Teils „mafiöse Strukturen“: Die Paketbranche boomt – die Löhne der Zusteller sinken

stop inhuman working conditions in road transportDer Markt der Paketdienste boomt, aber die Verdienste der Beschäftigten gehen trotz wachsender Nachfrage immer weiter zurück. Wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken mitteilte sank das mittlere Bruttomonatsentgelt in der Branche von 2007 bis 2017 von 2859 auf 2478 Euro. Das ist eine Abnahme um 13 Prozent. Zugleich stiegen die Vergleichsentgelte in der Gesamtwirtschaft um 23,7 Prozent. Die Gesamtzahl der Beschäftigten nahm im gleichen Zeitraum von 102.000 auf 155.000 zu. In der differenzierten Betrachtung konnten Vollzeitbeschäftigte in tarifgebundenen Betrieben ein Einkommensplus verzeichnen. Sie verdienen inzwischen 662 Euro brutto mehr als ihre Kollegen ohne Tarifbindung. Vor zehn Jahren war die Diskrepanz erst halb so groß. Linken-Gewerkschaftsexperte Pascal Meiser verweist darauf, dass in dieser Statistik die ausländischen Subunternehmer nicht mit erfasst seien. Die Realität in der Branche sehe tatsächlich also noch düsterer aus...“ Artikel von Gregor Mayntz und Eva Quadbeck vom 8. April 2019 bei RP online externer Link. Siehe dazu:

  • Die Paketbranche boomt – und die Löhne der Paketzusteller sinken? Das darf doch gar nicht sein. Eigentlich New
    „… Warum sinken die mittleren Löhne in einer Branche, die von Rahmenbedingungen gekennzeichnet sind, die eher zu steigenden Löhnen auf breiter Front führen müssten? Es überrascht nicht, dass die FAZ diese Frage nicht erneut aufruft, sondern die zitierten Teilaspekte stehen lässt und den Artikel beendet. So erfährt der FAZ-Leser auch nicht, dass die Löhne für einen überdurchschnittlich großen Teil der Beschäftigten so niedrig sind, dass die davon Betroffenen Anspruch haben auf aufstockende Hartz IV-Leistungen, also eine aus Steuermittel zu leistende Subventionierung des Niedriglohnsektor. Konkret sehen die Zahlen für das vergangene Jahr so aus: 2018 lag der Aufstockeranteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (4,2 Prozent) in der Branche mehr als doppelt so hoch als in der Gesamtwirtschaft (1,8 Prozent). Und der Aufstockeranteil der ausschließlich geringfügig Beschäftigten (14,2 Prozent) in der Branche lag um mehr als die Hälfte höher als in der Gesamtwirtschaft (9,3 Prozent). Sonst müsste der Bericht zugestehen, dass es den Arbeitgebern in dieser Branche offensichtlich gelungen ist, die Löhne in den vergangenen Jahren bei einer wachsenden Beschäftigtenzahl zu drücken – und zwar erheblich, wie wir gesehen haben. Und wir wissen alle, dass dies auch durch die Rekrutierung von Menschen aus anderen Ländern, beispielsweise aus Rumänien oder noch weiter ostwärts liegenden Staaten praktiziert wurde. Aber selbst bei denen spricht sich herum, was für Arbeitsbedingungen hier herrschen und wie die Vergütung aussieht. Man kann nur vermuten, dass beispielsweise die Deutsche Post ahnt bzw. sicher davon ausgeht, dass die Zeit, in der man die Beschäftigten (oder neue von außen rekrutierte Kräfte) auf die Rutschbahn nach unten setzen und damit deutlich „günstiger“ haben kann als bislang, vorbei sind. Und man will sich im „oberen“ Segment gegenüber den anderen Mitbewerbe positionieren. Was bis vor kurzem eine „untragbare Last“ war, wandelt sich nun zu einem Pfund, mit dem man zu wuchern versuchen wird. Das wird für einige die individuelle Situation sicher verbessern helfen. Der Blick auf die Branche hat aber an harten Zahlen zeigen können, wohin so eine Rutschbahn eine ganz Branche führen kann und wird: nach unten…“ Kommentar vom 10.4.19 von und bei Stefan Sell externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=147136
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