Das große Geschäft mit dem Trinkgeld

Geschäftsmodelle von Reinigungsfirmen im Sanitärbereich sind höchst undurchsichtig: Eine Möglichkeit für Firmen, den Mindest- oder Tariflohn nicht zu zahlen. Seit dem 1. Januar gilt der Mindestlohn – auch in Berlin. Wie sieht die Umsetzung in den einzelnen Branchen aber aus? Ein Besuch auf einer Kaufhaustoilette am Alexanderplatz. Artikel von Christin Odoj im neuen deutschland vom 8. Januar 2015 externer Link. Aus demText:… »Wenn also nur jeder Zweite etwas gibt, kommen so pro Stunde bestimmt 25 Euro zusammen – und das nur bei den Frauen und nur auf meiner Etage«, sagt sie. Die Augen weiten sich, als ihr ungefähr klar wird, wie viel von dem Geld vom Teller übrigbleibt. Ein Teil der Einnahmen geht an die etwa zehn Mitarbeiter, ein anderer wird für die Reinigungsmittel und Toilettenpapier ausgegeben, so wurde es Karin Schröder jedenfalls von Kollegen erklärt. (…) Für die Gewerkschaft IG BAU, die die Gebäudereiniger vertritt, ist das Putzen von Sanitäranlagen ein komplexes Ungetüm, schwer zu fassen in Tarifverträge. »Es gibt kein Toilettenreinigungsgewerbe«, sagt Gewerkschaftssekretär Bastian Kaiser von der IG Bau-Berlin. Die Branche ist nicht organisiert. Wenn der seit Januar geltende Mindestlohn unterschritten wird, sei das zwar eine klare Rechtsverletzung, aber nach Tarif für die Gebäudereiniger bezahlt zu werden, der in Berlin seit dem 1. Januar bei 9,55 Euro liegt, ein aufwendiger Kampf. »Der Tarif würde nur gelten, wenn jemand tatsächlich überwiegend mit der Reinigung, beispielsweise von Toiletten beschäftigt ist«, sagt Kaiser. Sobald Karin Schröder das Papier nachfüllt, die Reinigungsmittel besorgt oder den Trinkgeldteller bewacht, wird es schon schwierig. Mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit müsste sie nur mit Putzen verbringen und dafür muss sie penibel ihre Arbeit dokumentieren…

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