Nicht nur zu Weihnachten: Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer – die Situation der Paketzusteller, was man machen könnte und was passieren wird

stop inhuman working conditions in road transport“In den Wochen und Tagen vor dem großen Fest am Jahresende mit den vielen Geschenken kann man ihnen nicht entkommen – den Berichten über die heiß laufende Branche der Paketdienste und die oftmals noch milde als skandalös titulierten Arbeitsbedingungen der Paketzusteller. (…) Die Folgen liegen auf der Hand: „Statt eines Wettbewerbs um die Leistung liefern sich die Zustelldienste einen immer härteren Preiswettbewerb“, so der Unternehmensberater Horst Manner-Romberg. Weil die Paketbranche dies nicht auf Dauer durchhalten werde, rechnet Manner-Romberg mit wesentlichen Veränderungen. „In vier oder fünf Jahren wird es Standard sein, dass der Paketkunde sich die Sendung an Sammelstellen selbst abholt“. Parallel dazu wird sich die Entwicklung hin zu Zigtausenden Gelegenheitsjobs in der Zustellbranche fortsetzen. Und was sollte und könnte man (entsprechenden politischen Willen unterstellt) machen? Dazu erneut Alexander Hagelüken in seinem Artikel Ausgeliefert: »Zusteller würden würdiger entlohnt, wenn Konsumenten anerkennen, dass ihre Leistungen etwas wert sind. Sie ersparen einem die Zeit, selbst in den Laden zu gehen. Dafür können Kunden zahlen. Damit dieses Geld auch wirklich bei den Zustellern ankommt, brauchen diese allerdings Gewerkschaften, die höhere Löhne durchsetzen.« Nun wird der eine oder andere verständlicherweise an dieser Stelle einwenden: Schön und gut, aber wie garantiert man mir, dass das Geld auch bei den Zustellern ankommt und nicht die Gewinnmargen der Unternehmen steigert? Denn offensichtlich sind die Gewerkschaften derzeit nicht wirklich in der Lage, die höheren Löhne auch durchzusetzen. Dazu schreibt Hagelüken: »Weil die Arbeitnehmervertreter seit Längerem geschwächt sind, ist der Lieferboom ein Fall für die Politik. Sie sollte nicht nur die Subfirmen besser kontrollieren. Denkbar wäre, angemessene Löhne für die ganze Branche verbindlich zu machen. Ähnliches verordnete die Bundesregierung vor zehn Jahren bei Briefen, was dort Billiglohnwettbewerb verhinderte.« Und natürlich könnte man auf die Idee kommen, ergänzend die Haftung der Paketdienste für die Einhaltung der Standards bei den von ihnen beauftragten Subunternehmen einzuführen. Denn bislang können sich die Paketdienste immer darauf zurückziehen, dass sie die Einhaltung der Vorschriften zwar verlangen, aber was der selbstständige Subunternehmen dann in Wirklichkeit mache, das ließe sich eben nicht kontrollieren. Das hätte man schon alles machen können. Wenn man gewollt hätte.“ Beitrag von Stefan Sell vom 19.12.2018 bei Aktuelle Sozialpolitik externer Link, siehe auch: „Paket-Flut – Wie Geschenke ohne Chaos ankommen“:

  • Paket-Flut – Wie Geschenke ohne Chaos ankommen
    “Weihnachtsgeschenke werden fleißig im Internet bestellt: Zwölf Millionen sind jetzt unterwegs – jeden Tag! Um diese Flut zu bewältigen, haben die großen Dienstleister zusätzlich tausende Mitarbeiter eingestellt – teils unter schlechten Arbeitsbedingungen. Und das Zustell-Chaos belastet den Stadtverkehr. Hierzulande ist die Branche am Limit. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es auch anders geht. (…) „Plusminus“ ist zu Besuch bei Holger Simon von der Gewerkschaft Verdi in Frankfurt. Ein Zusteller bittet dort um Hilfe. Er sagt, er arbeite zehn bis zwölf Stunden am Tag und verdiene nur 50 Cent pro Paket. Sein Arbeitgeber ist ein Subunternehmer, der bei Hermes unter Vertrag steht. Der Gewerkschafter stellt fest: der Zusteller bekommt nicht einmal Mindestlohn ausgezahlt. Doch nicht nur das: ein vermisstes Paket wurde auch noch von seinem Lohn abgezogen. Der Hermes-Mitarbeiter klagt, er habe im Monat nur 209 Euro bekommen. Das sei sittenwidrig. (…) Üble Arbeitsbedingungen und Verkehrschaos. Ist das in ganz Europa so? „Plusminus“ hat in Dänemark eine Lösung gefunden: Dort werden Arbeitsbedingungen von der Polizei streng kontrolliert. Rund 70 Prozent aller Arbeitnehmer sind in Gewerkschaften, die zum Generalstreik aufrufen, wenn Tarifverträge nicht eingehalten werden. Dazu kommt: Ein Paket-Verkehrschaos gibt es in Dänemark nicht…“ Beitrag und Video von Plusminus vom 19.12.2018 bei ARD externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=141890
nach oben