach der Basisgewerkschaft FAU organisieren. Auch Schwarz, der eigentlich anders heißt, gibt seine Zugangsdaten an einen Freund aus Georgien weiter. Dieser hat keine eigene Gewerbeanmeldung und darf daher nicht als Fahrer für Deliveroo arbeiten. „Er bekommt 100 Prozent der Einnahmen“, betont Schwarz. „So werden wir beide nur von Deliveroo ausgebeutet.“ Er glaubt, dass die meisten Fälle in Berlin so ähnlich seien und Fahrer auf diese Weise Freunden oder Bekannten ohne nötige Arbeitsgenehmigungen oder andere Papiere aushelfen. Er habe auch schon beobachtet, wie andere Fahrer Fremden erklärt hätten, was sie zu tun haben. Zudem gebe es im Internet Anzeigen, in denen Leute anbieten, Essen für zwei Euro pro Lieferung auszufahren – Deliveroo zahlt im Schnitt fünf Euro pro Lieferung…“ Beitrag von Oliver Voss vom 3. Juli 2019 bei Tagesspiegel online externer Link

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