„Autobahn-Stadt Europa“: Potentiale und Strategien für gesunde LKW-Arbeit in der EU-27

„… Die EU-Kommission beabsichtigt, auch zur Bewältigung der anhaltenden Finanz- und Realkrise ein Investitionsprogramm für den Ausbau der europäischen Verkehrsnetze in einem Umfang von 26 Milliarden Euro. Damit sollen Folgeinvestitionen in einem Umfang von 250 Milliarden Euro bewirkt werden. Auf diesem Wege werden zu den bestehenden rund 68000 Kilometern Fernstraßen in Europa weitere 58000 Kilometer Fernstraßen hinzukommen. Hintergrund ist die weiter wachsende Schlüsselfunktion von Transport und Logistik für die Steigerung von Wertschöpfung und Gewinnerzielung durch räumliche Arbeitsteilung. Aus der Sicht der Fahrarbeit, also aus der Sicht der Beschäftigten im Straßengüterverkehr kann nunmehr nicht länger mit dem gezielten Aufbau einer zielgruppenorientierten Gesundheitsversorgung für die Berufskraftfahrer gewartet werden…“ Arbeitspapier von Prof. Albrecht Goeschel (Akademie und Institut für Sozialforschung e.V. Verona) und Marion Fendt (Dipl. Verwaltungswissenschaftlerin, Leiterin ver.di Bildungszentrum Brannenburg) vom Februar 2014 zur vom ver.di-Bildungszentrum Haus Brannenburg im Inntal in Kooperation mit der Akademie und Institut für Sozialforschung Verona am 14. und 14. Februar 2014 veranstalteten Fachkonferenz zum Thema „Autobahn-Stadt Europa ohne Gesundheitsversorgung?“

  • Kommentar von Albrecht Goeschel  an die LabourNet-Redaktion: „Der deutsche Urbanismus-Diskurs ist auf weite Strecken  feuilleton-biedermeierlich angehaucht. International fokussiert sich demgegenüber die Diskussion schon längst darauf, Favela-Städte und Slum-Citys nicht nur passiv zu akzeptieren, sondern auch aktiv zu konzipieren – siehe die Verhandlungen des jüngsten Urbanismus-Kolloquium in Princeton. Gänzlich außerhalb der Urbanismus-Community hat sich bei Logistikexperten und Sozialökonomen ein vergleichbares Konzept „Autobahn-Stadt Europa“ entwickelt. Gemeint ist, dass die rund 68.000 Kilometer bestehende und 58.000 Kilometer geplante Fernstraßen in Europa nebst anhängendem Wirtschaftsbereich (Logistikzentren, Autohöfe, Tankstellen, Parkzonen) nicht nur Tag und Nacht von hunderttausenden von Trucks befahren oder beparkt werden, sondern auch Arbeitsplatz und Wohnort von Millionen Menschen sind: Eine Superstruktur des globalisierten Kapitalismus, die sich über die tradierte Siedlungsstruktur gelegt hat. In dieser „Autobahn-Stadt Europa“ gibt es keine adäquate Gesundheitsversorgung und kaum soziale Absicherung. Seit einigen Jahren arbeiten Wissenschaftseinrichtungen, Unternehmen, Gewerkschaften und Behörden an Konzepten und Programmen für eine eigenständige Gesundheitsinfrastruktur für die „Autobahn-Stadt Europa“…“
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